Die Erneuerung der Ortsdurchfahrt, zu erwartende Anliegerkosten und mögliche Abrisse von Häusern im Altort bewegen weiterhin die Gemüter in Diebach und lassen die Nerven teilweise blank liegen. Am Sonntagmorgen trafen sich die Stadtteilbewohner auf Einladung des Ortsbeauftragten Armin Warmuth zum Frühschoppen.
"In diesem neuen Jahr 2013 werden manche Weichen gestellt", wies Warmuth auf bevorstehende Entscheidungen hin. "Auch für mich ist es ein Weichenjahr", deutete der Ortsbeauftragte an, dass er bei weiteren verbalen Angriffen unter der Gürtellinie bis hinein ins Internet über die Konsequenz eines Rücktritts nachdenke. Insbesondere sei es kein Zeichen von Diskussionskultur, wenn zum Beispiel Bürgermeister Stross Thema vorbei plötzlich mit Holzthemen attackiert werde. "Wir gewählten Vertreter sind keine Deppen. Wir fordern keinen Dank, aber zumindest den fairen Umgang und entsprechenden Respekt ein", so Warmuth.
"Auch ich wurde per Email als Nicht-Diebacher angegriffen", bestätigte Zweiter Bürgermeister Reimar Glückler. Seit den 90er Jahren habe er sich für die Sanierung der Ortsdurchfahrt eingesetzt.
"Jetzt sollten wir die einmalige Chance der bezuschussten Straßensanierung ergreifen und keinen Zirkus wegen ein paar Quadratmetern machen", wies Glückler auf die Rückmeldefrist für die Anwohner hin, die zurzeit ablaufe. Um das Trips-Haus und die alte Schule könne sich die Stadt Hammelburg nicht kümmern. So drohe der Abriss, wenn sich keine Diebacher Initiative finde. "Es könnte ähnlich wie bei den Kirchgaden zugehen", dachte Glückler an vergangene Zeiten.
"Wir Diebacher haben schon viel Eigenleistung erbracht", erinnerte der Feuerwehr-Kommandant Dieter Ebert an bauliche Maßnahmen an Feuerwehrhaus, Sportheim und Musikheim. Anstehende Probleme sollten offen und ehrlich diskutiert werden, meinte er.
Zwischen 3000 und 10 000 Euro seien die Straßenausbaubeiträge hoch, bestätigte Warmuth auf Nachfrage. Am stärksten seien zwei große Anwesen und die Kirche betroffen.
"Wir könnten doch einen gemeinschaftlichen Spendenfond zur Finanzierung gründen", schlug Zuhörer Adolf Brandenstein vor. "Den teuren Gehweg brauche ich nicht", tönte es aus dem Saal. Peter Scherpf wollte zumindest einen ebenen Gehweg zur Benutzung für breite Landwirtschaftsfahrzeuge. Aber Steffen Scherpf erläuterte: "Ohne ordentlich hohen Gehweg gibt es keinen staatlichen Zuschuss". "Ich fühle mich über die Pläne des Straßenbauamts schlecht bis gar nicht informiert", beklagte Peter Brell.
"Wir sollen den Dorffrieden erhalten", wünschte sich Georg Stürzenberger und bat um Verständnis für die Maßnahmen rund um die Sanierung der Ortsdurchfahrt.
Manfred Schärpf äußerte seine Bedenken, dass die mit Gehweg versehene Ortsdurchfahrt für extra lange Holztransporter zu schmal sein wird.
Bevölkerungszahl sinkt Der Trend des Bevölkerungsschwundes ging auch an Diebach nicht vorbei. Warmut erwähnte in seiner Rückschau die 1047 Haupt- und 88 Nebenwohnsitze, 15 Sterbefälle, sechs Geburten, vier Eheschließungen, fünf Scheidungen und fünf erfolgreiche Abiturienten. "Seit dem 1. Januar 1972 ist Diebach ein Ortsteil der Stadt Hammelburg", erinnerte Warmuth. Kritisch wegen des hohen Alkoholkonsums sah er in Richtung Großveranstaltungen wie zum Beispiel Winter-Beachparty und Faschingsfeier. Der Umbau des Kindergartens mit Kinderkrippe sei vor wenigen Wochen genehmigt worden.
Spenden seien willkommen.
Neben der Sanierung der Ortsdurchfahrt nannte Warmuth eine neue Rutsche für den Kindergarten, die Ausbesserung der Mauer am Kriegerdenkmal und die Sanierung der Klingenbachbrücke als zukünftige Ziele. "Ich bedanke mich bei allen Ehrenamtlichen für deren Engagement", ging Warmuth auch auf die Verabschiedung des Kreisvorsitzenden vom Bund Naturschutz, Ulf Zeidler, nach dessen 39-jähriger aktiver Zeit ein. "Ihm zu Ehren gibt es jetzt Zeidlers Wiesen am Diebacher Schilf", so Warmuth.
Wo blieb denn, bitteschön, der Respekt der gewählten Volksvertreter vor dem Bürger? In der politischen Hinterkammer wurden 2008 Millionengroßprojekte beschlossen ohne auch nur irgendeine Form der Bürgerbeteiligung. Wer als Volksvertreter Respekt von den Bürgern einfordert, der muss seinerseits die Bürger ersteinmal respektvoll behandeln, d. h. in politische Entscheidungen einbeziehen. Die ganze Stadt leidet unter einer Politik, die keinen Respekt mehr kannte vor dem Bürgerwillen und im Eilverfahren Millionenprojekte durch den Stadtrat peitschte. Der städtische Haushalt ist nun am Ende der Fahnenstange. Keine Rücklagen mehr (nach der Schulsanierung) und eine verdoppelte Verschuldung. Der städtische Haushalt ist klamm wie nie. Für die Innenstadt- und Ortskernentwicklung fehlt jedes Geld. Wenn Bürger nun darüber zornig sind, so sollten sich Politiker fragen, was sie falsch gemacht haben, anstatt die beleidigte Leberwurst zu spielen. Wer hob die Hand für drei Millionengroßprojekte in den Jahren 2008/2009 - und die Gewerbesteuern brachen weg?! Herr Glückler, Herr Stross, Herr Warmuth, der gesamte Stadtrat. Das ist das Unbegreifliche.