Große Freude auf dem Maxplatz, geteiltes Leid in Gaustadt: Beim Public Viewing in der Bamberger Innenstadt jubelten die Deutschland-Fans von Tor zu Tor lauter. In Gaustadt dagegen gab es auch etliche enttäuschte Gesichter.
Am Ende des Spiels geht Björn Trost zu Carlos Pinto und schüttelt dem Portugiesen die Hand. Der Vorstand des portugiesischen Clubs ARP Gaustadt musste ein wenig getröstet werden von dem jungen Kulmbacher, der am Montag extra zum Fußballschauen in den Biergarten des ARP gekommen war. "Ich bin schon ein wenig enttäuscht", sagt Pinto. Zu klar ist die Niederlage für sein Portugal ausgefallen, 0:4 hat die Mannschaft gegen Deutschland verloren. In Gaustadt wurde trotzdem gefeiert. Es war bei den Portugiesen ein friedliches Fußballfest, das Schwarz-Rot-Gold und Grün-Rot gemeinsam feierten. So sangen auch die Portugiesen ihre Nationalhymne lautstark mit. Am Ende freilich war die Stimmung etwas gedämpft.
Maxplatz war Schwarz-Rot-Gold Auf den Maxplatz hatte sich dagegen nur eine Hand voll Portugiesen verirrt. Die schwenkten vor dem Anpfiff noch ihre Fahnen, hatten dann aber nichts mehr zu lachen: Je mehr Tore fielen, umso lauter wurde der Jubel der deutschen Fans.
Gleich beim ersten Tor flogen Becher hoch und es gab die erste Bierdusche. Auf den kollektiven Freudenschrei folgte das kollektive Bangen - zieht die deutsche Mannschaft davon oder macht sie noch eins rein? Die Menge spekuliert. Dann hat plötzlich die Großbildleinwand Aussetzer, das Bild zuckelt. Erste Buhrufe. Doch die Technik kriegt sich schließlich wieder ein, pünktlich zum zwei zu null durch Hummels.
Jetzt liegen sich die Menschen in den Armen. Kurz darauf reißen sie diese hoch, es geht Schlag auf Schlag in diesem Spiel. Portugals Pepe kriegt die rote Karte, auf dem Maxplatz stimmt die Meute der Entscheidung des Schiedsrichters jubelnd zu.
Rund 4500 Menschen sind zum Public Viewing gekommen, schätzt sowohl die Polizei als auch die Sicherheitsfirma vor Ort. Die 4500 dürfen knapp vor der Halbzeitpause schon wieder hoch hüpfen: drei zu null. Mit "Auf geht's, Deutschland schießt ein Tor"-Gesängen startet der Maxplatz dann in die zweite Halbzeit - und wird durch ein vier zu null belohnt, schon wieder trifft Thomas Müller, zum dritten Mal. Nicht nur im Stadion in Brasilien, sondern auch auf dem Maxplatz in Bamberg wird er mit großem Applaus verabschiedet, als er ausgewechselt wird.
Einer, der auch sein Deutschland-Fähnchen schwenkt, ist Lukas. Der kleine Bub hat das Spiel auf den Schultern von Papa Thomas mitverfolgt. Die zwei sind auch schon in den vergangenen Jahren zu Europameisterschaft und Weltmeisterschaft zum Public Viewing gekommen.
Zum ersten Mal sind dagegen Bernd und Silvia aus Heilbronn hier. "Ich wollte eigentlich nur ein Bier trinken, da sind wir hängengeblieben", sagt Bernd. Die richtige Entscheidung? "Die Stimmung hätte besser sein können." Das findet auch Stanislav. Der Funke sei nicht so richtig übergesprungen. Seinen Kumpel Steffen nervt dagegen, dass "die Leinwand gesponnen hat." Und Steffen findet, dass drei Euro Eintritt schon happig sind.
Schöne Szenen in Gaustadt In Gaustadt dagegen kostet das Public Viewing keinen Eintritt. Doch gab es auch hier für manche einen kleinen Minuspunkt: Beim Bier gab es gestern eine lange Schlange. Der Ansturm auf den Biergarten des ARP war jedenfalls enorm. Es gab keinen freien Platz mehr. Unter den Besuchern waren auch Rudi Christa sowie Maria und Michael Betz aus Bischberg, sie feierten ausgelassen die Tore der deutschen Mannschaft. "Das hätten wir nie gedacht!", sagt Rudi Christa zum eindeutigen Ergebnis. So ging es vielen deutschen Fans im Biergarten.
Schöne Szenen gab es aber dennoch. Alle feierten gemeinsam: Wie auch Jorge Ferreira (Portugal) und Matthias Krauß (Deutschland): "Wir sind doch Brüder!", sagt Krauß. Bamberg und Portugal - das ist was ganz Besonderes: So bringt Töchterchen Licinia ihrem traurigen Papa Paulo Machado ein Taschentuch. Mama Birgit Machado hat da schon auf ihrem T-Shirt das Endergebnis mit Klettverschluss befestigt: 4:0. "Mir wäre es lieber gewesen, wenn Portugal noch zwei Tore geschossen hätte", sagt die Mama, der Licinia im Fall einer deutschen Niederlage sicher auch ein Taschentuch gebracht hätte.