Die "fünfte Jahreszeit" tobt ihrem Höhepunkt entgegen. Toll ging's in Hirschaid am 15. Februar zu, wo sich ein prächtiger Gaudiwurm mit Musik durch den Ortskern schlängelte. Die Häschaadä Narren machten sich einen Reim auf geklaute Tresoren, arme Steuersünder und Bauern ohne Fraa.
Auffallend viele Sträflingskostüme im Hirschader Faschingsumzug am 15. Februar: Nicht, dass die närrischen Vordenker darauf angespielt hätten, dass sich seit einem Jahr Kriminaler und Staatsanwälte mit einstigen Größen der Kommunalpolitik, ja sogar mit der fragwürdigen Bürgermeisterwahl, zu beschäftigen haben. Sie zerrten einen wurstigen Münchner Steuersünder und dreiste Häschaadä Panzerknacker durchs Dorf. Und übten sich in Schadenfreude, die ja bekanntlich die schönste ist.
Ein prächtiger, farbenfroher, illustrer Faschingsumzug mit Musik schlängelte sich eine Stunde lang bei schönstem Sonnenschein durch den Ortskern, um sich in der Narrhalla und sonstigen Hochburgen ausgelassener Fröhlichkeit in Wohlgefallen aufzulösen.
Das nach Tausenden zählende Publikum bekam viel zu sehen: fesche Madla in Gardeuniformen und fantasievollen Kostümen, Musikanten mit Strumpfmaske über'm Kopf, die quadratisch-praktische Bauersfrau, den neuen Kapitän Ho-See-mann am Ruder des Kanaldampfers Häschaa, ja sogar einen Klappermann am Bett einer attraktiven Patientin. Ein Klohäuschen, den Dschungel auf Rädern und einen mobilen Bauernhof dazu, Queckenpelzer aus Ägypten oder den Gämaaflitzer en miniature.
Mit Witz und Hintersinn Was das alles soll? Nicht jeder, der da in Fünfer-Reihen Spalier stand, dürfte den Witz und Hintersinn erkannt haben, mit dem fleißige und tüchtige Wagenbauer, Schildermaler und Kostümbildner die Highlights des Hirschaider Faschingsumzugs bestückt hatten.
Deshalb hier ein wenig Nachhilfe.
Im zweisitzigen Elektromobil machte Dritter Bürgermeister Hans Wichert darauf aufmerksam, was passiert, wenn der Gämaa-Flitzer nicht stärker frequentiert wird. Immerhin ist das Schrumpf-Mobil mit Nachttopf, Speitüte, Filzpantoffel und Bierbar bestens ausgestattet.
Die Sassanfahrter Kegler wollten sich für die heiß begehrten vier Bahnen im Dschungel-Camp opfern, jammerten aber sogleich: "Ich bin beim ASV - holt mich hier raus!" Jeder in der Fußgruppe trug ein T-Shirt mit seiner eigenen Telefonnummer. Schau'n mer mal, wer sie alle abräumt.
Weitgereist, nämlich frisch gebräunt aus Ägypten, tanzten die Söhne von Tutanchamun einer attraktiven Kleopatra aus der Regnitzau hinterher, ganz so, wie es sich für dressierte Männer gehört: atemlose Queckenpelzer vom Obst- und Gartenbauverein ernteten Jubelstürme.
Den optischen Gegenpart übernahmen die katholischen Frauenbündlerinnen in glamourösen Kostümen der Jacob-Sisters.
Die Sendung für's Klo Mit einem fahrbaren Scheunenfest trat der örtliche Bauernverband rustikal in Erscheinung: Bauer sucht Frau, die "Sendung für's Klo" wurde auf die Mistgabel gespießt. "Und passt die Frau dir nicht in echt, hast du ein Rückgaberecht!" versprachen die Agrarier "figg und fertig". Und schon etwas resignierend: "Heute sucht der Bauer seine Frau und morgen interessiert es keine Sau!"
Der Motorsportclub Sassanfahrt gewährte dem ehemaligen Bayern-München-Präsidenten Uli Hoeneß einen knasto-logischen Ausflug an die Regnitz.
Den Spott hat der Meistermacher nun davon, dass ihm der Fiskus Wurst war.
Die Feuerwehr Hirschaid bangt derweil um die Zukunft: "Wie soll das denn weitergehen, so viele Mauern um uns stehen? Da fühlt man sich ja wie im Knast, es fehlt uns nur der Galgenmast!" Und das alles, weil für den ICE der Schallschutz in Hirschaid drastisch verstärkt werden muss. Ja, wenn's nur so ein Züglein wäre, wie ihn die Jugendfeuerwehr anschließen ließ, wären die neuen Gemäuer gar nicht nötig.
Her mit der Kohle Hinter Gitter präsentierte sich die JFG Deichselbach-Regnitzau. "Her mit eurer Kohle, nur zu unserem Wohle" bekannte sich die Jugendgruppe zu einem Spitzbubenstreich, der durch den Blätterwald rauschte: Ja wenn einem weithin bekannten gastronomischen Betrieb der Tresor abhandenkommt, dann waren wohl die Panzerknacker vor Ort.
Und wer den Schaden hat,...
Der Stammtisch Hirschaider Löwen diente sich als Retter an: "Stirbt der Hausarzt, behandeln wir dich zu Haus!" Aber Vorsicht, denn auf der mobilen Hausarztpraxis hängt zwar eine Patientin am Tropf, aber Gevatter Tod ist auch schon zur Stelle.
Doch bis Hirschaid richtig atemlos ist, darf Helene Fischer noch oft durch die Nacht tanzen. Ihr Gassenhauer wechselte sich mit dem Song von der puren Lust am Leben ab. Die, so sah man beim Faschingsumzug kann den Häschaadern niemand nehmen. Lust haben sie mindestens in XXXL.