Das tat der Stimmung aber keineswegs einen Abbruch und die Mädels trainierten weiter fleißig. Dann kam Corona und der Trainings- und Spielbetrieb ruhte. Aber Johanna Bausewein und Sina Zwirlein konnten nicht ohne ihre Mädels und richteten über Facebook den "Ballbina-Kanal" ein. Mit Trainingseinheiten daheim sollten die Mädchen bei Laune gehalten werden und das gelang auch. Der Re-Start glückte und wieder tummelten sich rund 30 Mädchen beim Training.
"Ballbina"-Projekt ist ausgelaufen
"Wir haben aber aktuell keinen Plan, wie es weiter gehen soll", sagt Johanna Bausewein. Das Projekt ist ausgelaufen und auch die anderen Teilnehmer wie Weichtungen und Heustreu konnten kein Mädchenteam dauerhaft im Spielbetrieb auf die Beine stellen. Auch wenn es dem TSV Ebenhausen gelingen würde: Es gibt im Fußballkreis Rhön keinen Mädchen-Spielbetrieb in dieser Altersgruppe mangels Masse.
Die TSG Bastheim stellt eine U17-Mädchenmannschaft im Spielbetrieb und auch die SG Thulba meldet wohl wieder eine U17, allerdings nur als Sieben-gegen-Sieben oder Neun-gegen-Neun und nicht aufstiegsberechtigt. In der SG sind Thulba, Hammelburg, Sulzthal, Obererthal, Langendorf und Schondra zusammengefasst.
Das Dilemma ist enorm, denn ohne Spielbetrieb werden die Mädchen Stück für Stück dem Fußball verloren gehen und somit auch später den Frauenmannschaften fehlen. Im ganzen Fußballbezirk Unterfranken ist aktuell kein weiteres Ballbina-Projekt gemeldet, so die Antwort aus der BFV-Zentrale in München. Es gibt zwar für Mädchenteams Spiele in Turnierform, aber nur bei Mannschaften, die am Spielbetrieb teilnehmen. Die anderen gehen mehr oder weniger leer aus, weil auch die Informationen wohl nicht immer gut fließen.
Kontrovers diskutiert wird immer noch, ob man das Einstiegsalter für die Frauenmannschaften von 17 auf 14 Jahre senkt. "Das würde zwar kurzfristig nicht helfen, aber eben auf längere Sicht", sieht Weichtungens Abteilungsleiterin Franziska Kilian durchaus Vorteile. Anderer Meinung ist dagegen die Trainerin der Frauenmannschaft aus Bastheim, Manuela Kraus. "Die körperlichen Unterschiede sind zu groß", meint sie.
Noch weniger Frauenteams
Für die Zukunft sehen allerdings beide die Gefahr, dass es noch weniger Frauenteams im Fußballkreis Rhön geben wird. Die kürzlich neu gewählte Bezirks-Frauen- und Mädchenausschuss-Vorsitzende, Yvonne Söser, hält die Situation ebenfalls für schwierig. Die Frauenteams aus Bischofsheim und Herbstadt haben sich zur neuen Saison sogar von der Bezirksoberliga in die Kreisliga zurückversetzen lassen.
Die bestehenden Konzepte klingen auf dem Papier hervorragend; doch an der Umsetzung vor Ort hapert es gerade in der Rhön gewaltig. Das haben auch einige Vereine verstanden und starteten vor kurzem selbst mit einer Initiative, den Mädchenfußball voranzutreiben. Zwischen vier und fünf Klubs wollen dem Nachwuchs regelmäßige Spielmöglichkeiten in Form von Freundschaftsspielen oder sogar Turnieren bieten. Die Kontaktdaten sind schon ausgetauscht und eine Whatsapp-Gruppe gegründet. "Vielleicht können wir schon im September damit starten", hofft ein Teilnehmer.
Eben nur den Mangel zu verwalten, reicht halt nicht mehr, sind sich alle einig. Ob der kürzlich neu gewählte BFV-Präsident, Christoph Kern, hier schnell Abhilfe schaffen kann, bleibt abzuwarten.
Für die rund 30 Mädels in Ebenhausen sieht es indes eher nicht so rosig aus. Ob sie sich noch zwei oder drei Jahre nur mit Training zufrieden geben, ist ungewiss. Nur im Wettbewerb mit anderen Mannschaften werden die Mädchen besser werden können, ist sich auch Johanna Bausewein sehr sicher.