Bambados: Nur in den frühen Morgenstunden und am Wochenende Badespaß für alle

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Für Christina Michalok und Hanne Röschlaub gab es vor der Corona-Schließung kaum einen Tag ohne Schwimmvergnügen. Doch wenn das Bambados Ende Oktober wieder öffnet, sehen sie sich an den Rand gedrängt. Foto: Barbara Herbst
Für Christina Michalok und Hanne Röschlaub gab es vor der Corona-Schließung kaum einen Tag ohne Schwimmvergnügen. Doch wenn das Bambados Ende Oktober wieder öffnet, sehen sie sich an den Rand gedrängt. Foto: Barbara Herbst
Ende Oktober beginnt wieder der Schwimmbetrieb im Bambados, doch unter der Woche wird es dann vor allem von Schulen und Vereinen genutzt. Foto: T. Riese/Stadtwerke-Archiv
Ende Oktober beginnt wieder der Schwimmbetrieb im Bambados, doch unter der Woche wird es dann vor allem von Schulen und Vereinen genutzt. Foto: T. Riese/Stadtwerke-Archiv
 
 

Wer künftig unter der Woche ins Bambados will, muss zeitig aufstehen. Denn nur von 6.30 bis 8 Uhr kann es dann von der Öffentlichkeit genutzt werden. Für Schwimmbegeisterte wie Christine Michalok ist das eine Zumutung, die Stadtwerke sehen (noch) keinen Spielraum.

Lange hatten Christine Michalok und ihre Freundinnen der Wiedereröffnung des Bambados entgegengefiebert. Denn zwei bis drei Mal wöchentlich will die 67-Jährige auch in der kalten Jahreszeit ihre Bahnen ziehen. Doch die Vorfreude schlug in Wut und Enttäuschung um, als sie von den Öffnungszeiten ab Ende Oktober erfuhr. Denn wer unter der Woche schwimmen möchte, muss früh aufstehen und kann dann nur von 6.30 bis 8 Uhr ins Hallenbad. "Das ist eine Zumutung und wird uns Bürgern noch als exklusiv verkauft. Dabei füllen wir die Lücken auf", klagt Michalok. "Gerade Senioren nutzen gern die Vormittage, um sich fit zu halten und soziale Kontakte zu pflegen." Auch ihre 74-jährige Freundin Hanne Röschlaub vermisst das erfrischende Nass sehr: "Ich hatte immer eine Jahreskarte und will eigentlich jeden Tag ins Wasser." Aber schon um halb sechs aufstehen, damit sie das frühe Zeitfenster nutzen kann, will sie nicht. "Das macht doch kaum ein älterer Mensch. Da fahren wir lieber nach Bad Staffelstein oder Forchheim, aber das geht auf Dauer auch ins Geld."

Wenn künftig nur an den Wochenenden und in den Ferien alle Besucher tagsüber ins Bambados dürfen, fürchten die Stammkundinnen an solchen Tagen großen Andrang. Und den würden sie gerade in Corona-Zeiten gern vermeiden. Die Hauptzeiten unter der Woche gehören aber nun anderen Nutzergruppen: Schülern, Studenten, Auszubildenden der Bundespolizei und Sportvereinen. "Sind Senioren im Bambados nicht mehr erwünscht?", fragt Christine Michalok und hat sich auch schon mehrmals bei den Stadtwerken beklagt.

Mit ihrer Freundin Hanne Röschlaub hat sie mittlerweile 85 Unterschriften weiterer Schwimmfreunde gesammelt. "Die älteste Dame ist 89 Jahre alt, auch sie ist in Nicht-Corona-Zeiten fast jeden Tag schwimmen gegangen." Die Unterzeichner fordern unter anderem Zeitfenster am Vor- oder Nachmittag für alle Bürger und "als Steuerzahler eine angemessene Berücksichtigung zu kundenfreundlicher Zeit". Andere Bäder hätten da viel mehr Freiräume. So kommen zum Beispiel im Forchheimer Königsbad nach den Frühschwimmern die Schulen zum Zuge und die Vereine erst ab 20.30 Uhr. Dazwischen aber, von eins bis halb neun, kann das Bad auch wochentags von allen genutzt werden.

"Es ist ärgerlich und unverständlich, dass das bei uns nicht gehen soll", sagt Christine Michalok, die für sich nur die Alternativen "sehr früh aufstehen oder im Familientrubel schwimmen oder das Bad meiden" sieht. Und auch den Umstand, dass die Forchheimer schon seit 11. September geöffnet haben, das Bambados aber erst Ende Oktober aufmacht, können die begeisterten Schwimmerinnen nicht nachvollziehen.

"Wir haben uns entschieden, zum Schutz unserer Besucher und Mitarbeiter sehr vorsichtig mit der Wiedereröffnung des Bambados zu starten. Zunächst die Sauna mit geringerer Besucherzahl, dann die schrittweise Erweiterung des Angebotes", erklärt dazu Stadtwerke-Pressesprecher Jan Giersberg. Der Schwimmbad-Betrieb sei sehr viel komplexer, deshalb habe man erst Erfahrungen im Sauna-Bereich sammeln wollen. Und da sei der Start sehr gut gelaufen.

Online lasse sich die aktuelle Auslastung ablesen, das werde später auch beim Schwimmbad-Betrieb so sein. Jeder könne dann zum Beispiel prüfen, ob sich der Weg ins Bad noch lohnt oder ob es schon voll ist. "Bislang sind wir noch nicht an die Grenze gestoßen", sagt der Stadtwerke-Sprecher. Die lange Schließung sei auch genutzt worden, um Sanierungsarbeiten voranzutreiben.

Die verschiedenen Nutzergruppen dürfen laut dem Hygienekonzept des Bambados nicht gleichzeitig ins Schwimmbad. So könnten am Wochenende, wenn die Öffentlichkeit Zugang hat, auch keine Vereine in die Halle. "Es ist wichtig, dass die unterschiedlichen Nutzergruppen getrennt bleiben", erklärt auch Dr. Frank Wolschendorf vom Bamberger Hygiene-Technologie-Kompetenzzentrum, das die Stadtwerke bei der Erstellung des Bambados-Hygienekonzeptes beraten hat. "Da steckt kein böser Wille dahinter, aber wir müssen den Vorgaben des Gesetzgebers gerecht werden." Das ist gerade bei einem Schwimmbad eine höchst komplexe Angelegenheit, gelten doch für Schulen, Vereins- und Freizeitsportler, trainierende Berufsgruppen und Bambados-Mitarbeiter neben dem Infektionsschutzgesetz unterschiedlichste Rahmenbedingungen und ministerielle Anordnungen. "Das Ziel ist, eine für alle verträgliche Lösung zu finden. Wir sind derzeit in der glücklichen Lage, das Schwimmbad öffnen zu können. Oberste Priorität hat nun aber die Sicherheit aller Schwimmbad-Besucher und Mitarbeiter", sagt Wolschendorf. Das betont auch Giersberg und verweist zudem auf die Herbstferien, die am 31. Oktober beginnen. "Da werden sich auf jeden Fall Besuchsmöglichkeiten für alle ergeben, wenn sich bis dahin das Infektionsgeschehen nicht deutlich verändert."

Derzeit gibt es für die Öffentlichkeit aus Stadtwerke-Sicht keine weiteren Spielräume. "Aber die Erfahrungswerte werden uns zeigen, ob es vielleicht an einem Nachmittag oder zu bestimmten Stunden noch Fenster gibt, die wir anbieten können." Giersberg räumt ein, dass es auch Bäder gibt, "die etwas offensiver mit den Rahmenbedingungen umgehen". Das wolle er aber nicht bewerten, da die Voraussetzungen überall unterschiedlich seien.

Giersberg wie Wolschendorf verweisen darauf, dass es sich bei der Wiedereröffnung Ende Oktober um eine Momentaufnahme handelt. Die Rahmenbedingungen würden sich wohl auch noch im laufenden Betrieb ändern. "Wir hoffen, dass wir dann zeitnah weitere Öffnungszeiten anbieten können", sagt Stadtwerke-Sprecher Giersberg.

Das hoffen auch Christine Michalok und Hanne Röschlaub: "Wir gehen ja ins Wasser, um uns fit zu halten. Aber was nützt das schöne Bad, das mit viel Steuergeld errichtet wurde, wenn es die Bürger unter der Woche kaum nutzen können?"

KOMMENTAR von Stefan Fößel

Am Beckenrand

Es ist schon klar, dass Bamberg einen anderen Nutzungsdruck auf seinem Schwimmbad hat als Forchheim oder Bad Staffelstein.

Viel mehr Schulklassen kommen hierher zum Schwimmunterricht, mehr Vereine, Universität und Bundespolizei fordern ihre Zeiten.

Und doch irritiert es, wenn der "normalen Bevölkerung" unter der Woche wirklich nur ein Zeitfenster bleibt, das sich von den meisten Berufstätigen, von Familien und nicht zuletzt von schwimmbegeisterten Senioren nur schwer nutzen lässt. Gerade sie haben Verständnis für coronabedingte Einschränkungen, die ihre Gesundheit schützen. Und gerade sie wollen daher nicht an den Wochenenden ins Bad, wenn auch die meisten anderen schwimmen wollen und dürfen.

An sicheren Hygienekonzepten für Hallenbäder führt angesichts steigender Infektionszahlen kein Weg vorbei. Und doch sollte sich bei der Ausgestaltung nicht gerade eine große Gruppe leidenschaftlicher Schwimmerinnen an den Beckenrand gedrängt fühlen.