Viele Senioren, aber wenige Kinder

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Die Einwohnerzahl in Hammelburg ist 2011 erneut gesunken. Gestiegen ist indes die Zahl der Senioren. Foto: Markus Reeh (Archiv)
Die Einwohnerzahl in Hammelburg ist 2011 erneut gesunken. Gestiegen ist indes die Zahl der Senioren. Foto: Markus Reeh (Archiv)

Die Einwohnerzahl Hammelburgs ist auch 2011 gesunken. Die Geburtenrate stagniert auf niedrigem Niveau. Fast jeder Vierte ist Rentner.

Auch 2011 ist die Zahl der Hammelburger gesunken. 11.267 Menschen hatten Ende des Jahres ihren Hauptwohnsitz in der Saalestadt oder einem ihrer Stadtteile. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 67 Personen oder knapp 0,6 Prozent. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Laut der von Amtsleiter August Brendan vorgelegten Statistik blieb die Zahl der Geburten mit 85 nahezu unverändert. Vor gut zehn Jahren erblickten aber noch etwa doppelt so viele Mädchen und Jungen das Licht der Welt.

Die Zahl der Senioren (66 Jahre und älter) stieg indes weiter, von 2400 auf 2430 Einwohner. Das entspricht einem Anteil von 21,6 Prozent der Bevölkerung. Zwei Frauen können heuer ihren 100. Geburtstage feiern, während die zwei ältesten Männer gerade mal 95 Jahre alt werden.
Insgesamt 18 Frauen sind älter als die beiden Männer.

85 Geburten, 140 Sterbefälle

Während etwa ein Viertel der Bevölkerung bereits das offizielle Rentenalter von 65 erreicht hat, stellen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre nur einen Anteil von 16,4 Prozent. Die Überalterung der Bevölkerung zeigt sich am deutlichsten daran, dass den 85 Geburten im vergangenen Jahr 140 Sterbefälle gegenüberstanden.

Ein kleiner Lichtblick ist der erstmal wieder leicht positive Saldo bei den Umzügen. 475 Menschen verließen die Stadt, während 481 hier eine Wohnung oder ein Haus bezogen. Wenn der geplante Truppenabbau bei der Bundeswehr nach 2014 beginnt, werden sich die Wegzüge aber vermutlich wieder deutlich erhöhen.

Ein kleines Plus in Obererthal

Junge Akademiker verlassen ihre Heimat oft auf der Suche nach einem höher qualifizierten Arbeitsplatz. Auch zahlreiche Abiturienten bleiben nicht in der Stadt. Wer ein Studium absolviert, kommt anschließend nur selten nach Hammelburg zurück. Einen positiven Impuls könnte die Ansiedlung einer Fach-/Berufsoberschule in Hammelburg geben, für die es ja schon bald eine Probe-Einschreibung geben wird.

Mit einem Minus von 41 Einwohnern war der Bevölkerungsrückgang in der Stadt selbst am größten, gefolgt von Gauaschach und Morlesau, wo 14 beziehungsweise zwölf Ortsbürger ihren Hauptwohnsitz abmeldeten. Es gab aber auch gegenläufige Entwicklungen. So konnte Obererthal ein Plus vorweisen, hier leben jetzt zehn Menschen mehr als ein Jahr zuvor.
Bürgermeister Ernst Stross (SPD) sieht den Bevölkerungsrückgang mit Sorge, die niedrige Geburtenrate sei bedenklich. Die Stadt habe aber schon einiges getan, um attraktiv für junge Familien zu sein, meinte Stross und verwies auf die Sanierungen von Grund- und Mittelschule sowie Schwimmbad.
Ein Problem sei die begrenzte Zahl fachlich qualifizierter Ausbildungsplätze. "Viele junge Leute würden gern hier bleiben, finden aber einfach keine geeignete Stelle", weiß der Stadtchef. Das habe Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft, so fehle zum Beispiel auch den Vereinen der Nachwuchs.

Neue Soldaten und Schüler

Die Einrichtung einer Fach-/Berufsoberschule könne zumindest dazu beitragen, die jungen Leute länger in der Region zu halten. "Außerdem würde sie sicher dazu beitragen, Hammelburg auch im weiteren Umland bekannter zu machen", sieht der Rathauschef einen Vorteil.

Ein wenig Hoffnung macht Stross auch die Ansiedlung einer Offizieranwärterkompanie mit 240 Soldaten im Juli sowie die Rückkehr der Einzelkämpferausbildung nach Hammelburg. "Ich wünsche mir natürlich, dass möglichst viele von ihnen auch bei uns wohnen werden. Aber das ist natürlich schwer vorherzusagen, wer sich hier niederlässt", bekennt Stross.
Dass die Menschen immer älter würden, sei grundsätzlich zu begrüßen, sagte Stross. "Wenn sie ihre Lebens- und Berufserfahrung einbringen, profitiert davon die gesamte Gesellschaft", unterstreicht der Bürgermeister.
In der Folge steige aber auch der Bedarf für mobile oder Tagespflege, betreutes Wohnen sowie Plätze in Seniorenheimen. Stadt und Kreis und ihre Stiftungen bemühten sich, der Nachfrage gerecht zu werden. "Auch neue Formen des Zusammenlebens werden gefragt sein wie Alters-WG oder Mehrgenerationenhaus, was die Agenda-21-Gruppe als Thema ja auch schon aufgegriffen hat", so Stross.
Die meisten Bürger, nämlich 5709, wohnen in der Stadt, allerdings 41 weniger als noch ein Jahr zuvor. Größter Stadtteil ist mit 1047 Bewohnern Diebach, das im vergangenen Jahr ein Minus von
sieben Ortsbürgern zu verzeichnen hatte. Es folgen Untererthal mit 899 Einwohnern (-5),Westheim mit 743 (+1), Gauaschach mit 625 (-14), Pfaffenhausen mit 557 (-4) und Obereschenbach mit 532 (-4) Ortsbürgern. In Obererthal sind 414 (+10) Menschen heimisch, in Untereschenbach 292 (+8), in Feuerthal 226 (+1) und in Morlesau 223 (-12).
In Hammelburg und seinen Stadtteilen leben 243 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Ihr Anteil ist mit 2,2 Prozent relativ gering. Die größte Gruppe unter ihnen bilden die 28 Polen, gefolgt von 21 Kasachen, 17 Italienern, 15 Russen und 14 Türken.