Woher nimmt die Region Main-Rhön ihren Strom nach dem Atomausstieg?

1 Min
Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (hier der Reaktordruckbehälter) geht 2015 vom Netz, dann wird die Region zum Stromimporteur. Foto: Edgar Bartl
Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (hier der Reaktordruckbehälter) geht 2015 vom Netz, dann wird die Region zum Stromimporteur. Foto: Edgar Bartl

Noch erzeugt die Region Main-Rhön mehr Elektrizität als sie selber verbraucht. Das wird sich aber ändern, wenn das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld 2015 vom Netz geht. Auch danach wird die Power aus der Steckdose kommen. Nur: Wie kommt sie hinein?

Für Jacqueline Escher von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt ist klar: In der Folge des Atomausstiegs wird die Region vom Stromexporteur zum Stromimporteur; das ist der Landkreis Bad Kissingen übrigens schon seit vielen Jahren.

Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man kauft die Energie außerhalb und leitet sie hierher. Oder man baut die regenerative Erzeugung weiter aus.
Es seien aber nur Biomasse und Wasser "grundlastfähig". Wasser und Wind richten sich nicht nach dem Bedarf. Deshalb appellierte Jacqueline Escher an den Wirtschafts- und Umweltausschuss des Kreistags, das Problem der Energiespeicherung unbedingt zu beachten. Auch werde man nicht um einen Netzausbau herumkommen.

Noch Nachholbedarf

Jacqueline Escher stellte dem Ausschuss den von der IHK erstellten Energieatlas vor. Danach gibt es im gesamten Landkreis Bad Kissingen keine Anlage, die mehr als zehn Megawatt Strom erzeugt. Der Kreis hat es sich zwar zum Ziel gesetzt, den Ausbau der regenerativen Energien voran zu treiben. Er kann daraus aber nur maximal 30 Prozent des Bedarfs decken. Das gilt auch für das Rhön-Grabfeld. Weiter sind da Main-Spessart, Kitzingen und Würzburg.

Bei der Einspeisung erneuerbarer Energien ragt Fuchsstadt mit knapp 12 000 Kilowattstunden pro Jahr (kwh/a) heraus. Mehr als 2000 stammen aus Bad Bocklet, Oberleichtersbach und Thundorf heraus. Die anderen Kommunen spielen keine Rolle.

Solar, Wasser und Wind

Ein Problem ist nach Angaben von Jacquelin Escher die "gesicherte Leistung". Das ist die Kraft, die im Schnitt zur Verfügung steht. Am höchsten ist sie mit 93 Prozent bei der Kernkraft. Biomasse kommt auf 88, Solar nur auf ein Prozent.

Bad Kissingen hinkt bei der installierten und der gesicherten Leistung erneuerbarer Energien den anderen Kreisen hinterher. Nur das Rhön-Grabfeld schneidet noch schlechter ab. Größere Kapazitäten in Sachen Photovoltaik haben Fuchsstadt, Bad Kissingen und Hammelburg. Strom aus Wind gibt es in Hammelburg, Rannungen und Maßbach.

Wasser wird zur Energiegewinnung in Aura. Bad Bocklet Bad Kissingen, Elfershausen, Euerdorf, Hammelburg, Riedenberg und Zeitlofs genutzt.

Bei der gesicherten Leistung nehmen Bad Bocklet und Hammelburg sowie mit Abstand Bad Kissingen und Oberleichtersbach heraus. Das ist auf den Biomasse-Einsatz zurückzuführen.

Daraus leitete Jacqueline Escher die Forderung ab, die Speichertechnologie voran zu treiben, um die erzeugte Leistung zeitlich dem Bedarf anzupassen. Regenerative und konventionelle Stromerzeugung müssten sich sinnvoll ergänzen.