Villa Rothmund verliert den Schutz der Kurzone

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Daniela Schätzlein führt die Villa Rothmund in der Frühlingsstraße. Foto: Benedikt Borst
Daniela Schätzlein führt die Villa Rothmund in der Frühlingsstraße. Foto: Benedikt Borst
Historisches Foto der Villa Rothmund aus den 1960er Jahren. Foto: Privat
Historisches Foto der Villa Rothmund aus den 1960er Jahren. Foto: Privat
 

Betroffene Anwohner haben unterschiedliche Ansichten zur Änderung des Sondergebietes Kur in Bad Kissingen. Daniela Schätzlein ärgert sich: Sie hat vor fünf Jahren in ein Hotel in dem Schutzgebiet investiert. Jetzt fällt ihr Haus wohl heraus.

Die Villa Rothmund hat es Daniela Schätzlein angetan. 2010 hat sie mit ihrem Lebensgefährten das Anwesen in der Frühlingsstraße vom ehemaligen Bad Kissinger Oberbürgermeister Georg Straus abgekauft. "Ein Liebhaberstück", sagt sie. Damals war die Villa sanierungsbedürftig. "Wir haben es komplett entkernt, die Zimmer neu aufgeteilt und hochgezogen." Heute führt sie die Villa erfolgreich als kleines, gehobenes Hotel mit sechs Gästezimmern.


Ursprünglich plante das Paar, das Anwesen mit großräumigen Mietwohnungen herzurichten. Das war allerdings nicht möglich, weil das Grundstück innerhalb der streng reglementierten Kurzone liegt. Das Sondergebiet dient laut Satzung der Dienstleistung am Gast, dauerhaftes Wohnen ist innerhalb untersagt. "Wir hätten das sonst nie als Hotel betrieben. Wir sind keine gelernten Hoteliers", sagt sie.

Der Stadtrat hatte im Januar beschlossen, den Bebauungsplan für das Sondergebiet zu ändern. Unter anderem soll es in Randgebieten verkleinert werden, wo es kaum noch eine Kurnutzung, dafür aber viele leere Gebäude gibt. Die Villa Rothmund wäre von den Änderungen betroffen und nicht mehr Teil des Kurgebiets. "Die meisten sind froh, wenn sie aus der Kurzone fallen", sagt Schätzlein. "Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich gesagt, ich mache Wohnungen rein und lasse die ein paar Jahre leer stehen", meint sie ärgerlich. Die Villa Rothmund werde sie dennoch als Hotel weiterführen.

Ein Hauseigentümer aus der Von-der-Tann-Straße, der namentlich nicht genannt werden möchte, ist über die geplanten Änderungen froh. Für ihn ist vor allem der strenge Immissionsschutz eine Fessel. "Hauptvorteil ist, dass ich am Altbau Arbeiten nicht mehr nur von Oktober bis April durchführen kann." Sondern das ganze Jahr. Außerdem könne er sein Grundstück in Zukunft frei nutzen. Langfristig plane er noch ein Wohnhaus anzubauen. Der Hauseigentümer erhofft sich zudem, dass das Wohnumfeld langfristig attraktiver wird, wenn für leere Gebäude eine neue Nutzung, etwa als Mietshäuser, gefunden wird.

Für Daniela Schätzlein und ihren Lebensgefährten ist die Änderung noch aus einem zweiten Grund ärgerlich: Im Grunde halten sie die Kurzone für sehr sinnvoll. "Das Kurgebiet ist eine Schutzzone", sagt sie. Schätzlein befürchtet jetzt, dass nach der Änderung in der Nachbarschaft verstärkt auch in der Hauptsaison gebaut wird und sie dadurch Gäste verliert. "Die Gäste, die zu uns kommen, genießen die Ruhe", sagt sie. Und die hat die Kurzone bisher garantiert.