Auch die zweite "OPEN ART KG" war ein Erfolg. Und die Hoffnung auf eigene Präsentationsräume wächst.
Sie fand am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal statt: die "OPEN ART KG". Bildende Künstler aus Bad Kissingen öffneten am Samstag und Sonntag ihre Ateliers und luden Interessierte einzum Anschauen, Nachfragen Diskutieren.
Eröffnet wurde die Aktion am Freitagabend in der "Alten Villa" in der Von-der-Tann-Straße 8. Hier war neben den offenen Ateliers eine Gemeinschaftsausstellung der elf bildenden Künstler zu sehen, die sich in der Arbeitsgemeinschaft Bildende Kunst Bad Kissingen zusammengeschlossen haben, zu sehen. "Elf Räume. Elf Künstler. Elf Ansichten", fasste deren Sprecher Alexander Ruppert bei der Eröffnung dieses Projekt zusammen. Ein Anliegen verbinde alle ausstellenden Künstler: "Der bildenden Kunst in unserer Stadt wieder einen höheren Stellenwert zu geben."
Fast wie im "Tacheles "Interpretiert man die Worte von Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) richtig, dann hat sie den in Bad Kissingen bereits: Er sprach von einer "lebendigen Szene der Bildenden Kunst", die er gar mit Berliner Verhältnissen verglich -angeregt auch durch den morbiden Charme der Räumlichkeiten, in denen die Gemeinschaftsausstellung gezeigt wurde. Das erinnere an das Berliner "Tacheles". Tatsächlich unterstützte die Wahl des Ortes die Präsentation der Exponate sehr wirkungsvoll. Zum einen hat ein nicht renovierter Altbau ein wenig den Geruch von Atelier, Künstler, Bohème.
Zum anderen war es verblüffend, wie Kunstwerke mit ihrer Umgebung richtiggehend verschmolzen; gut zu beobachten etwa bei einigen Werken von Wiltrud Kuhfuß und von Romana Kochanowski. Oder zu sehen, wie ein Raum ein Thema intensiver, bedrohlicher werden lässt. Eva Feichtingers Bilder zum Thema "Missbrauch" in einem grauen Zimmer mit geschwärzter Decke mögen als Beispiel dafür dienen oder die kleine Kammer, in der -fast wie in einer Zelle- Alexander Ruppert sein Werk "Habemus Papam" zeigte. Interessant übrigens, dass bei der Besichtigung der Räume durch die AG Kunst vor der Ausstellung spontan jeder "seinen" Raum fand.
Viele Anstöße zum Nachdenken Dass man an den seltsamsten Orten und Örtchen durch skurrile Installationen erheiternde oder bedrängende Atmosphäre schaffen kann, zeigte Malte Meinck mit seinen "Schalentieren" und dem Arrangement "Meine Seele brennt". Dass das zum Nachdenken anregt, bewies die Frage einer ganz jungen Besucherin angesichts des stacheligen Brustpanzers, der da im Dustern prangte: "Wen willst Du damit quälen?"
Überhaupt wurde viel gefragt und diskutiert. Insofern kann man bereits den Freitagabend als Erfolg bezeichnen. Schon mengenmäßig: In den elf Räumen drängte sich das Publikum. Und der Besuch ließ dort auch am Wochenende nicht nach. Man kann die Ausstellung in der "Alten Villa", in deren helleren, straßenseitigen Räumen, in denen Claudia Lay und Heidi Lauter ausstellten, durchaus als den Ort verstehen, an dem Besucher sich Appetit auf mehr holen sollten. War hier zusammen gefasst, was die Bad Kissinger Kunstszene an Themen und Techniken zu bieten hat, konnte man nach dieser Übersicht gezielt den Weg in die Ateliers suchen.
"Wir sind so einen ziemlichen Schritt nach vorne gegangen", sagt Malte Meinck über die gemeinsame Ausstellung, "weil wir so als Gruppe präsenter sind." Das ist wahr. Und wirklich fehlt, wie Heidi Lauter beklagt, der AG Bildende Kunst ein Ort in der Stadt, an dem sich dieMitglieder permanent zeigen können. In der Tat ist das Fehlen der Möglichkeit, sich ständig zu präsentieren, ein wirkliches Manko: Interesse besteht an der Bildenden Kunst in Bad Kissingen. Vielleicht kann die "OPEN ART KG", bei der sich immerhin auch das Kulturreferat der Stadt engagiert, auch in dieser Hinsicht Anregungen geben. Und Früchte tragen.
Die beteiligten Künstler waren: Carlo Catoni, Eva Feichtinger, Lothar Gärtner, Romana Kochanowski, Wiltrud Kuhfuss, Wolfgang Kuhfuss, Heidi Lauter, Claudia Lay, Malte Meinck, Silvia Pfister-Stanjek und Alexander Ruppert.