Von den zahlreichen Initiativen des Golfclubs aus der Kurstadt profitiert auch die Hotellerie.
Dort oben, bei Harald's Peak, bündelt sich die Attraktivität des Bad Kissinger Golfsports in gerade verschwenderischer Form. Panorama de Luxe auf 218 Metern Höhe. Kein Wunder, dass die 9. Spielbahn das sogenannte "Signature Hole" ist, das einem Golfplatz einen hohen Wiedererkennungswert verleiht. Keine Bahn für Anfänger, weil beim ersten Schlag die unten fließende Saale als natürliches Hindernis lauert. Und in der Ferne droht weiteres Ungemach in Form zweier Sand-Bunker auf dem langen Weg zur Fahne.
Eine Ausfahrt im Akku betriebenen Golf-Kart zeigt die große Altersspanne der Spieler. "Wo gibt es das sonst noch, dass 18-Jährige und 80-Jährige gemeinsam ihrem Hobby nachgehen können", lautet die rhetorische Frage von Club-Manager Christian Keul. Erst vor Kurzem hätte der Verein ein zugezogenes Ehepaar als Neu-Mitglieder gewinnen können - im Alter von 89 und 90 Jahren. "Mit dem Golfsport können bereits Vierjährige beginnen. Für die Kinder und Jugendlichen stehen uns ehrenamtliche Betreuer zur Verfügung", sagt Keul.
Disziplinierte Spieler
Erst seit einigen Tagen ist dank der Corona-Lockerungen wieder Betrieb auf dem 18-Loch-Platz (Par-70). Dank der neuen Startzeiten-Regelung verteilen sich maximal 50 Personen auf dem 48 Hektar großen Gelände. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass Mitglieder wie Gastspieler die Hygiene-Vorschriften akzeptiert haben und diszipliniert befolgen.
Die vielzitierte neue Normalität bekommt auch der GC Bad Kissingen zu spüren. So hat die Pandemie bereits zur Absage sämtlicher Liga-Spiele geführt, wovon an der Saale gleich vier Mannschaften verschiedener Altersklassen betroffen sind. Zumindest clubinterne Wettbewerbe sind ab dem 8. Juni wieder erlaubt. Auch die Ärzte-Golfmeisterschaft kann stattfinden, wenngleich in abgespeckter Form. Der Golfsport ist sicher nicht der billigste Sport. Und mit vielfältigen Aktionen will der GC Bad Kissingen den Beweis antreten, dass das Spiel mit Schläger und Ball für jedwede Klientel geeignet ist. Aktuell findet auf dem GC-Platz wieder ein VHS-Kurs statt, in dem die Kursteilnehmer die Grundformen dieses Sports erlernen. Zur Angebots-Palette gehören Schnupper-Kurse, der Golf-Kennenlern-Tag oder das Meister-Lehrling-Turnier. Sogar Schulsport und Ferien-Programm finden auf dem Golfplatz statt, der auch für Betriebs-Ausflüge ein Ziel sein kann.
Sofern das Wetter mitspielt, kann der GC Bad Kissingen die sechs Wochen Zwangspause mit einem blauen Auge überstehen. "Im vergangenen Jahr wurden bei uns etwa 6000 Golf-Runden gespielt, davon 2000 durch Gastspieler. Wenn wir in diesem Jahr auf 5000 Runden kommen, dürfen wir zufrieden sein", sagt mit Dietmar Fella der stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Gut 600 Mitglieder hat der GC Bad Kissingen, der in diesem Jahr sein 110-jähriges Bestehen feiert und dessen Platz der älteste in Bayern ist. Dass der Golfclub eine beachtliche wirtschaftliche Größe ist, liegt nicht allein an den insgesamt neun Beschäftigungs-Verhältnissen mit fünf Platzarbeitern inklusive Head-Greenkeeper, zwei Büroangestellten und zwei Golflehrern. Mit zwölf Hotels in und um Bad Kissingen pflegt der GC Bad Kissingen Kooperationen in Form von unterschiedlichen Arrangements.
Gemeinsames Marketing
Um die Golfregion besser zu vermarkten, gibt es seit diesem Jahr unter dem Slogan "Golfen in Franken" zudem eine gemeinsame Vermarktungs-Initiative mit den Golfclubs Maria Bildhausen und Schweinfurt mit weiteren Partner-Hotels für Green Fee-Spieler, also solchen Spielern, die beispielsweise über einen touristischen Aufenthalt eine Golf-Runde gegen Entgelt buchen. Das Projekt wird von den drei unterfränkischen Vereinen gemeinsam betrieben mit einer internen Arbeitsteilung. "Unter den Vereinen herrscht ein harmonisches Miteinander, was das Konkurrenzdenken früherer Tage abgelöst hat. Es geht schließlich auch darum, die Region zu stärken", sagt Dietmar Fella. Über die Golf-Allianz Bayern gibt es das Schmankerl, dass die Mitglieder der Golfclubs Bad Kissingen, Haßberge, Bad Windsheim und Lichtenau die jeweils anderen Plätze kostenlos nutzen dürfen.
"Es wäre schön, wenn viele Inlands-Urlauber den Golfsport für sich entdecken und dafür auch nach Bad Kissingen kommen würden", sagt Dietmar Fella. Eine Aussage, die die Hotellerie sicher unterschreibt nach den Absagen von Kissinger Sommer und Rakoczy-Fest.