Am Sonntag verabschiedet die Bamberger Dompfarrei ihren langjährigen Pfarrer Gerhard Förch in den Ruhestand. Der vitale 71-Jährige legt auch seine Ämter als Domkapitular und Regionaldekan nieder.
Die Rednerliste beweist schon allein, welche Wertschätzung sich Dompfarrer Gerhard Förch nicht nur in katholischen Kreisen erworben hat. Am Ende des Festgottesdienstes am morgigen Sonntag im Dom, mit dem sich der 71-Jährige in den Ruhestand verabschiedet, ergreifen Bürgermeister Christian Lange (CSU), Domdekan Hubert Schiepek, Kirchenpfleger Andreas Steck, der evangelisch-lutherische Dekan Hans-Martin Lechner, der Vorsitzende des Türkisch-Islamischen Kulturvereins, Mehmet Cetindere, sowie der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Martin Arieh Rudolph, das Wort.
Und natürlich Irmgard Savic, die Vorsitzende des Gemeindeausschusses Dom, die dem langjährigen Pfarrer Dank sagen wird für die geleistete Arbeit. "Gerhard Förch war ein guter Teamplayer", sagt die engagierte Laiin. Er habe vertrauensvoll und anerkennend mit allen Haupt- und Ehrenamtlichen zusammen gearbeitet.
Überhaupt seien die Gemeindemitglieder bei ihm stets auf offene Türen gestoßen, hätten in ihm einen "verständnisvollen und geduldigen Zuhörer gefunden", betont Irmgard Savic.
Offen für Neues
Dabei sei der Dompfarrer aufgeschlossen gewesen für neue Ideen etwa in der Gottesdienstgestaltung oder besonders in der Einbindung von Kindern in das Gemeindeleben. Die Aufgabenfülle, die der scheidende Förch zu bewältigen hatte, war enorm: Gottesdienste, Kindergarten, Religionsunterricht, Katechese, Gruppen und Kreise, Alten- und Krankenbesuche, natürlich Gremien wie Pfarrgemeinderat (heute Gemeindeausschuss) und Kirchenverwaltung.
Darüber hinaus stellten sich ihm als Dompfarrer Herausforderungen, die es so in anderen Pfarreien des Erzbistums nicht gibt.
Die vielen auswärtigen Besucher und Touristen, die nicht nur zum Sonntagsgottesdienst in den Dom kommen, wollten angesprochen werden. Da feilte Förch noch gründlicher an seinen brillanten Predigten, räumte Termine für Hochzeiten und Taufen ein.
Bei der Neuordnung der Pfarreienstruktur in Seelsorgebereiche wurde Förch 2006 auch Leitender Pfarrer des Bereiches Dom/Obere Pfarre. Als Domkapitular war der promovierte Theologe zudem bisher Mitglied der Bistumsleitung, als Regionaldekan für die Dekanate Bamberg, Burgebrach, Hallstadt-Scheßlitz und Hirschaid fielen ihm auch viele repräsentative Verpflichtungen zu.
"Gewisse Toleranzgrenze"
Mit seinem ausgleichenden, ruhigen Wesen erwarb er sich den Ruf, Frieden stiftend zu sein und Konflikte im Gespräch zu lösen.
Bei allem "dicken Fell", zu dem sich Gerhard Förch lächelnd bekennt, spricht er aber auch von einer "gewissen Toleranzgrenze". "Ungerechtigkeit kann ich nicht ausstehen", erklärt er. Wenn Menschen davon betroffen sind, finden sie in ihm einen Streiter für ihre Sache.
Etliche Posten und Pöstchen füllte der aktive Sportler ("Ich habe schon gejoggt, bevor der Erzbischof nach Bamberg kam") noch aus: Vorsitzender des Klerus-Vereins, Mitglied der Ökumenischen Kommission, des Kaufunger Konvents, des Fördervereins "Zelt der Religionen" oder des Fördervereins "Zur Pflege des Gedenkens an Hans Wölfel". Diese Ehrenämter will der vitale Priester auch weiterhin ausüben.
Überhaupt "bleibe ich 15. Nothelfer", lacht Gerhard Förch, der Seelsorger aus Berufung. Ansonsten "muss irgendwann mal Schluss sein", sagt er energisch.
Denn das für katholische Priester übliche Ruhestandsalter von 70 Jahren habe er ohnehin schon überschritten. Erzbischof Ludwig Schick hatte den gebürtigen Fürther vor seinem 70. Geburtstag am 27. Januar 2014 gebeten, noch ein Jahr weiterzumachen.
Aufbruch zu neuen Ufern
In der künftig gewonnenen Freizeit will Förch "vieles tun, was bislang nicht möglich war": Reisen zum Beispiel, am liebsten nach China, Mexiko und Peru, Tagesausflüge ins Fränkische machen, Konzerte und Vorträge besuchen.
Der Unruheständler könnte auch in einer Biografie viel erzählen aus seinem bewegten Leben als Kaplan in Ansbach, als Diözesanjugendseelsorger und Leiter des Erzbischöflichen Jugendamts, Hochschulseelsorger, Pfarrer in Ansbach und Pfarrer in St. Kunigund Bamberg.
Der Dompfarrei stand der frischgebackene "Monsignore" - Papst Franziskus verlieh ihm jetzt diesen Ehrentitel - 17 Jahre lang vor. Allein schon diese Zeitspanne würde Bände füllen.
Gewiss wird Gerhard Förch seinem Nachfolger Domdekan Hubert Schiepek mit Rat und Tat zur Seite stehen. Schiepek übernimmt ab 1. September für ein Jahr die Administration der Dompfarrei. Danach soll es wieder einen festen Pfarrer geben.