Das Fest wird verschoben: Ein Grund ist die momentane Ausbildungsbelastung. Laut Bundespolizei besteht kein Zusammenhang mit einem "Spiegel"-Bericht
Zum vierten Mal in seiner 42-jährigen Geschichte muss das in der Region beliebte Starkbierfest des Aus- und Fortbildungszentrums der Bundespolizei in
Oerlenbach im März ausfallen. Es soll nach Möglichkeit noch heuer nachgeholt werden. Ein Grund ist die momentane Ausbildungsbelastung. Die Absage stehe in keinem Zusammenhang mit dem kritischen Bericht in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Der Spiegel", erklärt die Bundespolizei.
Knapper Personalbestand
Die Entscheidung, das diesjährige Starkbierfest im März kurzfristig abzusagen, sei bereits im Januar gefallen, teilte Pressesprecher Hilmar Heppt auf Nachfrage mit. In seinem Schreiben vom 1. Februar versprach Gastgeber Ralf Wiegand als Leiter des Aus- und Fortbildungszentrums den alljährlich einzuladenden Vertretern aus Kommunalpolitik, regionaler Wirtschaft und Vereinen, aus Verwaltung und den eigenen Pensionären, sie zu einer Ersatzveranstaltung später im Jahr einzuladen.
"Ungewöhnlich, aber nicht das erste Mal" sei der Ausfall dieses mit etwa 200 Gästen gut besuchten Traditionsfestes, meinte Heppt: 1991 sei das Starkbierfest wegen des Golfkrieges ausgefallen, 1992 wegen gestiegener Einsatzbelastung und 2003 wegen des Irak-Krieges. Diesmal ist "das Zusammenwirken vieler Faktoren" der Grund für die Absage, stellt Harald Müller klar. Er wäre als neuer Leiter des Zentralbereichs auch für die Organisation des Festes zuständig. Doch als Nachfolger von Klemens Wolf, der schon im Vorjahr in den Ruhestand verabschiedet wurde, muss sich Müller seit Februar erst einmal in seinen Aufgabenbereich einarbeiten.
Ein weiterer Grund, das Fest für März abzusagen, sei der knappe Personalbestand. Einerseits hätten sich einige Beamte näher zur Heimat an den 2016 eröffneten Ausbildungsstandort in Bamberg versetzen lassen, und deren Amtsnachfolger seien noch in der Einweisung oder Schulung.
Akute Krankheitswelle
Zusätzlich habe die akute Krankheitswelle auch die Bundespolizei in Oerlenbach nicht verschont, was zu personellen Ausfällen geführt habe.
Wichtigster Grund für die diesjährige Absage oder zumindest Verschiebung des Starkbierfestes ist aber nach Aussage von Zentralbereichsleiter Müller der zusätzliche Einstellungstermin neuer Polizeianwärter im März. "Bisher kamen die neuen Anwärter immer nur im September."
Bleibt keine Zeit zum Feiern
Ursache ist die Aufstockung der Bundespolizei um weitere 7000 Stellen bis zum Jahr 2020, die vorher ausgebildet werden müssen. Der deshalb am Standort Oerlenbach zusätzlich eingeführte März-Termin zur Aufnahme von Polizeianwärtern bedingt einen höheren Arbeitseinsatz bei verknappter Mitarbeiterzahl. Da bleibt keine Zeit zum Feiern.
Ein Zusammenhang mit dem Artikel in der aktuellen "Spiegel"-Ausgabe vom vergangenen Samstag (11. Februar) ist nach Aussage von Heppt und Müller keinesfalls gegeben, auch habe die Standortleitung vor Erscheinen des Artikels von dessen Inhalt nichts gewusst. Müller: "Mit uns hat niemand gesprochen." Das Magazin hatte unter der Überschrift "Das flutscht" das traditionsreiche Oerlenbacher Starkbierfest als Aufmacher für einen Bericht über überzogene Reisekostenabrechnungen von Personalräten der Bundespolizei sowie anderen Mitarbeitern im öffentlichen Dienst genutzt, die vom Bundesrechnungshof stark kritisiert worden waren.
Ersatzveranstaltung
"Wir hatten unser Fest schon vor Erscheinen dieses Artikels abgesagt", weist Pressesprecher Heppt ausdrücklich auf das Briefdatum hin. Außerdem habe "Der Spiegel" doch nicht das Fest kritisiert, sondern vielmehr die Abrechnungspraxis mancher Personalräte. Dafür könne das Oerlenbacher Aus- und Fortbildungszentrum als Gastgeber nicht verantwortlich gemacht werden.
Das Oerlenbacher Starkbierfest wird also irgendwann und irgendwie nachgeholt. "Ich bin bestrebt, zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr eine Ersatzveranstaltung anzubieten", schrieb deshalb Ralf Wiegand in seinem Brief - knapp zwei Wochen vor Erscheinen des "Spiegel"-Artikels.