Stress kurz vor der Ausstellung

3 Min
Cecilia Scheller gestaltet eine Ausstellungstafel. Fotos: Thomas Dill
Cecilia Scheller gestaltet eine Ausstellungstafel. Fotos: Thomas Dill
Luisa Prucha bereitet die Schaufensterpuppen für ihre selbst genähten römischen Tuniken vor.
Luisa Prucha bereitet die Schaufensterpuppen für ihre selbst genähten römischen Tuniken vor.
 

Die Schüler haben ein Projekt vom Anfang bis zum Ende betreut. Von Freitag bis Sonntag ist das Ergebnis der Arbeit zu sehen.

Wie war das früher, ganz früher, im alten Rom - wie lebten da die Jugendlichen und Kinder? Eine spannende Frage, insbesondere, wenn man an einem Gymnasium seit der sechsten Klasse die Sprache Latein lernen "muss" - und eine Chance, mit dieser Fragestellung die Sprache der römischen Kultur plastischer fassen zu können. Deshalb wundert es nicht, dass dieses Angebot im Zuge der in der 11. Klasse üblichen P-Seminare zur Studien- und Berufsorientierung so regen Anklang fand.
Zwölf Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse hatten es im September 2012 gewählt.

Ziel und Zeit festgelegt

Ziel der P-Seminare an bayerischen Gymnasien ist es, Fragen der Studien- und Berufswahl zu behandeln. Parallel dazu wird ein konkretes Projekt bearbeitet und durchgeführt. "Mit der Projektarbeit lernen die Schüler eine in ihrem späteren Beruf typische Organisationsform von Arbeitsprozessen kennen. Gemeinsam wird festgelegt, bis wann welches Ziel zu erreichen ist, in diesem Fall die Konzeption einer Ausstellung zum Thema ,Kindheit im alten Rom‘. Dabei tragen die Schülerinnen und Schüler für den erfolgreichen Abschluss ihres Projekts selbst die Verantwortung", sagt Heiko Berner, Oberstudienrat für Deutsch und Latein und zuständiger Projektbetreuer. Berner weiter: "Die Schülerinnen und Schüler haben hier die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Es ist eine wichtige Erfahrung, eigenverantwortlich an einem größeren Projekt zu arbeiten und auch den Zeitdruck zu spüren. Am Ende ist man stolz, wenn man im Team etwas erreicht hat."

Einblick ins Alltagsleben

Auch ein eventuelles Scheitern des Projekts wird von der Schule durchaus in Erwägung gezogen, als Lerneffekt. "Die Lehrer halten sich dabei im Hintergrund. Die Schüler bearbeiten das Projekt nach ihren Vorstellungen. Zwar kann das Projekt auch scheitern, aber für mich wäre das enttäuschend gewesen, denn immerhin haben wir das ganze Jahr darauf hingearbeitet", sagt Luisa Prucha, die gerade ihre selbstgenähten Gewänder den mitgebrachten Schaufensterpuppen anpasst.
Selbst die Verhandlungen für geeignete Ausstellungsräume führten die Schüler selbst. Mascha Kirchner war für diesen Part zuständig: "Der Hausmeister war ganz schön gestresst, als ein Lkw Heuballen vor der Georgi-Halle stand für unsere Ausstellung. Ihm und vor allem Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks danken wir sehr für die Unterstützung."
Ein Ziel des Projekts und somit der geplanten Ausstellung ist, die Einbeziehung des Betrachters zu ermöglichen: So kann man zum Beispiel römische Spiele ausprobieren und am eigenen Leib erfahren, wie sich die Kinder vor 2000 Jahren die Zeit vertrieben.
Überdies wird Einblick gewährt in das Alltagsleben römischer Familien. Es gab große Unterschiede zu heute üblichen Einrichtungen: Sein Geschäft erledigte der Römer beispielsweise in einer öffentlichen Toilette, in der er direkt neben den anderen Menschen saß. Hier wurde geredet, gespielt, auch echte Geschäfte wurden erledigt, indem man Absprachen traf. Toilettenpapier gab es damals noch nicht. Stattdessen fanden Schwämme Anwendung, die in einer Wasserrinne gesäubert und wohl auch weitergereicht wurden. Dies kann man zwar nicht in der Ausstellung ausprobieren, aber das Modell einer Toilettenanlage, das eine Schülerin gebaut hat, veranschaulicht die Beschaffenheit antiker Bedürfnisanstalten.
"Es ist schön, dass man jetzt gegen Ende des Projekts die Arbeit des letzten Jahres in der Ausstellung sehen kann," zeigt sich Emma Ferkinghoff erleichtert über das bisher Erreichte. Dass die Gestaltung von Arbeitsprozessen regelmäßig Stress und Zeitdruck bedeutet, war wohl einer der wesentlichsten Lerneffekte seit September 2012. "Man merkt schon, dass es am Ende eng wird und vieles anders läuft, als man es geplant hat. Aber man lernt halt fürs Leben. Es war also schon recht stressig jetzt zum Schluss", sagt Cecilia Scheller, die damit beschäftigt ist, Plakate über das römische Bildungswesen aufzuhängen.
Was ein Museum zu einem richtig guten Museum macht, lernten die Elftklässler bei einem Besuch in der Keltenwelt am Glauberg am Rande der hessischen Wetterau. Die dort gewonnenen Erkenntnisse über die Konzeption einer Ausstellung fließen ein in die Projektarbeit, die an diesem Freitag, 5. Juli, in einer eigenen Ausstellung zum Thema "Kindheit im alten Rom" in der Georgi-Halle einen ersten Abschluss finden wird.
Als Generalprobe wird heute Morgen den Schülerinnen und Schülern der sechsten Klassen die Ausstellung präsentiert und von den Mitgliedern des P-Seminars erläutert. Von heute bis Sonntag ist die Ausstellung der Öffentlichkeit jeweils von 8 bis 20 Uhr zugänglich. Beim Schulfest Ende Juli wird sie im Schulzentrum nochmals zu sehen sein, bevor die gesammelten Materialien als Abschluss des Seminars noch zu einem eigenen Internetauftritt umgestaltet werden.