Ein Verwaltungsgericht hat auf einer Autobahnteilstrecke im Ruhrgebiet ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge angeordnet.So etwas könnte uns in der Region nicht passieren. Oder vielleicht doch? Es gibt zumindest eine Stelle in Franken, wo die Stickoxidwerte zu hoch sind.
Mit einer Klage gegen das Land Baden-Württemberg will die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Diesel-Fahrverbote in Freiburg erreichen. Erst am Donnerstag hatte das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen nach einer Klage der DUH eine Fahrverbotszone in Essen angeordnet, zu der auch die viel befahrene Autobahn 40 gehört. Damit steigt die Zahl der für Diesel-Fahrzeuge gesperrten Streckenabschnitte weiter an. Auch Franken ist kein Luftparadies: Zu hohe Stickoxid-Werte werden unweit der A 73 gemessen. Vor allem rund um den Frankenschnellweg in Nürnberg. Könnte also ein Stück Autobahn auch in Franken für Dieselfahrer zur Verbotszone werden?
Grenzwert bei 40 Mikrogramm
Der betroffene Abschnitt in Essen durchschneidet ein Wohngebiet, die Häuser stehen nur wenige Meter von der Fahrbahn entfernt. An dieser Stelle war 2017 ein Stickstoffdioxid-Wert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter ( µ g/m 3 ) im Jahresmittel gemessen worden. Erlaubt sind nach der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung seit 2010 aber nur 40 Mikrogramm.
Die Voraussetzungen in Nürnberg sind ähnlich: Nur etwa einen Kilometer südlich des Frankenschnellwegs liegt die Messstelle "Von-der-Tann-Straße". Gestern lag der Spitzenwert im Tagesverlauf mit 91 µ g/m 3 ziemlich hoch.
Unterschiedliches Umfeld
Allerdings: "Ein Einzelwert hat keine Aussagekraft. Nötig und gesetzlich vorgeschrieben ist ein Jahres-Mittelwert", erklärte ein Sprecher des bayerischen Landesamtes für Umweltschutz (LfU) in Augsburg auf Anfrage. Aber selbst dieser Wert war 2017 mit 43 µ g/m 3 in Nürnberg zu hoch.
Wer als Bamberger oder Erlanger jetzt mit dem Finger auf Nürnberg zeigt, muss eines berücksichtigen: Das Standortumfeld der einzelnen Messstationen ist ganz unterschiedlich. Die Messpunkte in Bamberg und Erlangen liegen im Vergleich zur vielbefahrenen Nürnberger Von-der-Tann-Straße schon fast idyllisch. Doch dieser Mix ist gewollt. "Die Messstationen liegen an Orten mit verschiedenen Charakteristika - verkehrsnah, städtischer und ländlicher Hintergrund. Das ist vom Gesetzgeber so vorgegeben", berichtet der LfU-Sprecher.
DUH mit "Passiv-Sammlern"
Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert schon lange, dass es an vielen Orten mit hohem Verkehrsaufkommen bislang keine Daten über die Luftqualität gibt. Sie hat deshalb vor wenigen Monaten sogenannte "Passiv-Sammler" eingesetzt. Freiwillige Helfer installieren Messröhrchen an Laternen und Straßenschildern, wo viel Verkehr vorherrscht. Die Messmethode sei sehr einfach, aber erprobt. Ein Schweizer Labor habe die Auswertung vorgenommen. Das Ergebnis in der Region: Neben Nürnberg lagen die Werte auch in Fürth deutlich über dem Grenzwert - allerdings wurde nur einen Monat lang gemessen.
Wird die Luft für Dieselfahrer in der Region jetzt dünn, falls jemand klagt? Wohl kaum. Werden geforderte Grenzwerte überschritten, wird die betroffene Kommune zunächst einen sogenannten Luftreinhalteplan aufstellen. Nürnberg hat das getan. Ein solcher gilt bereits seit dem Jahr 2004.
Daß auf Fahrverbote an besonders belasteten Stellen hin geklagt wird, beruht einfach darauf, daß die Rechtslage es nicht gestattet, an die Ursachen, nämlich eine verfehlte Raumordnungs- und Verkehrspolitik, juristisch heranzugehen - wohl kaum zufällig, schreibt doch die Autoindustrie fleißig an den entsprechenden Gesetzestexten mit, wie seitens einiger der wenigen kritischen Medienredaktionen ermittelt und publiziert wurde. Zudem hält die nur allzu offensichtlich lobbyhörige Politik ihre schützende Hand über die Machenschaften der Kraftfahrzeughersteller.
Natürlich lösen die punktuellen Fahrverbote das Problem nicht. Aber es gab keine andere Möglichkeit, dem Sachverhalt überhaupt Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Die Grenzwerte mit dem Verweis auf Arbeitsplatzrichtlinien hochzusetzen, geht völlig am Thema vorbei. Erstens ist man am Arbeitsplatz nur eine begrenzte Zeit. Zweitens werden hier gesundheitliche Risiken von vornherein einkalkuliert. Den Schadstoffen in der "öffentlichen" Atemluft aber sind die meisten Menschen unfreiwillig ausgesetzt - es sei denn, man verlangt von ihnen, auf ihre (häufig unmotorisierte) Mobilität zu verzichten und sich zu Hause zu verschanzen.
Es gab in Zeiten des Sommersmogs den bitter-spöttischen Ruf: "Leute, sperrt die Kinder ein! Die Autos wollen draußen spielen." Bis heute sind wir nicht wirklich weitergekommen.
Grenzwerte raufsetzen (am Arbeitsplatz dürfen sie auch höher sein) u. den Abmahnverein DUH zum Teufel jagen. Dann haut
das wieder hin.Ich fahre Diesel und werde mir auch keinen anderen kaufen weil ich mein sauer verdientes Geld nicht zum
Fenster rauswerfe. Und so verbrauchsgünstig wie mit meinem jetzigen Auto bin ich noch nie gefahren.
Finde ich toll, diese Diesel-Fahrverbote! Macht ja auch sooo viel Sinn!
In Hamburg ist es eine Straße, im Ruhrgebiet ein Teilstück der A40, in Frankfurt demnächst die ganze Stadt (natürlich mit dutzenden Ausnahmen), in BaWü folgt dann Freiburg.
Ich hätte da weitere Vorschläge. Wie wäre es mit einem Fahrverbot für Dieselfahrzeuge während der morgendlichen Rushhour zwischen Forheim und Erlangen auf der A73 oder auf der Weiterfahrt nach Fürth 3km vor IKEA?
Und die "Rauchwolke" verzieht sich natürlich nicht, die Schadstoffe werden nicht geringer, sie verlagern sich nur. Die Dieselfahrer suchen sich ihre Schleichwegla, sie fahren dann durch bisher ruhige Seitenstraßen und kleine Dörfer. Sie können sich nämlich nicht einfach in Luft auflösen, wenn sie von A nach B fahren wollen. Durch die Umwege entsteht noch mehr Dreck und ein Mehrverbrauch durch unnötigen Zeitaufwand.
Und die eigentlichen Verursacher - lauter Lügner und Betrüger - die Automobilindustrie lacht sich schief. Die sollten dann an den neuralgischen Punkten Hinweisschilder aufstellen: "Neuwagenkauf lohnt sich, folgen Sie den Wegweisern."
Ich bin übrigens ein Dieselfahrzeugbesitzer, der für den "Restwert" (20.000,-- Euro) seines Wagens 6.000 Euro "Umtauschprämie" erhalten würde. Macht noch mehr Sinn........