Bamberger Heimatgeschichte auf 150 Seiten

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Historische Fotos illustrieren das Buch: hier eine Aufnahme von 1916, die Korbmacher in Sassanfahrt zeigen. Repro: Marion Krüger-Hundrup
Historische Fotos illustrieren das Buch: hier eine Aufnahme von 1916, die Korbmacher in Sassanfahrt zeigen. Repro: Marion Krüger-Hundrup

Der Landkreis hat den Band "Der Vergangenheit auf der Spur - Lebensbilder aus dem Bamberger Land" herausgegeben. Es ist ein buntes Kaleidoskop aus Porträts von Äbten, Edelleuten, Räubern und anderen Persönlichkeiten.

Bekanntlich schreibt das Leben die schönsten Geschichten. Auch die traurigsten, kuriosesten, ungewöhnlichsten. Einige dieser Histörchen sind im Landkreis Bamberg entstanden und haben teilweise weite Kreise gezogen. Das neue Buch "Der Vergangenheit auf der Spur - Lebensbilder aus dem Bamberger Land" bündelt diese Heimatgeschichte auf 150 Seiten. 64 Aufsätze beleuchten die Lebensläufe ehemaliger Bürger und Bürgerinnen, die Spuren in der Region Bamberg hinterlassen haben: vom Verwaltungsbeamten über die engagierte Nonne bis hin zum Erfinder der Jeans.

Herausgeber des bunten Kaleidoskops sind Günter Dippold, Renate Kühhorn und Wolfgang Rössler. Sie haben verschiedene Autoren verpflichtet, die Persönlichkeiten aus dem Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert vorstellen. "Maßgabe war, dass sie schon tot sein müssen", erklärt Herausgeber Dippold trocken.
Der Bezirksheimatpfleger hat auch eine Erklärung dafür parat, dass es nur sechs Frauen posthum ins Buch geschafft haben: "Idealerweise waren Äbte, Fürstbischöfe und Pfarrer im Hochstift Bamberg nicht verheiratet", hatten also keine Ehefrauen, die Geschichte hätten schreiben können wie etwa die der Markgrafen Bayreuths.

Tatsächlich nehmen geistliche Herren und Damen, die die Region Bamberg geprägt haben, einen breiten Platz in dem Buch ein. Der Leser taucht beispielsweise in die Biografie des Hallstadter Oberpfarrers Peter Knorr (gestorben 1478) ein, einen der wohl einflussreichsten Bamberger Kleriker seiner Zeit. Oder in das Lebensbild der frommen, klugen und überaus gebildeten Brigitta von Stiebar (gestorben 1557), Äbtissin des Klosters Schlüsselau. Oder Johann Philipp von Gebsattel (1555-1609), der als Fürstbischof von Bamberg nicht nur durch seinen lockeren Lebenswandel mit Konkubinen und Kindern von sich reden machte, sondern auch als Bauherr und Wohltäter der Armen. Seinem Porträt folgt gleich sozusagen als Kontrastprogramm das des Räubers und Mörders Hans von Viereth (erwähnt 1598-1606), ein Gangsterboss, der sich Festnahmen durch die Kunst der Maske entzog und im Dunkel der geschichtlichen Quellen entschwand.

Vieles wird lebendig

Der Scheßlitzer Türmer und Stadtmusikant Franz Bäumer (1759-1838) wird wieder lebendig, der Sassanfahrter Tagelöhner Matthes Schick (1769-1832), der Eigentümer des Schlosses Seehof Walther von Zandt (1823-1913) oder die Gründerin der Kinderbewahranstalt in Oberhaid Katharina Görtler (1847-1923). Der Pettstadter Fährmann Hans Hohl (1907-1985) fährt noch einmal "übärm Wassä", Landrat Emil Kemmer (1914-1965) fördert erneut den Wohnungsbau und die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe in den 142 Gemeinden seines Landkreises, Christine Denzler-Labisch (1949-2009) widmet ihr Leben den Schwerstkranken und Sterbenden.

Jeder der 64 Porträtierten hätte es verdient, erwähnt zu werden. Und sei es, um Vergangenheit für die Heutigen wach zu rufen. Das geschieht etwa mit dem dunklen Kapitel Nationalsozialismus, für das der Oberbürgermeister von Bamberg und NSDAP-Kreisleiter Lorenz Zahneisen (1897-1950) herangezogen wird.

Das reich bebilderte Buch schließt eine Lücke. Denn Publikationen über alte Gebäude und steinerne Denkmäler in der Region sind zuhauf erschienen. Doch gerade die anschaulichen Geschichten über Menschen, die hier einst lebten, geben dem Landkreis Bamberg sein Gesicht.

Das Buch "Der Vergangenheit auf der Spur - Lebensbilder aus dem Landkreis Bamberg" ist in der Infothek des Landratsamtes, Ludwigstraße 23, Bamberg, sowie im örtlichen Buchhandel zum Preis von 19,80 Euro erhältlich.