Mit dem Verkehrsentwicklungsplan 2035 verfolgt die Stadt ehrgeizige Ziele. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs soll auf 25 Prozent sinken.
Es ist ein fernes Jahr, das in der Rathausbibliothek an diesem Mittwoch im April auf einem Papier auftaucht. Es geht um den Verkehrsentwicklungsplan 2035 (!). Doch wer glaubt, das sei ferne Zukunftsmusik, täuscht sich. Die Stadt Bamberg ruft ihre Bürger und die Bewohner des Landkreises dazu auf, sich in den nächsten Wochen und Monaten an der Fortschreibung des Verkehrskonzepts aktiv zu beteiligen. So könnten Bürger mitbestimmen, wie das Leben auf Straßen und Wegen in den nächsten Jahren ablaufen werde. "Wir wollen die Mobilität der Zukunft organisieren", sagt Bürgermeister Christian Lange (CSU) . Vom Fußgänger bis zum Lieferverkehr seien alle davon betroffen. Unser Ziel ist: "Wir wollen Mobilität für alle."
Bald wird es konkret
Noch ist der Verkehrsentwicklungsplan, wie er auf der Seite stadt.bamberg.de/vep aktiv zu verfolgen sein wird und auch zu Kommentaren einlädt, nur ein Packen Papier. Das Konzept beschreibt die Mobilitätsziele für Bamberg für die nächste Generation. Doch aus den Leitsätzen sollen bald schon konkrete Maßnahmen erwachsen: Die Förderung des Rad- und Fußverkehrs, aber auch die Verbesserung des Nahverkehrs in den Landkreis könnte eine davon sein. "Die Zeichen dafür stehen günstig - bei uns und im Landkreis scheint die Bereitschaft zu wachsen ", sagt Lange.
Die ersten Schritte hat die Stadt schon unternommen. Gemeinsam mit der Planersocietät Dortmund wurde der Ist-Stand auf den Straßen Bambergs analysiert. Dabei traten ermutigende Erkenntnisse zu Tage, etwa die sehr gute Erreichbarkeit der Innenstadt. Aber auch Schwächen wurden dingfest gemacht, zum Beispiel den verbesserungsbedürftigen Zustand vieler Radwegeverbindungen.
Millionen neuer Verkehrsbewegungen
Zudem zeigt die Untersuchung auch, dass sich die Verkehrsströme in den letzten 20 Jahren sehr unterschiedlich entwickelt haben. Während auf dem Berliner Ring heute um über 15 Prozent mehr Autos fahren sollen als noch 1997, schrumpfte der Verkehr auf den Straßen der Innenstadt entgegen dem allgemeinen Eindruck teils drastisch. Baureferent Thomas Beese wertet dieses Ergebnis heute schon als Erfolg einer Verkehrspolitik unter schwierigen Voraussetzungen: "Durch die Zunahme von 1000 Einwohnern pro Jahr haben wir etwa eine Million Verkehrsbewegungen pro Jahr zusätzlich. Doch der öffentliche Raum in der Bamberger Altstadt ist und bleibt begrenzt."
Ambitioniert sind aus Sicht des städtischen Verkehrsplaners Bernhard Leiter die Ziele, die sich der Stadtrat gesetzt hat. Vorgabe ist es, den Anteil der Verkehrsbewegungen im Umweltverbund, also den Anteil der Fußgänger, Radfahrer und Nutzer der Stadtbusse, von derzeit 60 auf 75 Prozent anzuheben und im Gegenzug den Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) auf 25 Prozent zu verringern. Nur ein Beispiel, das zeigt, wie hoch die Latte hier häng: In Erlangen liegt die Kennziffer für den MIV derzeit noch bei 62, in Bayreuth bei 51 Prozent.
Veranstaltung am 9. Mai
Was können nun die Bürger beitragen zum Verkehrsentwicklungsplan? Wie Christian Lange erklärt, sollen nach den Bürgervereinen, Verkehrsverbänden und Behörden alle interessierten Bürger in einer Infoveranstaltung am 9. Mai zu Wort kommen. Jederzeit können sie im Internet zudem darüber Rückmeldung geben, was ihnen wichtig ist, wie der Verkehrsplan aussehen soll - und wie nicht. Dabei kann vieles eine Rolle spielen: vom lärmreduzierten Straßenbelag bis hin zur Verkehrsberuhigung oder zu so umstrittenen Projekten wie der Sperrung der Zollner Unterführung für Autos.
Bis Ende 2019, verspricht die Stadtspitze, sollen die Wünsche und Anregungen der Bürger in eine konkrete Empfehlung fließen. Über sie wird der neu gewählte Stadtrat entscheiden - voraussichtlich im Juni 2020.
Das kommt aus einer Stadt, die sich nie sonderlich um ihre Verkehrspolitik geschert hat und keinen Masterplan hatte.. Straßen marode? Na und! Bahnausbau? NICHT mit uns.
Am besten alle Autobahnauffahrten sperren und Bamberg hat Ruhe. Da passt es ja auch, dass Bosch bald dicht macht, weil keiner mehr Diesel kauft. Bamberg kann sich dann auf das beschränken was es schon immer sein wollte: Ein zweites Rothenburg/Tauber.
Wo findet die Veranstaltung aam 9. Mai statt? Was ist der genaue Inhalt dieser Veranstaltung?
Letztlich ist es gut, wenn die Bürger informiert werden und mitreden können, aber solange immer nur auf ein Verkehrsmittel geschaut wird, hilft das auch nicht weiter.
Wenn Bamberg den Verkehr reduzieren möchte, muss der ÖPNV ausgebaut werden, vielleicht mit mehr Ringlinien als Sternlinien wie zur Zeit, es müssen Mobilitätsstationen mit ÖPNV, Car- und Bikesharing gebaut werden, es müssen die Menschen überzeugt werden, ihre eigene Mobilität zu überdenken. Jedes Fahrzeug, was länger rumsteht ist ein Fahrzeug zu viel.
In mehreren Beteiligungsverfahren (u. a. Innenstadt, Berggebiet) haben Ehrenamtliche zig Stunden ihrer Zeit eingebracht, da sie den Beteuerungen der Stadtoberen glauben wollten, Bamberg durch Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und attraktive Rahmenbedingungen für die menschen-, stadt- und umweltverträglichen Verkehrsmittel freundlicher und wohnlicher zu gestalten. Ein solches Umfeld brächte auch ökonomische Standortvorteile. Nach getaner Arbeit aber hieß es jedes Mal: Wir haben zwar schöne Konzepte. Aber umsetzen werden wir sie nicht.
Ungeachtet einzelner Forderungen, die sogar hochgradig unfallträchtig sind (Kreuzungsgestaltung, baulich abgetrennte Radfahrstreifen), hat das Ergebnis des Radentscheids überdeutlich vor Augen geführt, daß die Menschen die bisherige Autovorrangpolitik nicht mehr wollen. Der Stadtrat wollte deshalb den Bürgerentscheid um jeden Preis vermeiden und hat per Beschluß die Inhalte übernommen. Auch hier verweigert er aber die tatsächliche Realisierung. Äußerungen verschiedener Vertreter der Ratsmehrheit lassen erkennen: Man will nicht umsteuern.
Wer also soll jetzt glauben, daß unsere Mandatsträger urplötzlich erleuchtet wurden?
Mit Fug und Recht darf man annehmen, daß erneut ehrenamtliche Arbeit gebunden - und von wirkungsvollem Handeln abgehalten - werden soll. Die Resultate werden, wenn nicht massiv Druck ausgeübt wird (die Kommunalwahlen rücken näher; die Europawahl kann auch bereits Zeichen setzen, denn der Verkehr ist nicht nur lokal ein Problem), erneut in der Tonne landen.
Vertrauensvorschuß hat die Politik nicht (mehr) verdient.