Im "Club moderner Hausfrauen " in Bamberg sind Kittelschürzen unmodern.
Die E-Mail ist bei der Rückkehr in die Redaktion schon im Postfach. "Es hat mir keine Ruhe gelassen", schreibt Daniela Reinfelder. Eine halbe Stunde vorher hatte sie nur gemutmaßt, dass da was sein könnte. Möglicherweise von der Oma.
Binden statt Knöpfen
Das mitgeschickte Foto beweist: die Vorsitzende des Bamberger "Clubs moderner Hausfrauen" hat doch eine Kittelschürze daheim. Auf dem Dachboden war sie - und die Verkaufsverpackung noch verschlossen.
Wo, wenn nicht bei einem Verein, der sich mit Verbraucher- und Haushaltsthemen beschäftigt, beschäftigt, könnte man bei der Suche nach vielen Kittelschürzenträgerinnen fündig werden?
Ein Trugschluss, wenn man neuere Fotos von der Vereinsarbeit betrachtet: Hier sind auf Bildern von Veranstaltungen, auf denen Mitglieder des Clubs sich mit Lebensmitteln beschäftigen, zwar Schürzen zu sehen, aber nur
die Variante mit Latz und Bindebändern hinten und oben.
Die "Weiße" zum Krapfenbacken
Auch der dicke Ordner mit Zeitungsausschnitten, in dem selbst kleinste Zeitungsmeldungen abgeheftet sind, in denen der Verein erwähnt ist, erweist sich nicht als Fundgrube. Aber ein Fotoalbum, in dem Bilder von der Feier zum 30-jährigen Bestehen der Vereinigung eingeklebt sind, hat das gewünschte Motiv zu bieten: In den Vereinsräumen in der Unteren Sandstraße werden Hutkrapfen gebacken. In Kittelschürzen.
Vor allem in den Anfangsjahren des "Clubs moderner Hausfrauen", war, wenn gemeinsam gekocht oder gebacken wurde, das Kitteltragen eine selbstverständliche Sache. "Damals hatten ja auch noch viel mehr Frauen zu Hause einen an", sagt Daniela Reinfelder.
Die Stadträtin übernahm 2013 den Vorsitz des Vereins.
Seinerzeit hatte sich bei der Jahresversammlung für das Amt an der Spitze keine Kandidatin gefunden, die die nachfolge von Rosemarie Rauch. Wäre das so geblieben, hätte die Auflösung gedroht.
Noch immer wird gekocht. "Aber das übernimmt jetzt ein kleine s Team - und die anderen kommen zum Essen." Vortäge über Gesundheit und Ernährung gehören nach wie vor zum Veranstaltungsprogramm, ebenso wie Reisen (beispielsweise in Bambergs Partnerstädte). Die Backkünste der Mitglieder kann die Öffentlichkeit im "Kaffeehof im Sand" seit drei Jahren an den Sandkerwa-Tagen kennenlernen.
"Das wird supergut angenommen", freut sich die Vorsitzende. "Der Erlös wird immer für ein soziale Zwecke verwendet.
Heuer für das Projekt Zauberharfenbau für krebskranke Kinder in Schloss Wernsdorf."
Früher mal 600 Mitglieder
Rund 200 Mitglieder zählt der 1972 als "Club junger Hausfrauen" gegründete, 1975 vom Deutschen Hausfrauenbund unabhängig gewordene und 1979 in "Club moderner Hausfrauen" umbenannte Verein jetzt. Es waren auch schon mal 600. Im ersten Vierteljahrhundert war Brigitte Kischel der "Motor" des Clubs.
"Auch wenn viel gekocht und gebacken wurde in den früheren Jahren: vereinseigene Kittelschürzen für diese Tätigkeiten gab es nicht", weiß Daniela Reinfelder. "Da hat hat jeder seine von daheim mitgebracht."
Sie erzählt, dass ihre Oma, ("eigentlich beide Omas") sehr oft Kittel trug. Bunt unter der Woche und Weiß am Sonntag. Ob sie, wenn sie als Kind beim Klöße machen helfen durfte, auch zum Schutz der Kleidung eine Schürze anziehen musste, weiß sie nicht mehr. "Auf jeden Fall aber beim Schlachtfest, beim Blut-Rühren. Und beim Heidelbeeren-Suchen."