"Schließlich soll noch ein europäischer Fernwanderweg entstehen, der die Klosterlandschaften von Ost nach West über 1300 Kilometer miteinander verbindet und auch touristisch erschließt", schloss Kalb mit sichtbarer Freude.
Besondere Verantwortung
Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler gestand, dass er ebenso wie Abt Philipp das erste Mal in Ebrach sei, dass es aber hier wunderschön sei. Deutschland liege in der Mitte von Kerneuropa und habe eine besondere Verantwortung. Dann kam Sibler auf die Brexitbefürworter zu sprechen. Er zeigte sich erschüttert, dass sie bei der Konstituierung des Europaparlaments bei der Hymne dem Präsidium den Rücken gekehrt hätten. "Das sind Dinge, die mir als Wissenschafts- und Kunstminister wehtun", sagte er und fuhr weiter: "Ohne die großen Universitäten Oxford, Cambridge und London kann man sich Europa nicht vorstellen."
Wo sind denn unsere Grundwerte, fragte der Minister dann und zählte Humanitas und Toleranz als griechisch-römische Wurzeln auf. Beim Exkurs auf die christliche Soziallehre nannte er Subsidiarität, Solidarität und Personalität als die wesentlichen Punkte. Nach diesen christlichen Wurzeln nannte Sibler nach den Geschehnissen in Halle mit besonderem Bewusstsein die jüdische Wurzel, die wir haben.
Stellvertretend für die Partnerstädte sprach in fließendem Deutsch Jana Fischerová, Vizepräsidentin für Kultur und Tourismus aus Tschechien. Sie erwähnte den Mauerfall vor 30 Jahren und die Möglichkeit, frei zu reisen. Sie sicherte die Unterstützung des Projektes zu und dankte, dass die Grenze immer noch offen sei, um den Austausch durch Kultur und persönliche Kontakte weiter pflegen zu können.
Die Festandacht hielten die beiden Zisterziensermönche und Domkapitular Norbert Jung. Er sprach im Namen der Erzdiözese, die ja auch Partner sei, aber auch als Ordensreferent. Er freue sich, dass wenigstens für kurze Zeit zisterziensisches Leben hierher zurück gekehrt sei. Abt Philipp zitierte in Latein aus der Benediktsregel und sagte, dass die Zisterzienser schon eine gemeinsame europäische Sprache hatten, die ein guter Teil beherrschte. Auch habe Euro durch die Zisterzienser zusammengefunden. Nach der Festandacht konnten die Besucher noch die Ausstellung in der Kirche besichtigen.
Nominierung 2023 geplant
Bürgermeister Max-Dieter Schneider führte den Minister und die Politiker noch kurz in die Abtei, wo er ihnen das Zimmer des Abtes zeigte und um einen Zuschuss zu einer unerwarteten Erweiterung bei der Renovierung bat. Natürlich durfte ein kurzer Blick in den Kaisersaal nicht fehlen. Dann trafen sich alle im Abt Degen-Keller zum Empfang, Umtrunk und Eintrag in das Gästebuch des Marktes Ebrach. Der Chor umrahmte auch diesen Teil wieder musikalisch.
Nun ist das Ziel, bis 2021 die Bewerbung zu erstellen und dann die Nominierung 2023 zu erreichen. Die Hoffnung, das Europäische Kulturerbe-Siegel zu erhalten, war spürbar. "Unser Fernziel aber ist auch hier ein Welterbetitel", betonte Kalb.