Der Bamberger Delegierte Georg Pfister sagt das, was die CSU gern hört - aber lieber nicht sagen will. In Nürnberg hatte der 79-Jährige jetzt wieder einen großen Auftritt.
Als Georg Pfister im Oktober vor vier Jahren seinen 75. Geburtstag feierte, da landete er mit dem Hubschrauber vor der Hans-Jung-Halle im heimatlichen Breitengüßbach, stieg aus und lupfte den Hut zum Gruß. Der Hubschrauber war die Ausnahme, aber den Hut hat er immer auf. Oft werde er gefragt, was denn "der mit dem Hut" aus Bamberg macht, sagte der Coburger Bundestagsabgeordnete und Chef der CSU-Mittelstandsvereinigung, Hans Michelbach, damals in seiner Würdigung.
Was wird er schon machen? Er kümmert sich nach wie vor um sein Hohengüßbacher Bauunternehmen und spricht ansonsten mit Vorliebe bei CSU-Parteitagen - mit Hut, natürlich. Dort gilt er den Delegierten als eingetragenes Mitglied im Verein für deutliche Aussprache.
Rebell, Unikum oder Original? Es ist leicht, Georg Pfister einfach ein gängiges Etikett aufzukleben.
Den überregionalen Medien gilt er als "CSU-Rebell", was schon mal falsch ist. Pfister ist seit 63 Jahren in der Partei, und er war, so jedenfalls der frühere Bamberger CSU-Landrat Günther Denzler, "der bestgewählte Kreisrat aller Zeiten". Rebell? Nur, weil er auf Parteitagen das sagt, was Delegierte oft gerne hören, was aber die von ihm so angesprochene "hohe Führung" schon aus Gründen der Diplomatie und der politischen Korrektheit lieber nicht sagen will? Ersatzweise müssen dann die Begriffe "Unikum" oder "Original" herhalten. In diesen Begriffen - letzterer wurde auch in dieser Zeitung anlässlich des jüngsten CSU-Parteitags gebraucht - schwingt aber eine belächelnde Abschätzigkeit mit, die Georg Pfister schon aufgrund seiner Lebensleistung mit Gründung und Aufbau eines Familienunternehmens schlicht nicht verdient hat.
Schwieriger fällt da schon die parteipolitische Einordnung.
Auch hier gilt Georg Pfister - schon wegen seiner gelegentlich skurrilen Auftritte - vielen als Außenseiter in der CSU. Genau das ist er aber nicht.
Die Seele der CSU Wer dem Mann mit dem Hut aufmerksam zuhört und dabei dessen Ruf als Querulant ebenso ausblendet wie die ziemlich holzschnittartige Wortwahl, der kann durchaus zu der Auffassung gelangen, dass hier einer die Seele der CSU verkörpert.
Und zwar jene Seele , die eben nicht in den Stapeln von bedrucktem Papier lebt, die von den Delegierten dann als Leitanträge abgesegnet werden. Aber sehr wohl in der Masse der treuen Mitglieder, die eher still leiden unter manchem Zugeständnis an die Erfordernisse der "politischen Lage". Georg Pfister redet frei, was in seinem Fall nicht nur heißt, dass er ohne Manuskript spricht und gern auch mal länger. So geschehen einmal mehr beim CSU-Parteitag am vergangenen Wochenende.
"Man soll auf den Pfister hören," sagte der Mann mit Hut - und legte los.
Zum Beispiel zum Länderfinanzausgleich: "Die Preußen ham unseren König kaputt gemacht, und den Strauß wolltens auch net. Aber unser Geld, des wollns." Oder an die Adresse von Horst Seehofer: "Herr Ministerpräsident, Ihre nächste Tätigkeit: Zahlen Sie einfach nichts mehr." Oder zum Freistaat Bayern, wieder an Seehofer gewandt: "Des is Ihre einzige Pflicht: Bayern muss ein eigener Staat werden."
CSU-Rebell, Unikum, Original oder Außenseiter? Die Mehrheit der Delegierten zollte Beifall, und ja, auch Jubel. Georg Pfister hatte ihnen aus der Seele gesprochen. Mit einem "schönen Wort zum dritten Advent", wie Diskussionsleiter Joachim Herrmann belächelnd meinte.
Im Februar findet ein kleiner Parteitag der CSU statt. Der Mann mit Hut, der auf seine Art ein Urgestein der Partei ist, wird hoffentlich wieder dabei sein.
Wenn ein Bamberger Delegierter zur Gaudi der bayerischen Delegierten so dämliche Sprüche wie „Die Preußen ham unseren König kaputt gemacht“ oder „Bayern muss ein eigener Staat werden“ von sich gibt und dafür mit viel Beifall und einem seitenlangen Artikel im FT belohnt wird, stimmt etwas nicht.
Der Delegierte denkt – sofern er überhaupt denkt – nicht daran, dass man als Bamberger mit einem bayerischen König gar nichts am Hut haben kann, weil das Hochstift Bamberg anno 1802 unter jenem bayerischen Kurfürsten Maximilian IV. Joseph von Bayern annektiert wurde, der sich als Gipfel der Unverfrorenheit 1806 zum ersten bayerischen König als Maximilan I. ernennen ließ.
Noch weniger denkt er daran, dass auf Geheiß dieses Halunken aus der Pfälzer Seitenlinie der Wittelsbacher die damalige Martinskirche (die heutige ist die frühere Jesuitenkirche) abgerissen worden ist und ein Platz angelegt wurde, der seinen Namen, Maximiliansplatz, bekam. Und daran scheint er überhaupt nicht zu denken, dass dieser Räuber viele Bamberger Kostbarkeiten geplündert hat, über die heute die Wittelsbacher Landesstiftung die Oberhoheit hat.
Da die Verselbstständigung Bayerns verfassungsrechtlich nahezu unmöglich ist, können derartige Gedankenspiele bloß Leute hegen, die ihre Weisheiten nur aus der Hohen Schule obskurer Stammtische beziehen (was kein besonders günstiges Licht auf diese Einrichtungen wirft).
Fernab parteipolitischer Erwägungen erlaube ich mir gleichwohl die Frage, ob der CSU-Kreisverband Bamberg-Land mit der Wahl solcher Delegierter sich und dem Delegierten einen Gefallen erweist.
... mit 5 Worten auf den Punkt.
Doch ist Pfister wirklich ein "CSU - Rebell, Unikum, Original oder Außenseiter"? Vielleicht für Thomas Lange.
Ein Polit - Clown? Zu positiv und verharmlosend.
Ein ewig Gestriger? - Schon eher.
Für mich: Untragbar, Kopfschütteln auslösend, jetzt sehr freundlich ausgedrückt.
Es ist traurig, dass sich Thomas Lange und der FT für derartige Lobhudeleien nicht zu schade sind.
da hat der ft bzw in.franken.de aber dem guten pfistus einen bärendienst erwiesen, bei aller gegensätzlichkeit der lächerlichkeit preis gegeben zu werden hat er mitnichten verdient
.... immer noch vergeblich darauf, dass sich einer vom FT für diesen veröffentlichten Mist entschuldigt. Ist wohl zuviel verlangt von einer Zeitung, die sich offensichtlich darauf freut, dass Herr Pfister auf dem kleinen Parteitag im Februar " hoffentlich wieder dabei sein wird". Es ist zum Kotzen.
Diffamierungen? Verunglimpfungen? Fäkalsprache? Ich bin gespannt und werde den Artikel nun lesen!
Oh nein... *stöhn* wieder so ein eingebildeter, revanchistischer Machertyp, ein Mann fürs Grobe, ein Würschtelmacher wie der Steuerhinterzieherknacki Hoeneß, seine Weltanschauung bestenfalls aus FJS-Zeiten, aber meist noch schlimmer – Königreich Bayern, in welchem reaktionären Umfeld kann man denn mit solchen Aussagen noch Begeisterung entfachen? Georg Pfister – a yesterdays man. Unternehmen und Familienbetrieb aufgebaut, na und? Das haben in Deutschland tausende gemacht.
Ach ja, die Seele der CSU? Ich habe es doch immer gewußt, dass die CSU im Kern ein Faschistenverband ist.
Zitat: „Herr Ministerpräsident, Ihre nächste Tätigkeit: Zahlen Sie einfach nichts mehr“. Vor rund hundert Jahren waren solche rüden Töne weitverbreites Gedankengemeingut. Kein Wunder, dass von Deutschland zwei Weltkriege ausgingen.
Zitat: „Man soll auf den Pfister hören“ – nein, besser nicht, denn er ist ein lebender Anachronismus. Stimmt´s? Zitat: „Die Preußen ham unseren König kaputt gemacht, und den Strauß wolltens auch net. Aber unser Geld, des wollns“ Stimmt.
„Bayern muss ein eigener Staat werden." Na hoppla, und wohin dann mit dem bayrischen Atommüll, wenn man den nicht mehr in Gorleben abladen kann? Bei Pfisters in den Keller? Oder verbaut man es beim nächsten Kanalbau?
Am Ende also genau das, was ich erwartet habe. Ein alter Grobian, für den die vergangenen Zeiten immer die besseren waren. Hallo, aufwachen, wir leben im Jahr 2014! Die Herausforderungen unserer Zeit erforden ein anderes Denken als das Gejammere von der ach so glorreichen Königszeit, dem Finanzausgleich und überkommenem Regionalstolz. Und nochmal: Unternehmen haben auch andere aufgebaut, allerdings ohne geistig zu verrohen.