Bamberg: 30 Euro Verwarnungsgeld pro Hundehaufen

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So ist es richtig: Die Hinterlassenschaft des Vierbeiners wandert in ein schwarzes Tütchen. Foto: Ronald Rinklef
So ist es richtig: Die Hinterlassenschaft des Vierbeiners wandert in ein schwarzes Tütchen. Foto: Ronald Rinklef

Wer den Kot seines Vierbeiners liegen lässt, muss mit einem Verwarnungsgeld von 30 Euro rechnen. Doch soweit soll es im besten Fall gar nicht kommen.

Die Bekanntmachung im Rathaus-Journal findet deutliche Worte, nennt Vorschriften und verweist auf ein Bußgeld: Es geht um die "Verschmutzung des Stadtgebietes durch Hundekot und Belästigung der Bürger durch Hundegebell".

Aktuelle Probleme in Bamberg? Steffen Schützwohl aus der städtischen Pressestelle gibt zunächst eine gewisse Entwarnung: Bei der Meldung handle es sich um eine "wiederkehrende Bekanntmachung", die ein bis zwei Mal pro Jahr veröffentlicht werde. Aber: Gelegentlich gebe es natürlich Beschwerden. Etwa über Hundehaufen auf Spielplätzen oder Halter, die die Anleinpflicht ignorieren würden.

Erst jüngst wurde und wird auch im Internet auf Facebook diskutiert. Interessant: Etliche Hundebesitzer ergreifen selbst das Wort, so wie in diesem Beitrag: "Es ist mir unbegreiflich, wie man seinen Hund vor eine Haustür auf den Fußabtreter scheißen lassen kann und das dann nicht weg macht. So, dass der Bewohner dann rein tritt..."


Hundehalter ärgern sich

Über solche Herrchen und Frauchen ärgert sich eine Hundehalterin im Gespräch mit dem FT, die anonym bleiben möchte. Sie glaubt, die Verschmutzung durch Hundekot habe zwar nicht unbedingt zugenommen, aber die Leute seien stärker sensibilisiert, was das Wegräumen der Tretminen angeht. "Ein Problem ist, dass einige ihre Hunde wild laufen lassen. Da kriegen die Besitzer gar nicht mit, wenn das Tier irgendwo hin macht."
Dann gebe es da noch ältere Herrschaften, die sich körperlich schlecht bewegen könnten und Schwierigkeiten beim Bücken hätten. Doch auch die Hundebesitzerin sagt: Ein Haufen auf dem Spielplatz oder im Vorgarten, das dürfe nicht sein.

Vor kurzem habe sie jemanden angesprochen, dessen Hund sich in der Straßenrinne erleichtert habe. Als Antwort bekam sie: "Diese Kot-Beutel zum Aufsammeln sind nicht natürlich, der Hundekot ist es schon."
Klar ist: Im Stadtgebiet ist es verboten, die Hinterlassenschaft einfach liegen zu lassen. Wer den Namen des Hunde-Besitzers kennt, kann diesen anzeigen. Laut Steffen Schützwohl wird dann ein Verwarnungsgeld von 30 Euro fällig. Wird das nicht bezahlt, kommt nach vier Wochen ein Bußgeld in gleicher Höhe dazu.


Mülleimer und die Kostenfrage

Das Argument, die Stadt müsse mehr Mülleimer aufstellen, lässt Schützwohl nicht gelten. Er verweist zum einen auf die zusätzlichen sogenannten Dog Stations, die der Stadtmarketing-Verein mit Hilfe von Sponsoren aufgestellt hat. Zum anderen erläutert er, dass man nicht einfach "alle drei Meter" beliebig einen Mülleimer anbringen könne. Diese müssten schließlich auch regelmäßig geleert werden, was die Kostenfrage aufwerfe. "Es ist eine Frage nach der Verhältnismäßigkeit des Aufwands", sagt Schützwohl.

Er hat auch eine Zahl: 2259 Hunde leben derzeit in Bamberg - zumindest sind diese gemeldet. Für ausufernde Beschwerden sorgen sie nicht. Auch bei der Polizei sind laut deren Auskunft weder Anrufe wegen zu lauten Hundegebells, noch üppig verteilten Hundekots eingegangen.

Im benachbarten Hallstadt weiß Werner Rebhan, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei Bamberg-Land, von zwei Vorfällen mit Hunden: Einmal war einer bei sommerlichen Temperaturen bei nur leicht geöffneten Fenstern im Auto eingesperrt. Da riefen Tierfreunde, die um das Wohl des Vierbeiners fürchteten, die Polizei.
In einem anderen Fall hatte ein Hund in einer Mietwohnung offenbar drei Tage lang gebellt, weil der Mieter "nicht vor Ort" war, wie es Rebhan formuliert.


Beschwerden in der Urlaubszeit

Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder (CSU) bejaht, dass es gerade in der Urlaubszeit immer wieder Beschwerden gebe, wenn "die Betreuung der Tiere nicht so gut" sei. Den regelmäßigen Appell von Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) an alle Hundebesitzer im Rathaus-Journal kann Söder nachvollziehen. "Wir haben auch Probleme mit den Hinterlassenschaften."

Eine andere Hundebesitzerin - die ebenfalls ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte - meint: "Ich habe nicht das Gefühl, dass in Bamberg mehr rum liegt als früher." Sie selbst hat laut eigener Aussage immer einen Beutel dabei. Und dann merkt sie an: "In Bamberg ist das Jammern auf hohem Niveau. Ich habe vorher in Nürnberg gelebt. Dort ist die Situation viel schlimmer."

Kommentar

Es ist der Klassiker: Eine Minderheit, die sich falsch verhält, zieht den Ruf einer Mehrheit in den Dreck. Viele Hundebesitzer beteuern: Sie hätten immer Kot-Tüten dabei, würden auch mal die Haufen von Tieren wegräumen, die nicht ihre eigenen seien. Ja, manchmal wird ein Häufchen übersehen, weil es gar so gut versteckt abgelegt wurde. Oder aber das Bücken ist für manch älteres Herrchen anstrengend. Doch das gilt längst nicht für jeden. Hundehaufen vor Hauseingängen mitten in der Stadt, an und auf Spielplätzen sowie entlang beliebter Spazierwege sind das Letzte und müssen verschwinden. Ausreden wie der Verweis auf den natürlichen Verwesungsprozess in der Natur zählen hier nicht. Denn bis dieser überhaupt eine Chance hat, einzusetzen, ist längst ein Passant in den unappetitlichen Matsch auf dem Gehweg getreten. Wer sich einen tierischen Gefährten zulegt, übernimmt Verantwortung. Das heißt auch, Hundehassern den Nährboden zu entziehen, die mit Giftködern für Angst sorgen.