Was für eine Wucht

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Überdrehter Abspann: Patrizia Moresco , Lisa Fizz und Sissi Perlinger. Fotos: Klaus Werner
Überdrehter Abspann: Patrizia Moresco , Lisa Fizz und Sissi Perlinger. Fotos: Klaus Werner
Lisa Fitz
Lisa Fitz
 
Sissy Perlinger
Sissy Perlinger
 
Patrizia Moresco
Patrizia Moresco
 
Sissy Perlinger
Sissy Perlinger
 
Lisa Fitz
Lisa Fitz
 
Sissi Perlinger
Sissi Perlinger
 

Das Publikum wurde nicht enttäuscht vom Titel "Weiberpower pur" - mit Lisa Fitz, Sissi Perlinger und Patrizia Moresco im Max-Littmann-Saal von Bad Kissingen.

"Das Programm ist nicht männerfeindlich. Das nennt man lustig!" - mit diesem Satz stimmte Sissi Perlinger auf den Kabarettabend untere dem Titel "Weiberpower pur" ein und löste damit den ersten Jubelsturm aus. Damit war klar, was das Publikum im ausverkauften Max-Littmann-Saal von Lisa Fitz, Sissi Perlinger und Patrizia Moresco erwartete - und diese Erwartung erfüllten die drei Damen denn auch prompt.


Total ausverkauft

Sogar die sichtbehinderten Plätze auf dem Balkon waren verkauft worden - so groß war der Andrang auf die Karten gewesen. Lisa Fitz und Sissi Perlinger - allein diese Namen stehen für zeitkritische Unterhaltung auf höchstem Niveau und waren die Zugpferde, an die die eher unbekannte Quasselstrippe Patrizia Moresco andockte. Die durfte auch den Abend im Outfit einer "gehäuteten Couch" eröffnen, nachdem Perlinger die Verantwortung der ersten Reihe für das Gelingen des Abends übertragen hatte: "Lachen und Klatschen ist pure Energie für uns - und wir schicken es an Euch zurück - das ist der pure Flow."
Moresco - bekennende Italienerin mit schwäbischen Wurzeln - hatte sofort die Lacher auf ihrer Seite, als sie von ihrem Angstgefühl sprach, dass sich beim Weg durch die Kissinger Fußgängerzone und vor allem beim Anblick der "Rollatoren-Generation" entwickelte.
Danach ging es im High-Speed-Modus und einem Schuss Selbstironie durch die eigene "Dolce Vita mit schwäbischer Sparsamkeit". Zwischen der Aneinanderreihung von teils schlüpfrigen Witzchen und humorvollen Anmerkungen - die vom Publikum mit schenkelklopfender Begeisterung aufgenommen wurden - blieb noch Zeit für einige ironische Randbemerkungen. Ansonsten haute Patrizia Moresco dem Publikum ihr Programm um die Ohren, so dass denen aufgrund der ungebändigten Wortflut sowie ihrer präsenten Körpersprache fast die Luft wegblieb.

Weibliches Überlebensmodell

Ein vorgeheiztes Publikum traf dann auf den Vulkan Sissi Perlinger, die im Leoparden-Kostüm so viel Präsenz zeigte, dass sie die riesige Bühne im Regentenbau füllte. Ein bisschen Mario Barth schlich durch ihr Programm, wenn sie über die Frau-Mann-Koexistenz persiflierte. So stellte sie das weibliche Überlebensmodell - Blick in den Ausschnitt und "dümmer stellen als wir sind" - dem eigenen technischen Verständnis gegenüber.
Sie kann jedes Thema aufgreifen und kommt sofort auf den Punkt - und das Publikum bemerkt die Pointe dahinter erst im zweiten Augenblick. So quält sie der Augen-Tinnitus, wenn sie in der Zeitung die Pfeifen (Politiker) sieht, oder sie liest aus der typischen Merkel-Geste die indische Bedeutung "Ihr könnt mich alle mal - und zwar rautenförmig" heraus.

Wortgewaltig

Ihre Definitionen sind eingängig und man wünschte sich, man könnte sich alles merken, was sie zur "Meditation als Bodybuilding für den Geist" ("Meditierende wollen nicht denken, Bodybuilder können nicht denken.") oder zum Dellen-Alarm bei Orangenhaut ("Ein Golfball wird durch die Dellen windschlüpfriger.") sagt.
Mit frenetischem Applaus wurde Lisa Fitz empfangen, die ihre bayrischen Wurzeln mit 99 Prozent CSU in ihrem Heimatort Greiling verortete. Mit einem Ausschnitt aus ihrem neuen Programm mit dem Titel "Mut" wolle sie die Mutigen und die Ängstlichen hervorlocken, wie sie erklärte. "Mut heißt, sich den eigenen Ängsten stellen" - und getreu diesem Motto griff sie in die Kiste der 650 bekannten Phobien. Die Hellenophobie (Angst vor der griechischen Kultur) oder die Xenophobie (Angst vor allem Fremden) nahm sie mit Sätzen wie "Und wir haben immer geglaubt, der Uso beim Griechen ist umsonst" oder mit einer weiß-blauen Trachten-Burka und dem Aufdruck "Hopfen & Malz, Allah erhalt´s" aufs Korn.
Wortgewältig bewegte sie sich durch ein Sammelsurium an Stichwörtern, erzählte süffisante Anekdoten (Glatze mit Spingerstiefeln im ärztlichen Wartezimmer, und Oma sagt: "Armer Bua, erst die Chemo, dann noch die orthopädischen Schuh´") und macht böse Analysen, wie zum "Panzer-Deal mit Saudi-Arabien, wo die Emanzipation noch im Primaten-Stadium ist" - alles garniert mit zwei Liedern von Konstantin Wecker und Reinhard Mey.
In einem überdrehten Abspann standen dann alle drei im "Senioren-Outfit" auf der Bühne, um textlich-ironisch und komödiantisch-musikalisch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Alle drei auf einmal auf der Bühne - das führte nochmals zu heftigen Zerchfellattacken beim Publikum und entlockte ihm die letzten Klatschreserven, bevor Lisa Fitz, Sissi Perlinger und Patrizia Moresco unter stehenden Beifallstürmen verabschiedet wurden.