Der zum FC Westheim wechselnde Spielertrainer schießt den SV Obererthal zum Klassenerhalt in der Kreisklasse.
SV Obererthal - TSG Bastheim/SV Reyersbach 1:0 (1:0). Tor: 1:0 David Böhm (41.).
Der SV Obererthal bleibt nach einem Zittersieg der Kreisklasse erhalten, die TSG Bastheim der A-Klasse. Extreme Gluthitze im altehrwürdigen Helmut-Patzke-Stadion in
Wildflecken. Und proppenvolle Ränge. Schatten gab es nur für die Zuschauer. Die Kontrahenten mussten sich der sengenden Sonne stellen. Und die gaben bei rund 28 Grad im Schatten einfach alles. Rund 400 Einwohner hat der kleine Hammelburger Stadtteil Obererthal. Nicht ganz der halbe Ort dürfte sich auf den Weg an den Fuße des Kreuzberges gemacht haben. In Sachen Einwohnerzahl und Fan-Unterstützung allerdings hatte Bastheim vorneweg die deutlich besseren Karten. Das Zentrum des Besengaus kommt mit seinen stolzen acht Ortsteilen auf gut und gerne 2000 Einheimische. Im Tal der Els spielt die TSG eine tragende Rolle, aber nicht nur in Sachen Fußball. Denn "Bosde", wie Bastheim im Besengau landläufig nur genannt wird, ist eine heimliche Karnevalshochburg der Region. Und der "Spielberg", der sich ein wenig außerhalb von Bastheim befindet und tatsächlich so heißt, hat als Austragungsort der Heimspiele längst Kultstatus.
Während die Fans ein bisschen Aufwärmphase brauchten, kamen die Akteure ohne Umschweife ins Schwitzen. Obererthals Goalgetter und Spielertrainer David Böhm ging sofort in die Spitze und zeigte in der Anfangsphase ein paar seiner gefürchteten Distanzschüsse, die aber allesamt weit über den Kasten von Stephan Hellmuth strichen. Erschrocken waren die Obererthaler Fans unterdessen, dass die Besengauer Anhängerschar teilweise in Rot-Schwarz, teilweise aber auch massenhaft in sattem Grün angereist war. Die Verwirrung legte sich schnell vor den 400 Zuschauern. Die Bastheimer spielten in Rot-Schwarz, die Obererthaler in Weiß-Rot. Grün ist lediglich die Traditionsfarbe in Reyersbach. Der ewige grün-weiße Rivale aus dem benachbarten Untererthal hatte also rein gar nichts mit der Sache zu tun.
Am Limit
Erwartungsgemäß konzentrierten sich die robusten Bastheimer Defensivspezialisten auf den 25-Tore-Mann David Böhm. Der gab sein Abschiedsspiel für den SV. Und war sichtlich motiviert, in seinem letzten Spiel für Obererthal den Klassenerhalt perfekt zu machen. Genau zwei Jahre nach dem erfolgreichen Aufstieg mit Hilfe der Relegation haben es ist die rot-weißen Kicker nun also wieder geschafft. Doch der Sieg gegen körperlich sehr starke Bastheimer war ein hartes Stück Arbeit. Nach extrem nervöser Anfangsphase brachte David Böhm mit seinen ersten Abschlüssen mehr Ruhe in das Spiel. Die Besengauer zeigten sogar im eigenen Strafraum vollen Körpereinsatz und stoppten Christoph Uschold und Christof Rüth kompromisslos. Der souveräne Schiedsrichter Tobias Fritz (Schönderling) ließ sich durch das Reklamieren der Obererthaler nicht aus dem Konzept bringen und legte zunächst eine großzügige Regelauslegung an den Tag. Gleich zweimal ließ der Unparteiische die Mannschaften zu einer Trinkpause antreten. Das war angesichts der Hitze eine kluge Entscheidung.
Schon nach rund 20 Minuten musste Christof Rüth angeschlagen vom Feld. Eine verunglückte Flanke von Tobias Brust ging knapp über das Tor des A-Klassisten. Die Bastheimer zeigten besonders bei Eckbällen ihre Torgefährlichkeit. Ein Pfosten-Treffer der Generschaft rüttelte die Obererthaler endgültig wach. Die Elf von David Böhm entdeckte urplötzlich ihre Konterstärke wieder.
Der Schiedsrichter berät sich
Nach einem schnellen Spielzug drückte Böhm den Ball im Liegen über die Torlinie. Nach kurzer Beratung mit seinem Linienrichter entschied der Unparteiische auf Tor. Das Leder hatte die Linie nur um wenige Zentimeter überschritten. Direkt nach der Pause hätte David Böhm die Vorentscheidung selbst erledigen können, scheiterte jedoch freistehend an Keeper Helmuth Stephan. Auch Christoph Uschold und Benedikt Brust vergaben Hochkaräter. Je länger der knappe Vorsprung überdauerte, desto nervöser agierte die Hintermannschaft um Keeper Michael Helm. Für Christoph Uschold und Benedikt Brust ergaben sich mehr Freiräume, doch die hektischen Abschlüsse landeten zum Teil weit über dem Bastheimer Kasten. Coach Alexander Sawade peitschte die Seinen in den letzten 20 Minuten noch einmal nach vorne, forderte mehr Risiko, mehr Körpereinsatz und Abschlüsse per Kopf. Und tatsächlich gerieten die Kreisklassisten ins Schwimmen. Die Angreifer um Kapitän Oliver Schmitt und Maik Matthies rannten trotz steigender Temperaturen bis zur Erschöpfung und setzten Obererthals Keeper Michael Helm unter Druck. Zu guter Letzt schickte Sawade auch noch seinen Torsteher Hellmuth Stephan in die Spitze. Der allerdings verzettelte sich in Zweikämpfen mit David Böhm und konnte nichts mehr ausrichten. Nach 95 Minuten hatte Tobias Fritz ein Einsehen und schickte die Akteure unter die kalte Dusche. Das war an der Zeit, denn in den Schlussminuten wurde das bis dato sehr faire Match ein wenig zu ruppig geführt. Mit gelben Karten sorgte der Referee dafür, dass die Gemüter nicht überkochten.
Die pure Erleichterung
"Wir haben so sehr zittern müssen, wie so oft. Die Mannschaft kann eigentlich viel mehr, aber am Ende waren wir sehr nervös", zeigte sich Abteilungsleiter Manfred Rüth erleichtert. "Für mich war dieses aufregende Match mein letztes Spiel."
Bastheims Coach Alexander Sawade trommelte seine sichtlich enttäuschten und erschöpften Kicker nach dem Match noch einmal zusammen, sprach ihnen neuen Mut zu und lobte sein Team für einen extrem aufopferungsvollen Kampf. Der Dank der Mannschaft galt dann den zahlreichen mitgereisten Fans, die eine tolle Kulisse geboten hatten. Fazit: Ein Tor. Keiner steigt auf, keiner steigt ab. Klare Verhältnisse am heiligen Berg der Rhön.
Obererthal: Helm - Hofbauer, Rüth J., Wolf, Rüth Chr., Brust T., Uschold, Böhm, Heid F., Heid L., Widiker; eingewechselt: Brust B.
Bastheim/Reyersbach: Hellmuth - Türk, Reß, Maier, Seufert, Hübner, Behringer N., Matthies, Schmitt, Euring, Spodymek; eingewechselt: Reder, Langenbach, Fuchs