Bamberg will den Autoverkehr weiter reduzieren

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Messungen haben gezeigt: Auf dem Berliner Ring wuchs der Verkehr in den letzten Jahren drastisch, in der Innenstadt ging er zurück. Foto: Ronald Rinklef
Messungen haben gezeigt: Auf dem Berliner Ring wuchs der Verkehr in den letzten Jahren drastisch, in der Innenstadt ging er zurück.  Foto: Ronald Rinklef
 

Mit dem Verkehrsentwicklungsplan 2035 verfolgt die Stadt ehrgeizige Ziele. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs soll auf 25 Prozent sinken.

Es ist ein fernes Jahr, das in der Rathausbibliothek an diesem Mittwoch im April auf einem Papier auftaucht. Es geht um den Verkehrsentwicklungsplan 2035 (!). Doch wer glaubt, das sei ferne Zukunftsmusik, täuscht sich. Die Stadt Bamberg ruft ihre Bürger und die Bewohner des Landkreises dazu auf, sich in den nächsten Wochen und Monaten an der Fortschreibung des Verkehrskonzepts aktiv zu beteiligen. So könnten Bürger mitbestimmen, wie das Leben auf Straßen und Wegen in den nächsten Jahren ablaufen werde. "Wir wollen die Mobilität der Zukunft organisieren", sagt Bürgermeister Christian Lange (CSU) . Vom Fußgänger bis zum Lieferverkehr seien alle davon betroffen. Unser Ziel ist: "Wir wollen Mobilität für alle."

Bald wird es konkret

Noch ist der Verkehrsentwicklungsplan, wie er auf der Seite stadt.bamberg.de/vep aktiv zu verfolgen sein wird und auch zu Kommentaren einlädt, nur ein Packen Papier. Das Konzept beschreibt die Mobilitätsziele für Bamberg für die nächste Generation. Doch aus den Leitsätzen sollen bald schon konkrete Maßnahmen erwachsen: Die Förderung des Rad- und Fußverkehrs, aber auch die Verbesserung des Nahverkehrs in den Landkreis könnte eine davon sein. "Die Zeichen dafür stehen günstig - bei uns und im Landkreis scheint die Bereitschaft zu wachsen ", sagt Lange.

Die ersten Schritte hat die Stadt schon unternommen. Gemeinsam mit der Planersocietät Dortmund wurde der Ist-Stand auf den Straßen Bambergs analysiert. Dabei traten ermutigende Erkenntnisse zu Tage, etwa die sehr gute Erreichbarkeit der Innenstadt. Aber auch Schwächen wurden dingfest gemacht, zum Beispiel den verbesserungsbedürftigen Zustand vieler Radwegeverbindungen.

Millionen neuer Verkehrsbewegungen

Zudem zeigt die Untersuchung auch, dass sich die Verkehrsströme in den letzten 20 Jahren sehr unterschiedlich entwickelt haben. Während auf dem Berliner Ring heute um über 15 Prozent mehr Autos fahren sollen als noch 1997, schrumpfte der Verkehr auf den Straßen der Innenstadt entgegen dem allgemeinen Eindruck teils drastisch. Baureferent Thomas Beese wertet dieses Ergebnis heute schon als Erfolg einer Verkehrspolitik unter schwierigen Voraussetzungen: "Durch die Zunahme von 1000 Einwohnern pro Jahr haben wir etwa eine Million Verkehrsbewegungen pro Jahr zusätzlich. Doch der öffentliche Raum in der Bamberger Altstadt ist und bleibt begrenzt."

Ambitioniert sind aus Sicht des städtischen Verkehrsplaners Bernhard Leiter die Ziele, die sich der Stadtrat gesetzt hat. Vorgabe ist es, den Anteil der Verkehrsbewegungen im Umweltverbund, also den Anteil der Fußgänger, Radfahrer und Nutzer der Stadtbusse, von derzeit 60 auf 75 Prozent anzuheben und im Gegenzug den Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) auf 25 Prozent zu verringern. Nur ein Beispiel, das zeigt, wie hoch die Latte hier häng: In Erlangen liegt die Kennziffer für den MIV derzeit noch bei 62, in Bayreuth bei 51 Prozent.

Veranstaltung am 9. Mai

Was können nun die Bürger beitragen zum Verkehrsentwicklungsplan? Wie Christian Lange erklärt, sollen nach den Bürgervereinen, Verkehrsverbänden und Behörden alle interessierten Bürger in einer Infoveranstaltung am 9. Mai zu Wort kommen. Jederzeit können sie im Internet zudem darüber Rückmeldung geben, was ihnen wichtig ist, wie der Verkehrsplan aussehen soll - und wie nicht. Dabei kann vieles eine Rolle spielen: vom lärmreduzierten Straßenbelag bis hin zur Verkehrsberuhigung oder zu so umstrittenen Projekten wie der Sperrung der Zollner Unterführung für Autos.

Bis Ende 2019, verspricht die Stadtspitze, sollen die Wünsche und Anregungen der Bürger in eine konkrete Empfehlung fließen. Über sie wird der neu gewählte Stadtrat entscheiden - voraussichtlich im Juni 2020.