Das Bad Kissinger Eishockey überzeugt in diesen Tagen mit hoher Qualität.
Kissinger Wölfe - EV Dingolfing 5:2 (4:0, 1:0, 0:2).Draußen hatte sich der Winter zurückgemeldet, drinnen war zunächst gepflegte Langeweile angesagt. Weil die Niederbayern im Stau standen, begann die Partie mit 30-minütiger Verspätung. Kein Problem für die Wölfe, die bereits gegen 18 Uhr von der schwierigen Anreise der Dingolfinger erfahren hatten, ihr Aufwärmprogramm entsprechend nach hinten verlegten. Als es endlich zur Sache ging, waren die Saalestädter voll da. Es war ganz einfach gesagt eine Demonstration der Stärke. Schnelligkeit, Spielwitz und eine Portion Spektakel. "Wir hätten mehr Tore schießen können, aber das war schon ganz in Ordnung", wollte Michael Rosin partout ein Haar in der Suppe finden. Klar, auch der Wölfe-Vorsitzende wusste, dass das famos war, was die Truppe da aufs Eis brachte.
Der unverwüstliche Roman Nikitin (8.) sorgte für den ersten Einschlag im Kasten der Isar Rats, gar in Unterzahl erhöhte Anton Zeivald (11.). Niko Grönstrand (15.) und Brett Wur (17.) legten bis zur ersten Drittelpause nach. Ohne Tor blieb Neuzugang Alexei Zaitsev, dessen Spielintelligenz und Schlittschuhkünste allerdings allein das Eintrittsgeld wert waren. "Das war gut. Aber das war halt auch nur ein Spiel gegen einen Gegner, der vor eigener Kulisse sicher um einiges stärker einzuschätzen ist", sagte Wölfe-Coach Mikhail Nemirovsky, der mittlerweile die Krücken in die Ecke stellen konnte und sich mit Physiotherapie auf ein Comeback vorbereitet. "Das braucht aber seine Zeit. Vor Januar werde ich sicher nicht spielen", sagt der 43-Jährige, der ein kleines Experiment mit Erfolg wagte. Der bislang eher in der Verteidigung eingesetzte Brett Wur spielte diesmal Mittelstürmer in einer Reihe mit Roman Nikitin und Christian Masel - alle drei trafen. Schweinfurts Team-Manager Thomas Berndaner dürfte als Tribünengast diese taktische Variante mit Interesse aufgenommen haben vor dem Derby am Sonntag im Icedome. Kein Problem für Nemirovsky, "weil sich ein Matchplan doch minütlich ändern kann. Auf neue Situationen schnell zu reagieren, das macht einen guten und erfahrenen Trainer aus. In einem Spiel gibt es nicht nur schwarz oder weiß."
Zum Mitteldrittel wechselten die Gäste ihren Goalie. Für Vinzenz Hähnel stand nun Dennis Jedrus zwischen den Pfosten, der nur noch den einen Treffer des starken Christian Masel (35.) schlucken musste, als Wölfe-Youngster Lukas Zänglein den Assist lieferte. Vor allem die Verteidigungskünste von Jaroslav Koma und EV-Spielertrainer Philip Weinzierl ("Dieses Duo hat Oberliga-Niveau") imponierten Nemirovsky, der diesmal seiner dritten Reihe reichlich Eiszeit gönnte. "Auch diese Jungs haben einen guten Job gemacht."
Dass das finale Drittel mit 0:2 verloren ging, störte nicht einmal den ehrgeizigen Trainer, der in seinem vierten Jahr in Bad Kissingen sicher ein Garant ist für ansehnlichen Eishockey-Sport in der Kurstadt. "Das Spiel hätte mehr als 200 Zuschauer verdient gehabt. Da war ich schon ein wenig enttäuscht", sagte Rosin, um umso mehr dem Derby entgegenzufiebern. "Ein Sieg in Schweinfurt vor vollem Haus. Das wär's." Die schiefe Tabelle führt die Kissinger Wölfe mit 35 Punkten weiter als Tabellen-Zweiter. Gut schaut es also aus mit einem Top-5-Platz, gleichbedeutend mit dem Einzug in die Verzahnungsrunde, auch wenn die unmittelbare Konkurrenz zumeist mehr Spiele vor der Brust hat. Sechsmal treten die Saalestädter in der regulären Runde noch an, der mit Profispielern verstärkte EHC Königsbrunn (7./21) hat gar noch elf Auftritte vor der Brust, könnte mit einer erwarteten Siegesserie also noch locker den EV Dingolfing überflügeln, der aktuell Platz Fünf hält mit 28 Zählern, aber auch schon 17 von 22 Spielen absolviert hat.