Drogen-Festnahme bei "Ab geht die Lutzi". Auf youtube.de kursiert ein Video, das scheinbar einen martialischen Einsatz zeigt. Was war davor und danach?
Zugegeben: Das Video, das im Netz kursierte (es wurde inzwischen entfernt), wirkt martialisch. Auf dem Zeltplatz zum Festival "Ab geht die Lutzi" scheint ein Besucher eine dramatische Szene eingefangen zu haben. Zwei uniformierte Polizisten halten sich mit Schlagstock und Pfefferspray Besucher vom Leib, zwei andere in Zivil überwältigen einen jungen Mann, es ist viel Geschrei im Hintergrund zu hören, dann endet das Video. Es trägt den Titel: "Aggressiver Polizeieingriff". Doch was hat zu der Szene geführt? Die Redaktion hat nachgehakt.
Kiffer beobachtet
Lothar Manger von der Bad Kissinger Polizei kennt am Montagmorgen bereits den Vorfall, der sich am Samstag gegen 21.15 Uhr abspielte.
"Beamte sahen auf dem Zeltplatz eine Runde Menschen, die sich einen Joint teilten", berichtet Manger. Die Beamten wollten daraufhin einen aus der Kifferrunde kontrollieren. Der 23-Jährige sollte durchsucht werden.
Ein Beamter verletzt
"Er beleidigte die Beamten massiv und leistete auch massiven Widerstand", zitiert Manger aus dem Bericht des Kollegen, der das Geschehen vom Samstag dokumentiert hatte. Ein Beamter wurde dabei leicht verletzt. Die Beamten ließen sich vom Widerstand des jungen Mannes nicht beeindrucken und setzten die Kontrolle durch. Das allerdings habe umstehende junge Leute zur "Solidarität" veranlasst, so Manger.
Schlagstock nicht eingesetzt
"Die Kollegen mussten sich die Umstehenden vom Leib halten", beschreibt Lothar Manger die Szene. Und das geschah mit Pfefferspray und Schlagstöcken, "allerdings wurden die Stöcke wie auch das Spray nicht eingesetzt, sie wurden nur gezeigt" - und diese Demonstration habe gereicht, so Manger. Etwa zehn Polizisten waren mittlerweile zur Unterstützung angefordert worden. Von den Umstehenden sei keiner verletzt worden. Das Video zeigt auch, wie die Beamten zwar mit Spray und Stock drohen, aber nicht einsetzen.
Wohnung durchsucht
Der 23-Jährige sei mit dem Streifenwagen zur Dienststelle gebracht worden. Auf dem Weg dorthin habe er belastendes Material weggeworfen. Doch das war umsonst: Die Beamten fanden die fünf Ecstasy-Tabletten.
Der Mann wurde zur Blutentnahme gebracht, gegen ihn wird ein Strafverfahren wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie anderer Delikte eingeleitet. Außerdem wurde seine Wohnung durchsucht.
Der Verfasserin dieses Artikels scheint wohl an einer Aufklärung des Vorfalls nicht sonderlich gelegen. "Die Redaktion hat nachgehakt" heißt hier doch wohl: Die Redaktion hat den Polizeibericht kritiklos kopiert und weder die Beschuldigten, noch die Zeugen zu diesem Vorfall befragt. Schwach!