Erst die Kür, dann die Pflicht: Mit einer Gala begann die Seminarwoche der deutschen Tanzsport-Trainer-Vereinigung, die alljährlich in Bad Kissingen stattfindet.
"Herzlich Willkommen in Bad Kissingen" begrüßte Bürgermeister Peter Deeg (CSU) die Gäste des Gala-Balls und bedankte er sich bei der Tanzsporttrainer-Vereinigung (TSTV) für die jahrzehntelange Verbundenheit zur Kurstadt. "Beim Tanzsport wird sportliche Höchstleistung mit unnachahmlicher Eleganz verbunden", so seine Wertung.
Danach übernahmen die "Firebirds" die musikalische Regie und spielten zur ersten von mehreren Publikumsrunden auf, die von
den 600 Gästen, davon 200 auf der Empore, mit Begeisterung angenommen wurden.
Zu Beginn des offiziellen Teils stand Rudolf Meindl, Präsident des LTVB und sachkundiger Moderator, im Scheinwerferlicht. Mit einer kurzen Präsentation zum Wiener Walzer stellte sich jedes Paar dem Publikum vor und erhielt ein Begrüßungsgeschenk durch die Bad Kissinger Rosenkönigin.
Schon die Vorrunde - zur Musik "aus der Konserve", wie es bei solchen Turnieren üblich ist - bestätigte das Versprechen von Meindl, "dass Tanzen auf höchstem Niveau" geboten werde. Mit begeistertem Applaus honorierten die Gäste die Auftritte der 24 durchgestylten Körper.
Perfekt durchgestylt Die Damen als besonderer Blickfang: perfekt geschminkt und mit strahlendem Lächeln, kunstvoll frisiert und in
phantasievollen Ballkleidern - sie bildeten damit einen farbenprächtigen Kontrast zu den Herren, für die der Frack die traditionelle "Arbeitskleidung" ist.
In der Vorrunde präsentierten die Paare die fünf Standard-Tänze in drei Gruppen mit jeweils vier Paaren - was der kleinen Tanzfläche im Großen Saal geschult sei, so Meindl. Den Gästen war es recht, denn so hatten sie ausreichend Gelegenheit, das Dargebotene zu genießen.
Ein ausgeklügeltes System sorgte dafür, dass die Paare in den fünf Runden jeweils mit anderen Paaren auf der Tanzfläche standen. Alle beeindruckten durch Ausstrahlung und fast artistischer Körperbeherrschung, durch Kreativität und Rhythmik, durch tänzerische Exaktheit und musikalisches Feingefühl. Blickkontakt zum Publikum, entspannte Lockerheit trotz höchster Konzentration zeigten Professionalität und Niveau der deutschen Elite.
Szenenapplaus für gelungene Formationen waren der Dank.
Mit Disziplin und Routine Diszipliniert und routiniert gestalteten sich die Übergänge zwischen den Runden. 90 bis 120 Sekunden pro Tanz hatten die Paare Zeit, ihr Können zu beweisen. Nicht einfach war die Aufgabe der Wertungsrichter, doch letztlich entschieden sie sich für sieben Paare, die sie im Finale nochmals sehen wollten.
Leistungen
nicht nur zu wiederholen, sondern weitere Höhepunkte zu setzen, war die Herausforderung für die Endrunde. Von Nervosität war nichts zu spüren, vielmehr pflegten alle Paare einen freundschaftlichen und lockeren Ton.
Mit dem Betreten der Tanzfläche herrschte höchste Konzentration und eine Ausstrahlung, die vom Lächeln im Gesicht bis zur Muskelanspannung in den Waden getragen wurde.
In der Endrunde traten in der gleichen musikalischen Reihenfolge jeweils vier beziehungsweise drei Paare gegeneinander an. Dann vergaben die Wertungsrichter jeweils die offene Platzierung, die vom Schiedsgericht in eine Auswertungstabelle eingegeben wurde. Schnell stellten sich Annette Sudol und Simone Segatori vom TSC Astoria Stuttgart als die Favoriten und Publikumslieblinge heraus.
Richter auf der "Schulbank" Die "TSTV-Trophy" ist nicht nur ein traditionelles Turnier, das die Seminarwoche der Tanzsporttrainer-Vereinigung einleitet. Sie dient auch der Schulung von Wertungsrichtern nach den Richtlinien des Deutschen Tanzsport-Verbandes (DTV). 150 Wertungsrichter aus dem Bundesgebiet werden weitergebildet. Dazu haben sie mit elf Spitzenpaaren aus der "Hauptgruppe S-Standard" Gelegenheit.
Nach DTV-Kriterien bezeichnet die "Hauptgruppe" die Alterszuordnung der Starter (mindestens ein Partner muss über 18 Jahre alt sein). "S" ist die Startklasse der Spitzenpaare.
Noten in vier Bereiche Grundlage für die Bewertung von Langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slowfox und Quickstep sind Wertungsgebiete - Musik, Balancen, Bewegungsablauf und Charakteristik -, die die Wertungsrichter Heidi Estler
(Baden-Württemberg), Asis Khadjeh-Nouri (Sachsen), Andreas Neuhaus (Bremen), Holger Nitsche (Baden-Württemberg) und Marcus Weiß (Niedersachsen) zu beachten haben. Die Wertungen werden nach Plätzen (eins bis sieben) vergeben.
Seit 2007 präsentiert Rudolf Meindl als Präsident des bayerischen Landessportverbandes die "Spitzenpaare der deutschen Tanzsport-Szene". In diesem Jahr wurde das Turnier um drei Wochen vorgezogen.
Denn die "German Open Championships" finden vom 10. bis 12. August in Stuttgart statt. Dann hätte man keine Spitzenpaare bekommen. Zudem ist das Einladungsturnier willkommene Abwechslung im Trainingsplan und eine gute Vorbereitung.