Bamberger Gläubige folgen der Silbermadonna

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Die Silbermadonna von Caspar Riss (1696) war für die Kleine Marienprozession aus dem Diözesanmuseum geholt worden. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Die Silbermadonna von Caspar Riss (1696) war für die Kleine Marienprozession aus dem Diözesanmuseum geholt worden. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Im Zentrum der Prozession mit Weihbischof Herwig Gössl stand das Allerheiligste, das in der Monstranz unter dem Baldachin mitgeführt wurde. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Im Zentrum der Prozession mit Weihbischof Herwig Gössl stand das Allerheiligste, das in der Monstranz unter dem Baldachin mitgeführt wurde. Foto: Marion Krüger-Hundrup
 
Christine Neubauer hat die Kräuter für ihren Strauß im eigenen Garten gesammelt.Foto: Marion Krüger-Hundrup
Christine Neubauer hat die Kräuter für ihren Strauß im eigenen Garten gesammelt.Foto: Marion Krüger-Hundrup
 

Hunderte Katholiken zogen am Mittwoch in der "Kleinen Marienprozession" mit Weihbischof Gössl von der St. Jakobs-Kirche durch das Berggebiet.

Würziger Duft erfüllte die vollbesetzte St. Jakobs-Kirche. Viele Männer und Frauen hatten Kräuterbüschel mitgebracht, die traditionell zum Fest "Mariä Aufnahme in den Himmel" gebunden und gesegnet werden. Obwohl es in diesem Jahr gar nicht so einfach war mit dem Suchen der Kräuter in der freien Natur: "Ist ja alles vertrocknet", bedauerte etwa Christine Neubauer aus Tütschengereuth, die sich ihr Sträußchen im eigenen bewässerten Garten zusammengesucht hatte: Pfefferminze, Klee, Goldraute, Quendel, Blutströpfle ergaben so ein stattliches Gebinde. "Das kommt in den Hausgang das Jahr über", lächelte Christine Neubauer.


400 Jahre Sodalität

Für sie war es nicht nur eine fromme Pflicht, den Festgottesdienst mit Weihbischof Herwig Gössl zu besuchen. "Ich bin in der Sodalität, schon meine Schwiegereltern waren Mitglieder", erzählte die Tütschengereutherin. Die Marianische Herren- und Bürgersodalität Bamberg, eine katholische Laienvereinigung mit derzeit 330 Mitgliedern, wurde schon 1618 durch Rom bestätigt. Existiert also seit nunmehr genau 400 Jahren und beging anlässlich dieses Jubiläums ihr Titularfest "Mariä Himmelfahrt" eben besonders würdig.

Mit dem Weihbischof zelebrierte Professor Peter Bruns, Diakon Georg Paszek erfüllte seinen gottesdienstlichen Part, Organist Florian Walz unterstützte den kräftigen Gemeindegesang mit allen Registern, und Kantor Ulrich Bosch sang mit warmem Bariton das Kyrie oder das Halleluja vor.

Eine innige Atmosphäre herrschte in St. Jakob, bereichert durch die Weihe einer Votivgabe für die Muttergottes, die Sodalitäts-Präfekt Martin Sauer auf einem Samtkissen Weihbischof Gössl entgegenhielt: ein silbernes Herz, in dem die Namen aller Mitglieder eingraviert sind. "Diese Votivgabe ist ein Zeichen für das, was wie in jedem Gottesdienst tun sollen, nämlich das Herz öffnen für Christus und herzlich glauben", erklärte der Weihbischof, segnete die Gabe und "alle, die darin eingeschlossen sind".


Von "Imagine" zur Verehrung Marias

In seiner ansprechenden Predigt gelang es ihm, den Bogen zu schlagen von dem Song "Imagine" des Beatles John Lennon zum stärkenden Glauben an Gott, zur Verehrung Marias, deren Aufnahme in den Himmel "die letzte Konsequenz ihrer Ausrichtung hin zu Gott und den Menschen" sei.

Konsequent war auch, dass Zelebranten wie Gottesdienstbesucher ihr Glaubenszeugnis öffentlich bekundeten. In der "Kleinen Marienprozession" ging es hinaus durch das Berggebiet, vorbei an mit weiß-gelben Fähnchen und Blumen geschmückten Häusern zur St. Getreu-Kirche und wieder retour.
Im Zentrum der Prozession stand natürlich das Allerheiligste, das die Priester abwechselnd in der Monstranz unter dem Baldachin trugen. All die Gebete, Litaneien und Lieder waren denn auch zwar der Muttergottes zugesprochen und -gesungen, doch stets als Mittlerin zu ihrem Sohn Jesus Christus. Umso ergreifender erklang das "O himmlische Frau Königin": "Wir geben dir in deine Hand die Heimat, unser Frankenland..."

Ja, in dieser freundlichen Demonstration fränkischer Frömmigkeit fehlte nichts, was zu einer gescheiten Prozession sonst noch dazu gehört: eine Blaskapelle - der Musikverein Mühlendorf unter der Leitung von Johannes Luft -, die geschmückte Silbermadonna, neugierige Zuschauer am Straßenrand, Polizeiautos als Straßensperre oder Sanitäter des Malteser-Hilfsdienstes für mögliche Notfälle.


Heimbewohner mit leuchtenden Augen

Nur eines war ungewöhnlich und daher umso augenfälliger: In Stuhlreihen verfolgten die betagten Bewohner des Walburgisheimes das vorüberziehende Geschehen. Hilfsbereite Pflegerinnen hatten sie in den Torbereich gesetzt und dafür gesorgt, dass es auch in alten Augen zu leuchten begann.