Nervendes weihnachtliches Pop-Gedudel und kein Ende? Dagegen kann man sich wehren. Wenn man sich traut.
Ich trage meine Waffe nicht offen in diesen Tagen. Es reicht, dass ich sie hören kann. Tirrillikk, tirrillikk, tirrillikk. Bei jedem Schritt. Ganz leise. In der Jackentasche.
Sie ist wie ein schlafender Drache, aus dessen Nüstern ein wenig Rauch quillt. Zu gegebener Zeit werde ich das Untier wecken. Dann, wenn mir das Weihnachts-Popsong-Gedudel im Radio, in Kaufhäusern und an Orten, an denen man gar nicht damit rechnet, so auf die Nerven geht, dass ich mich wehren möchte.
Mit den eigenen Waffen schlagen
Das wird bald soweit sein. Dann schlage ich die Klingelringeldingeling-Komponisten und -Melodienverbreiter mit ihrer eigenen Keule: den Jingle Bells. Die sind mir quasi in die Hände gefallen, beim Schlendern durch einen Erlanger Dies-und-Das-Laden. So, wie man am Wegrand einen Knüppel aufliest, den man vielleicht mal gebrauchen kann.
Am liebsten hätte ich sie gleich auf dem Weihnachtsmarkt ausprobiert. Aber dort ertönte schlittenglöckchenuntermalter Gesang in gerade noch vertretbarer Dosis.
Im vergangenen Jahr haben wir hier an dieser Stelle die "Ohrenfeinde im Advent" dingfest gemacht: Die fünf nervigsten Instrumente, die das Musikhören in der Vorweihnachtszeit zur Qual machen können. Da sind, allen voran, die Wind-Chimes: Metallstäbchen an Fäden, die vorzugsweise dann eingesetzt werden, wenn etwas federleicht und geheimnisvoll klingen soll. Also mindestens in jedem zweiten modernen, weihnachtlichen Song. Und ungezählte Male vor, nach oder während Radiomoderationen, die irgendwas mit den Festtagen zu tun haben.
Die nervigen Fünf
Schellengeläut! Röhrenglocken! Glockenspiel! Ohrenfolterinstrumente, alle miteinander. Auf die Menge kommt es an. Und die ist in dieser Zeit des Jahres zu groß. Das Quintett "Die nervigen Fünf" komplett macht die Orchesterpeitsche. Zum Glück hält sich die Zahl weihnachtlicher Lieder, in denen es um Fahrten mit Pferdeschlitten geht, in überschaubaren Grenzen.
Außer an Radio- und Fernsehgeräten den Einschaltknopf nicht zu betätigen und Einkaufsstätten zu meiden, in denen die Kundschaft mit pappsüßem Melodiensirup zugekleistert wird, lässt sich nicht viel ausrichten.
Wer sagt das? Warum nicht einfach dagegenhalten? Meine Jingle Bells liegen beim Autofahren griffbereit auf der Ablage zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Ob ich nun bloß eine Hand am Lenkrad habe, weil ich mir die Nase putze, oder mit meinem Protestinstrument auf dem Oberschenkel munter einen grundfalschen, alles zerreißenden Takt zum Geplärre aus dem Radio schlage, dürfte einerlei sein.
Das ließe sich noch ausweiten. Nirgendwo mehr schutzlos dieser Berieselung ausgesetzt sein! Glöckchenring raus aus der Tasche und dagegen anbimmeln. Das hätte nicht mal sowas Anarchistisches, wie die Trillerpfeife von den Zuhörerrängen im Orchesterkonzert.
Multifunktional einsetzbar
Aber soweit bin ich noch nicht. Wir haben ja noch nicht mal den vierten Advent. Doch es ist gut zu wissen, dass ich könnte, wenn ich wollte. Ganz leise tirrillikkt es beruhigend in der Jackentasche. Bei jedem Schritt.
Und nebenbei: So ein Halbring mit Griff kann was Praktisches sein. So wie ein Regenschirm, der sich auch nicht nur zum Abhalten von Wassertropfen einsetzen lässt.
...und dann muß man mal den Text dieser amerikanischen "Weihnachtslieder" übersetzen !!! Was das für ein Quatsch ist, das ist echt amerikanisch. Aber viele denken ja: Hauptsache kein Deutsch.
...und dann muß man mal den Text dieser amerikanischen "Weihnachtslieder" übersetzen !!!
Was das für ein Quatsch ist, das ist echt amerikanisch. Aber viele denken ja: Hauptsache kein Deutsch.