Die Entscheidung zum Steigenberger-Areal war Chefsache: Bayerns Ministerpräsident persönlich hat am Donnerstag eine Lösung ermöglicht. Noch im Juni sollen die Verträge für das neue Fünf-Sterne-Hotel im Herzen Bad Kissingens unterschrieben werden.
Am Donnerstagmorgen hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit einem Telefonat mit Berno Feuring, dem Direktor der Feuring GmbH, den gordischen Knoten durchschlagen. Das Konzept der Hotelconsulting GmbH auf dem Steigenberger-Areal im Herzen der Kurzone kann umgesetzt werden.
Den Ausschlag hat gegeben, dass die denkmalgeschützten Teile des Kurhausbades auf Kosten des Freistaats saniert und in den Komplex integriert werden.
Der Freistaat bleibt deren Eigentümer. Das bestätigte auf Anfrage der Landtagsabgeordnete Robert Kiesel (CSU).
Gespräch in der Staatskanzlei Wie Landrat Thomas Bold mitteilte, wird das Kurhausbad aus den Verhandlungen herausgenommen und getrennt behandelt. Das Geld dafür soll im Nachtragshaushalt 2014 bereit gestellt werden.
Die Feuring-Gruppe hätte die Sanierungskosten nicht tragen können.
Vorausgegangen war ein Spitzengespräch in der Staatskanzlei, das auf die Initiative von Robert Kiesel und von Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) zustande gekommen war. Dazu hatte Ministerpräsident "alle eingeladen, die wichtig sind" (O-Ton). Teilgenommen haben der Staatssekretär im Finanzministerium, Franz Josef Pschierer (CSU), und Thomas Bold, der kurzfristig nach München
eingeladen worden war.
Dort habe man erneut deutlich gemacht, welchen Stellenwert ein Luxus-Hotel für die gesamte Region habe, sagte Thomas Bold. Ohne ein solches Haus entstehe nachhaltiger Schaden.
Vertreter der Stadt Bad Kissingen, die immerhin 40 Prozent der Anteile der Staatsbad GmbH hält, waren nicht dabei. Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) sagte, er sei im Krankenstand, aber ständig informiert gewesen.
Mit München und Feuring sei er permanent in Kontakt gestanden. Er danke der bayerischen Staatsregierung für ihre Unterstützung. Stellvertreter Peter Deeg (CSU) sprach von einer "guten Nachricht".
Wie Robert Kiesel weiter sagte, soll der Vertrag mit Hotel-Entwickler Feuring "bis 30. Juni spätestens" unterschrieben sein.
Zoff im Kabinett? Noch vor wenigen Tagen hatte es ausgesehen, als drohe das
Projekt Steigenberger-Nachfolge (zumindest vorerst) zu scheitern. Alle Beteiligten hielten sich bedeckt. Weder von Bayerns Finanzministerium noch von der Feuring GmbH war eine Stellungnahme zu erhalten. Feuring-Geschäftsführer Matthias Lowin war nicht zu sprechen.
Auch bei der Stadt wusste man nichts Neues. Peter Deeg sagte, er habe keine aktuellen Informationen.
Anfang Juni hätten bei einer Gesellschafterversammlung der Staatsbad GmbH die Vertreter des Finanzministeriums gesagt, am Thema werde "sehr intensiv gearbeitet".
Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, soll Ministerpräsident Horst Seehofer bei einer Sitzung des Kabinetts Anfang der Woche ziemlich sauer gewesen sein, als Staatssekretär Pschierer mitteilte, die Sache in Bad Kissingen laufe nicht wie geplant.
Darauf soll Seehofer gesagt haben, er kümmere sich selber darum und "eine Menge Maulkörbe" verteilt haben. Dann sickerte doch durch, dass ein "Gipfel" stattfinden würde.
"Guter Tag für Bad Kissingen" Das Ergebnis ist erfreulich. Thomas Bold sprach von einem "guten Tag für Bad Kissingen".
Unklar war bislang die Zukunft des Kurhausbads.
Das sei Teil des Gesamtkomplexes Hotel/Bad und werde daher im Zusammenhang damit behandelt. Eine Schließung der medizinischen Abteilung sei aktuell nicht vorgesehen, sagte Peter Deeg.
Der neue Kurdirektor Frank Oette ließ auf Anfrage ausrichten, er sehe derzeit "keine Notwendigkeit", sich dazu zu äußern. Die Bäderabteilung laufe weiter, es gebe keine Veränderung, so lange noch geklärt sei, was der Investor beabsichtige.
Dass die
"KissSalis"-Therme eine Physiotherapeutin gesucht (und gefunden) hat, hat mit dem Kurhausbad nichts zu tun, sagte Geschäftsführer Richard Pucher. Die Therme bietet zwar keine krankengymnastischen Anwendungen an, wohl aber Wassergymnastik und klassische Massagen. Der Bedarf, so Richard Pucher, habe sich ergeben, weil eine Kraft in Rente und eine andere in Teilzeit gegangen sei.
Feuring geht beim Steigen-berger-Areal von Investitionen in Höhe
von mindestens 55 bis 60 Millionen Euro (Stand 2012) aus. Geplant ist ein Fünf-Sterne-Haus mit 145 Zimmern und Suiten, 35 Eigentumswohnungen, einer großen Tiefgarage, Geschäften, Praxen und Büros sowie einem Fitness- und Spa-Bereich. Dazu soll das Haus, das nicht unter Denkmalschutz steht, abgerissen und neu erbaut werden. Auch das Gebäude mit Kurverwaltung und Geschäften muss weichen.
Die Stadt schafft mit einer Änderung der Kurzonensatzung die Voraussetzung dazu.
Geschichte Im Mai 2010 lösen Freistaat und Steigenberger Hotels AG ihren Pachtvertrag vorzeitig auf. Im Juli verspricht Horst Seehofer, Bayern werde sich um eine zukunftssichere Lösung bemühen. Im Oktober schließt das Haus. Im Winter meldet Gert Prantners RIMC (Hamburg) Interesse an, er will das Hotel sanieren.
Im Dezember 2011 fällt die Entscheidung pro Feuring. Im Oktober erklärt sich Bayern bereit, eine Investionslücke von bis zu zehn Millionen Euro zu schließen. Weitere Interessenten melden sich. Im April wird das Hotel-Inventar versteigert.