Schöner Erfolg im Einkaufsmeilen-Ranking: Bamberg ist bundesweit Spitze bei den Städten unter 100.000 Einwohnern. Zuletzt stand die oberfränkische Metropole 2015 auf dem Podest.
Tolle Bestätigung für die Einkaufsstadt
Bamberg: Bei der aktuellen Passantenfrequenz-Zählung des Immobilienberatungsunternehmens Jones Lang LaSalle (JLL) gelang jetzt der Sprung auf Platz 1 in der Größenkategorie der Städte unter 100.000 Einwohnern. 2015 stand die Bamberger Fußgängerzone zuletzt auf dem Siegertreppchen beim Ranking der bestbesuchten Einkaufsstraßen Deutschlands, allerdings damals noch auf Platz 3.
Bamberg landet vor Gießen und Aschaffenburg
JLL führt seit 1999 jährlich die umfangreichste Erhebung ihrer Art durch und ermittelt die Passantenströme in den 174 wichtigsten deutschen Einkaufsstraßen. Die Zählung erfolgte bundesweit zeitgleich am Samstag, 14. April 2018, zwischen 13.00 und 16.00 Uhr, gezählt wurde der Durchschnittswerte pro Stunde. "In der Kategorie unter 100.000 Einwohnern trumpft der Grüne Markt in Bamberg auf", heißt es in der Pressemitteilung des Immobilienberatungsunternehmens. Im Stundenmittel wurden hier 5.552 Passanten gezählt. Dahinter folgt der
Gießener Seltersweg (4.470) Platz drei geht an die
Aschaffenburger Herstallstraße (3.505).
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Bamberger Stadtmarketing leistet wichtigen Anteil
"
Bamberg ist eine Top-Einkaufsstadt und der
Grüne Markt bei den Mittelstädten die Nummer 1 in ganz Deutschland - ein großartiger Erfolg!", freute sich
Oberbürgermeister Andreas Starke. Dies sei das Ergebnis einer Gemeinschaftsleistung vieler Beteiligter. So trage das Stadtmarketing durch seine Veranstaltungen und vielfältigen Werbeaktivitäten einen wichtigen Anteil dazu bei, dass die Bekanntheit Bambergs wächst und Besucher immer wieder gerne in die Stadt kommen.
In der Analyse von
JLL Germany heißt es zur Situation der Einkaufsstraßen: "Die Gesamtzahlen belegen, dass das lange prognostizierte Aussterben der Innenstädte zumindest in den Groß- und Mittelstädten ausbleibt. Das liegt unter anderem daran, dass viele Händler die Zeichen der Zeit erkannt haben."
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Wirtschaftsförderung verbucht in Bamberg große Erfolge
Bambergs Wirtschaftsreferent Dr. Stefan Goller freut sich, dass in
Bamberg die gezielten Aktivitäten der Wirtschaftsförderung und ihrer Kooperationspartner greifen, wie etwa die "Offensive Einzelhandel", die gemeinsam mit Stadtmarketing und der Wirtschaftsregion Bamberg-Forchheim (WiR) durchgeführt wird. "Händlern werden dabei konkrete Empfehlungen gegeben, wie sie ihr Geschäft attraktiver und bekannter machen können", so Goller. Die Wirtschaftsförderung unterstützt die Gewerbetreibenden in der Innenstadt zum Beispiel auch mit regelmäßigen Beratungsterminen mit der IHK für Oberfranken Bayreuth und den Aktivsenioren Bayern.
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Schön, dass ein Immobilienmakler von Bamberg so überzeugt ist, was anders ist JLL nämlich nicht. Der Vollständigkeithalber hätte MGO mal die Bamberger Händler befragen können, wie sich die Umsätze entwickeln. Zwischen Frequenz und Kunden gibt es leider einen großen Unterschied. Frequenz ist in Bamberg alles-auch Besucher von Bamberg zaubert und Jazzfestival. Dass jeder Besucher von den Events auch in den Läden nennenswerte Umsätze generiert, bezweifel ich sehr. Aber diese Wahrheit will keiner schreiben, weil sie sich negativ auf die Ladenmieten auswirken können.
Im Übrigen - und das vergaß ich im vorigen Kommentar zu erwähnen - ist Bamberg bekanntermaßen Touristenhochburg. Das führt zwangsläufig dazu, dass eine Menge Besucher an den Zählstellen vorbeilatschen. Aber sind Besucher auch Besucher von Geschäften? Fragen Sie doch einmal die Einzelhändler, ob sie während "Bamberg zaubert" oder während des "Blues- und Jazzfestivals" deutlich mehr Umsatz generieren, so wie ihnen das vom Stadtmarketing prognostiziert wurde. Die werden nur abwinken und sagen "Blast mir doch den Schuh auf!" Und plötzlich stehen die obigen Zahlen von Gießen und Aschaffenburg ganz anders da.
Ja, schöner Erfolg. Aber was ist er wert? Außer dass man etliche Fakten ausblendet und stattdessen eine Headline aus dem Ärmel zaubern kann, die werbefachlich verbrämt ist - und keiner soll's merken: "Bamberg siegt im Einkaufsmeilen-Ranking".
JLL, ein Unternehmen, das in erster Linie sich selbst dient und in zweiter seinen Kunden hohe Zuwachsraten im Immobilienmanagement verspricht, öffnet mit solchen fragwürdigen Untersuchungen (die im Übrigen fern jeder ehrbaren empirischen Methodik sind) eine weitere Runde im Preiskampf um Immobilien in bester Innenstadtlage. Dass die Filetstücke dabei preiswerter werden, ist kaum anzunehmen. Aber Oberbürgermeister und Wirtschaftsförderung klatschen dabei noch fröhlich in die Hände, beklagen dann aber in zwei, drei Jahren einmal mehr, dass Einzelhändler von der Innenstadt auf die grüne Wiese weichen. Hier fehlt klar der Weitblick!
Zurück zur Untersuchung von JLL: Sich mit dem Liegestuhl in die Innenstadt zu hocken und Strichlisten zu führen, ist eine Erhebung, derer sich ein gestandenes Unternehmen gerne bedient - wenn es hoppladihopp gehen soll, wenn dafür billigste Studenten den Job erledigen können und wenn die Datenflut sich in Grenzen hält, dass eine Auswertung selbst noch jeder ausgediente PC hinkriegt. Von der anschließenden Analyse dürfte indes kaum jemand überrascht sein. Am allerwenigsten die Macher dieser absurden Untersuchung. Denn hier kommt man auf die einfache Formel: Meister Passantendurchlauf pro Zeiteinheit auf einer definierten Strecke = Siegerstadt! Wenn's doch bloß so einfach wäre. Die ganzen Randfaktoren werden schöngerechnet bzw. ausgeblendet. Am Tag der Zählung beispielsweise herrschte in BA bestes Wetter mit viel Sonnenschein. Wie sah es andernorten aus? Wurden Ferien- und/oder Urlaubszeit berücksichtigt. Gab es Veranstaltungen, Demos oder derlei Sonstiges in den Städten oder außerhalb? Und und und.
Naja, mich wundert schon lange nicht mehr, dass in dieser Stadt mehr und mehr in die Schieflage kommt.