Über 6000 Ausstellungsstücke in 22 Räumen können die Besucher beim Museumstag im Nüdlinger Heimatmuseum betrachten.
Zum 40. Internationalen Museumstag am Sonntag, 21. Mai, laden weltweit 6500 Museen mit Sonderaktionen und buntem Programm zum Besuch ein. Auch das seit 1964 bestehende Nüdlinger Heimatmuseum öffnet zwischen 14 und 17 Uhr die Türen und lässt mit seinen mehr als 6 000 Ausstellungsstücken bei den Besuchern so manche Erinnerung an Jugendzeiten oder Großmutters Haushalt lebendig werden. Zeitgleich lädt der Heimatverein im Museumsgasthof "Zum Stern" zu Kaffee und Kuchen bei Mitmachmusik der Gruppe "ä'weng".
Etwas Zeit sollten sich die Museumsbesucher schon nehmen, wenn sie sich jedes einzelne Ausstellungsstück in den 22 Räumen genau anschauen wollen. "Wir zeigen alles, was mit dem Dorfleben, Handwerk und der Landwirtschaft in Nüdlingens Vergangenheit zu tun hat", beschreibt Peter Brust, der zweite Vorsitzende des Heimatvereins, die große Sammlung, die von Museumsleiter Johann Göbbel betreut wird.
Besonderes Schmuckstück des Museums ist natürlich der mit vielerlei Krimskrams reich bestückte Kaufmannsladen aus dem Jahr 1900. Alles wird hier liebevoll dargeboten, und es würde nicht verwundern, wenn gleich die Krämersfrau wieder hereinkäme und den Besucher nach seinen Wünschen fragt. Anschaulich ist auch das Mädchenschlafzimmer: Das Bett unter dem Heiligenbild sauber bezogen, die beiden Puppenwagen stehen davor.
Von den über 6000 Ausstellungsstücken - das kleinste ist eine nur fünf Millimeter große Eulenskulptur, das größte Exponat ein von Pferden zu ziehender Feuerwehrlöschwagen - ist nur etwa die Hälfte katalogisiert und beschriftet, zusätzliche 3000 Exponate warten sogar noch in Depots auf ihre Registrierung. Göbbel kommt in seinen Freizeitstunden mit der Arbeit kaum nach. Immer neue Sammelstücke kommen hinzu, die ihren Platz brauchen. Da passt es gut, dass im vergangenen Jahr auch die frei gewordene Erdgeschosswohnung mit fünf Räumen dem Heimatverein überlassen wurde. Dort ist am Sonntag noch die Sonderausstellung zum Deutschen Krieg von 1866 zu sehen.
Was von Johann Göbbel in den vergangenen Jahren ausstellungsreif aufbereitet wurde, steht sorgsam nach Themen sortiert. "Vom Federkiel bis zum Computer" hat der Museumsleiter eine Sammlung genannt, die neben historischen und gar nicht mal so alten Schreibmaschinen tatsächlich auch einen Computer präsentiert - einen Commodere C64 aus den Achtzigern, der die heutigen Väter als Kinder begeisterte.
Immer wieder werden die Besucher beim Museumsrundgang zum Staunen gebracht, mit welchen Geräten unsere Eltern und Großeltern sich die Hausarbeit erleichterten. Vieles hat man sogar selbst noch als Kind gekannt, heute steht es im Museum - wie das kompakte Schnurtelefon mit der Wählscheibe.
Ständig investiert
Die Verantwortung für das Museum in der alten Schule mit ihrem markanten Turm trägt der 1954 gegründete, heute 200 Mitglieder starke Heimatverein, der in den vergangenen 50 Jahren ständig in die Ausstellung investiert und von einst vier auf heute 22 Räume erweitert hat. Zum ursprünglichen Heimatmuseum kam in den Sechzigern gleich nebenan das Feuerwehrmuseum hinzu, dann die Flurbildstöcke, die Schau über den Deutschen Krieg im Erdgeschoss und zuletzt der Museumsgasthof auf der anderen Straßenseite.
Der Zugewinn der Erdgeschosswohnung hat den Verein veranlasst, über eine Ausstellungsmodernisierung nachzudenken. "Ein Konzept haben wir noch nicht", erklärt Peter Brust vom Vorstand, "aber wir wollen aus dem Amateur-Status ins Profi-Lager wechseln." Deshalb will sich der Verein von einem Museumspädagogen beraten lassen. "Erst wenn wir wissen, was wir wollen, können wir ein Finanzierungskonzept erstellen." Doch für Brust und Göbbel ist klar: "Es soll ein Heimatmuseum bleiben." Für den stellvertretenden Vorsitzenden Brust steht fest: "Wenn wir die Jugend nicht informieren, wie man früher hier gelebt hat, geht unser Brauchtum unter."
Auch wenn der Verein noch nicht weiß, auf welche Art sich das Heimatmuseum in Zukunft präsentieren soll, weiß Museumsleiter Johann Göbbel aber: "Kinder müssen Ausstellungsstücke anfassen und ausprobieren dürfen, um den sachlichen Hintergrund 'begreifen' zu können." Und: "Das gilt eigentlich auch für Erwachsene."
Wo? Münnerstädter Straße 4 in Nüdlingen
Öffnungszeit am Sonntag, 21. Mai von 14 bis 17 Uhr.