Ein 130 Jahre alter Gesangverein begibt sich auf eine musikalische Reise durch 500 Jahre. Die Garitzer Sängerinnen und Sänger bieten ein anspruchsvolles Programm.
Eine musikalische Zeitreise durch 500 Jahre präsentierten die Chöre des Gesangsvereins 1883 Garitz in der Kissinger Wandelhalle. Fast 250 Gäste lauschten dem 90-minütigem Programm, das mit kurzweiligen Moderationen aufgelockert wurde und das für jeden Geschmack etwas dabei hatte.
Der Gesangverein-Vorsitzende Georg Riedmann erwähnte mit ein wenig Stolz die 130-jährige Geschichte des Gesangsvereins Garitz, wobei er verschwieg, dass er selbst ein Viertel
dieser Zeit in verantwortungsvoller Position ist. Vielmehr freute er sich über den Nachwuchs in Form des Projektchores "InTakt", der seit fünf Jahren existiert, jüngere Menschen ans Chorsingen heranführt und an diesem Abend mit sieben Liedern vertreten war. Die "Reiseleitung" (Moderatorin Regina Bolgen) versprach einen "Teppich aus Klängen", zu dem viele Melodien verwoben wurden.
Ein finnisches Abendlied Die
ersten Dirigentengesten von Andrea Metzler galten dem Frauenchor, der 500 Jahre zurück ging und sich dem frühlingshaften "In malenhellen Tagen" des Komponisten Giovanni Giacomo Gastoldi widmete. Im weiteren Verlauf des Konzerts steuerten die Damen unter anderem noch das sanftmütige finnische Abendlied "Sternennacht" bei. Der Männerchor glänzte durch das romantische, sehr gefühlvoll präsentierte Lied "Die Nacht" nach einer Melodie von Franz Schubert und die
russische Volksweise "Abendglocken", wobei Solist Ehrenfried Riegel die russische Seele mit Heimat, Sehnsucht und Freundschaft zum Leben erweckte, und das zärtlich-berührende Volkslied "Schifferlied" aus der Provence.
Der nächste Zwischenstopp auf der musikalischen Zeitreise lag in Südamerika, genauer gesagt in Brasilien: Der Männerchor präsentierte das Volkslied "Heut hab´ ich Ines tanzen gesehn" und Andrea Metzler konnte dabei ihre zupackende Art des
Dirigierens bestens unter Beweis stellen.
Eindringlich und gefühlvoll Dass die Damen auch mit den Herren können, stellte der gemischte Chor unter Beweis. So geschehen mit dem Lied "An die Freude", die Friedrich von Schillers Worte - "Alle Menschen werden Brüder" - in einer eindringlichen Melodie eines unbekannten Komponisten präsentierten.
Weitere Stücke waren "Frühlingsgruß", eine vierstrophige Kombination aus bekannten Dichtern und Komponisten, und das klagend wehmütige "Abschied vom Walde" (Joseph von Eichendorff/ Mendelssohn-Bartholdy).
Früher klang's blumiger "Geh´n wir zu dir oder zu mir?" - Was heute so banal klingt, wurde früher mit blumiger Sprache umschrieben und der gemischte Chor präsentierte eine solche
Verführung mit den 110 Jahre alten Volkslied "Erlaube mir, feins Mädchen" auf gesanglich hohem Niveau mit einem Schuss Frivolität.
Den Übergang zum Projektchor gestaltete man mit den Stück "Odi et amo" ("Ich hasse und ich liebe") von Carl Orff gemeinsam, bevor die Bühne in der Wandelhalle den 25 Sängerinnen und Sängern unter der Leitung von Rudolf Wurm gehörte.
Nachdem auf humorvolle Art und Weise die Frage beantwortet "Warum sing ich eigentlich im Chor?" war, hörte man "Unsere kleine Nachtmusik" von W. A. Mozart in aufgepeppter Form und bei den Gästen wusste man sogleich: Das 20. Jahrhundert hat musikalisch begonnen.
Aus der "König der Löwen" Mit zwei Evergreens aus dem Webber-Musical "König der Löwen" - nämlich "Can you feel the love tonight" und
"Hakuna matata" - sang man sich die Herzen der Gäste, die sich zum Mitklatschen und Mitsingen animieren ließen. Mit dem gefühlvollen Liebeslied "Weit, weit weg von dir" von Hubert von Goisern ging es weiter, bevor man mit "Hau ab, Alter" - oder auf Englisch: "Hit the road, Jack" - nochmals den Rhythmus zum Mitklatschen aufnahm und das Publikum problemlos mitmachte.
Gemeinsam mit der Jugend Einen begeisternden
Schlusspunkt setzte das Ensemble zusammen mit einem Bläserquartett der Garitzer Jugendkapelle und einem Stück aus dem Musical "Das Phantom der Oper" - der Applaus war nicht nur hierfür gerechtfertigt, sondern galt auch den Sängerinnen und Sängern des Gesangvereins, die im weiten Rund der Wandelhalle Platz genommen hatten.