Bad Kissingen
Tarifstreit
Helios-Mitarbeiter aus Bad Kissingen und Hammelburg streiken
Die nichtärztlichen Mitarbeiter der Helios-Kliniken streiken. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne.

Rund 100 Mitarbeiter der Helios-Kliniken Bad Kissingen und Hammelburg zogen vom St. Elisabeth Krankenhaus in die Innenstadt Bad Kissingens. Sie demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Foto: Markus Klein
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17 Minuten braucht laut Google-Maps ein Fußgänger vom Helios St. Elisabeth Krankenhaus Bad Kissingen bis zum Landratsamt. Obwohl die streikenden Beschäftigten der Klinik in einer großen Gruppe unterwegs sind, Spruchbänder tragen, rufen und pfeifen, schaffen sie es in zwölf Minuten.
"Ihr seid gezwungenermaßen Schnellläuferinnen" begrüßt Marietta Eder die rund 100 Streikenden am Landratsamt. Das liege am Rennen von Patient zu Patient und von der Freizeit in die Arbeit; es liege an den Arbeitsbedingungen in den Helios-Kliniken in Bad Kissingen und Hammelburg, wo Mehrarbeit und Stress zur Regel geworden seien. Das wollen die Beschäftigten nun nicht mehr hinnehmen. Sie fordern eine verbindliche Regelung zum "Holen aus dem Frei", mehr Personal und eine Angleichung der Löhne an die des öffentlichen Sektors. Der von Verdi-Gewerkschaftssekretärin Eder organisierte Streik begann gestern Vormittag in Bad Kissingen und wird heute in Hammelburg fortgesetzt.
Dem Streik gingen drei Tarifrunden voraus. Zuletzt kam die Klinikleitung den Beschäftigten mit einer Lohnerhöhung um sechs Prozent über die nächsten zweieinhalb Jahre zwar entgegen (Verdi fordert acht Prozent ohne Staffelung); weil Helios aber laut Eder beim Hauptpunkt, einer verbindlichen Regelung für das Holen aus dem Frei "mauert", erklärte die Gewerkschaft die Verhandlungen für gescheitert.
"Es geht um mehr als materielle Verbesserungen", sagt auch Betriebsratsvorsitzender Andreas Hämel. Stetig würde Personal abgebaut, weshalb regelmäßig Mitarbeiter aus ihrer Freizeit einspringen müssten. Das gefährde die Gesundheit der Beschäftigten und der Patienten.
Der Betriebsrat unterstützt die Forderung von Verdi, dass Mitarbeiter höchstens zweimal im Monat aus ihrer Freizeit in die Arbeit geholt werden dürfen - und dafür jeweils mit 100 Euro entschädigt werden. "So soll diese Praxis auch bestraft werden, damit Helios langfristig mehr Personal einstellen muss", sagt Eder von Verdi.
Der Geschäftsführer der St. Elisabeth Klinik, Sebastian Güldner, reagierte gestern mit einer Pressemitteilung auf den Streik. Er erklärt, dass er die Einigungsstelle angerufen habe und nun mit dieser und dem Betriebsrat zu einer "zügigen und für beide Seiten tragfähigen Lösung" kommen wolle. "Wir meinen es ernst damit, das Holen aus dem Frei abzuschaffen", so Güldner. Allerdings auf Betriebsebene, ohne Verdi: "Die Dienstplangestaltung und damit auch das Holen aus dem Frei fällt in die Verantwortung der Betriebsparteien. Ein Einmischen der Gewerkschaft halten wir für falsch." Verdi handle ausschließlich gewerkschaftspolitisch motiviert und nicht im Interesse der Mitarbeiter.
"Die Gesundheit der Patienten und Arbeitnehmer zu schützen ist sehr wohl unsere Aufgabe", sagt hingegen Eder von Verdi. Betriebsrat Hämel stellte sich bei der Kundgebung auf die Seite der Gewerkschaft: "Unsere Forderungen sind zusammen erarbeitet worden und wir begrüßen den Vorschlag von Verdi zum Holen aus dem Frei", sagt er. Die Beschäftigten äußern sich ähnlich: "Das Personal wird immer weniger", sagt etwa Marcel Jelinek, der seit 17 Jahren im St. Elisabeth Krankenhaus arbeitet. "Wir wollen nicht mehr von Zimmer zu Zimmer rennen, ohne die Patienten angemessen versorgen zu können." Weil es, so Jelinek, beim Thema Personal von der Geschäftsleitung kein Entgegenkommen gebe, müsse man sich nun wehren. "Solange keine politische Lösung gefunden wird, müssen wir selbst dafür sorgen, dass genügend Personal angestellt wird."
Auch Sabine Dittmar, SPD-Bundestagsabgeordnete, unterstützt den Streik in ihrem Wahlkreis Bad Kissingen. "Ich halte die Forderungen für absolut gerechtfertigt", sagt sie. "Nur zufriedenes und gerecht bezahltes Personal kann für Qualität in den Krankenhäusern sorgen." In Berlin werde derzeit auch an einer politischen Lösung des Problems gearbeitet. Zwar sei die Forderung der SPD nach Mindestzahlen für das Personal in Kliniken "am Koalitionspartner gescheitert", so Dittmar, doch werde eine einheitliche Dienstplanreglung angestrebt.
"Ihr seid gezwungenermaßen Schnellläuferinnen" begrüßt Marietta Eder die rund 100 Streikenden am Landratsamt. Das liege am Rennen von Patient zu Patient und von der Freizeit in die Arbeit; es liege an den Arbeitsbedingungen in den Helios-Kliniken in Bad Kissingen und Hammelburg, wo Mehrarbeit und Stress zur Regel geworden seien. Das wollen die Beschäftigten nun nicht mehr hinnehmen. Sie fordern eine verbindliche Regelung zum "Holen aus dem Frei", mehr Personal und eine Angleichung der Löhne an die des öffentlichen Sektors. Der von Verdi-Gewerkschaftssekretärin Eder organisierte Streik begann gestern Vormittag in Bad Kissingen und wird heute in Hammelburg fortgesetzt.
Tarifverhandlung gescheitert
Dem Streik gingen drei Tarifrunden voraus. Zuletzt kam die Klinikleitung den Beschäftigten mit einer Lohnerhöhung um sechs Prozent über die nächsten zweieinhalb Jahre zwar entgegen (Verdi fordert acht Prozent ohne Staffelung); weil Helios aber laut Eder beim Hauptpunkt, einer verbindlichen Regelung für das Holen aus dem Frei "mauert", erklärte die Gewerkschaft die Verhandlungen für gescheitert. "Es geht um mehr als materielle Verbesserungen", sagt auch Betriebsratsvorsitzender Andreas Hämel. Stetig würde Personal abgebaut, weshalb regelmäßig Mitarbeiter aus ihrer Freizeit einspringen müssten. Das gefährde die Gesundheit der Beschäftigten und der Patienten.
Der Betriebsrat unterstützt die Forderung von Verdi, dass Mitarbeiter höchstens zweimal im Monat aus ihrer Freizeit in die Arbeit geholt werden dürfen - und dafür jeweils mit 100 Euro entschädigt werden. "So soll diese Praxis auch bestraft werden, damit Helios langfristig mehr Personal einstellen muss", sagt Eder von Verdi.
Klinik reagiert auf Streik
Der Geschäftsführer der St. Elisabeth Klinik, Sebastian Güldner, reagierte gestern mit einer Pressemitteilung auf den Streik. Er erklärt, dass er die Einigungsstelle angerufen habe und nun mit dieser und dem Betriebsrat zu einer "zügigen und für beide Seiten tragfähigen Lösung" kommen wolle. "Wir meinen es ernst damit, das Holen aus dem Frei abzuschaffen", so Güldner. Allerdings auf Betriebsebene, ohne Verdi: "Die Dienstplangestaltung und damit auch das Holen aus dem Frei fällt in die Verantwortung der Betriebsparteien. Ein Einmischen der Gewerkschaft halten wir für falsch." Verdi handle ausschließlich gewerkschaftspolitisch motiviert und nicht im Interesse der Mitarbeiter."Die Gesundheit der Patienten und Arbeitnehmer zu schützen ist sehr wohl unsere Aufgabe", sagt hingegen Eder von Verdi. Betriebsrat Hämel stellte sich bei der Kundgebung auf die Seite der Gewerkschaft: "Unsere Forderungen sind zusammen erarbeitet worden und wir begrüßen den Vorschlag von Verdi zum Holen aus dem Frei", sagt er. Die Beschäftigten äußern sich ähnlich: "Das Personal wird immer weniger", sagt etwa Marcel Jelinek, der seit 17 Jahren im St. Elisabeth Krankenhaus arbeitet. "Wir wollen nicht mehr von Zimmer zu Zimmer rennen, ohne die Patienten angemessen versorgen zu können." Weil es, so Jelinek, beim Thema Personal von der Geschäftsleitung kein Entgegenkommen gebe, müsse man sich nun wehren. "Solange keine politische Lösung gefunden wird, müssen wir selbst dafür sorgen, dass genügend Personal angestellt wird."
Auch Sabine Dittmar, SPD-Bundestagsabgeordnete, unterstützt den Streik in ihrem Wahlkreis Bad Kissingen. "Ich halte die Forderungen für absolut gerechtfertigt", sagt sie. "Nur zufriedenes und gerecht bezahltes Personal kann für Qualität in den Krankenhäusern sorgen." In Berlin werde derzeit auch an einer politischen Lösung des Problems gearbeitet. Zwar sei die Forderung der SPD nach Mindestzahlen für das Personal in Kliniken "am Koalitionspartner gescheitert", so Dittmar, doch werde eine einheitliche Dienstplanreglung angestrebt.