Auf dem Hammelburger Kessel bleibt viel Druck

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Zu selten hatten die Hammelburger Jungs (von links: Bruno Simunic, Olli Möller und Henning Schulte) den Tabellenführer aus Eltmann in Verlegenheit gebracht. Foto: Jürgen Schmitt
Zu selten hatten die Hammelburger Jungs (von links: Bruno Simunic, Olli Möller und Henning Schulte) den Tabellenführer aus Eltmann in Verlegenheit gebracht. Foto: Jürgen Schmitt

Nur im dritten Satz hatten die Saalestädter dem Tabellenführer aus Eltmann Paroli bieten können vor "nur" 350 Zuschauern.

TV/DJK Hammelburg - VC Eltmann 0:3 (19:25, 18:25, 31:33).
"Heute spielt Ingolstadt gegen RB Leipzig", hatte Matthias Benner vor dem Spiel augenzwinkernd gesagt. Wohl wissend, dass in der Fußball-Bundesliga der krasse Außenseiter tatsächlich die Dosen-Kicker abgeräumt hatte. Eine kleine Sensation, die der Hammelburger Abteilungsleiter Stunden später nicht erleben durfte. Ein fast schon epischer dritter Satz, immerhin. Mit zwei Satzbällen für die TV/DJK-Jungs, die sieben Matchbälle abwehrten, ehe der Tabellenführer den Derbysieg doch perfekt machte. Hochverdient.

Das kleine Eltmanner Häuflein feierte auf der Tribüne, vom Hammelburger Publikum gab es artigen Applaus für zumindest etwas Spannung. In der Vorsaison war die Saaletalhalle noch zum Bersten voll gewesen beim Sieg des damaligen Aufsteigers, der nicht zuletzt mithilfe seines Publikums zum Höhenflug ansetzte. Laut und stimmungsvoll ist es immer noch in der Saaletalhalle, aber viele Plätze blieben frei im Unterfranken-Klassiker. "Nächste Woche geht es um 19 Uhr wieder daheim gegen Rüsselsheim. Wir brauchen euch", appellierte Hallensprecher Olly Wendt fast schon flehentlich in Richtung Tribüne.

In den ersten beiden Sätzen hatten die 350 Zuschauer einen Tabellenführer gesehen, der sich kaum Fehler leistete - im Gegensatz zu den Hammelburger Jungs, die entscheidende Aussetzer einstreuten, die auf diesem Niveau nicht passieren sollten. "Phasenweise war das gut. So einer Truppe wie Eltmann genügen allerdings 45 Sekunden, um eine kleine Schwächephase des Gegners entscheidend zu nutzen. Und wenn man sich ein paar Dummheiten zu viel leistet und Bälle komplett verpennt, dann verdient man auch keinen Punkt", sagte TV/DJK-Coach Tado Karlovic, der überraschend Olli Möller als Libero aufgestellt hatte. Lukas Spachmann durfte mal wieder angreifen, während Felix Bendikowski zunächst auf die Mitte rückte. "Oscar Benner und Michi Schottdorf waren angeschlagen, daher hatte ich umgestellt. Und Olli hat das richtig gut gemacht. Das hat sich gut angefühlt", lobte der Trainer seinen Routinier, der auch als Stimmungsmacher auf dem Feld Pluspunkte sammelte. Positive Emotionen braucht das Hammelburger Spiel. Und dass die nicht abhanden kommen, davon ist Felix Bendikowski überzeugt. "Wir sind keine schlechte Truppe. Und wir verstehen uns gut, da gibt es auch keine Schuldzuweisungen an einzelne. Die Situation ist, wie sie ist", sagte der TV/DJK-Kapitän. Bestätigte aber auch seinen Trainer. "In den ersten beiden Sätzen haben wir einige Punkte leichtfertig hergeschenkt, die haben uns später gefehlt."

Im ersten Satz lagen die Saalestädter bei der ersten technischen Auszeit nur knapp zurück (7:8), waren bei der zweiten planmäßigen Unterbrechung noch in Reichweite (13:16), ehe es ergebnistechnisch über den Jordan ging. Auch danach durfte Hammelburg mitspielen, durfte sich über ein Zwischenhoch freuen, das aus einem 4:8 ein 10:11 machte, um doch deutlich den Kürzeren zu ziehen. Beeindruckend mitunter, mit welch einer Abgeklärtheit sich die Truppe aus den Haßbergen für die Rückkehr in die 1. Bundesliga empfahl. Allen voran der 39-Jährige Heriberto Quero. Der deutsche Ex-Nationalspieler mit venezolanischer Herkunft ist die Coolness in Person, garniert mit enormer Qualität. "Unseren entscheidenden Vorteil hatten wir schon vor dem Spiel: Wir waren mental einfach stärker", sagte später Milan Maric. Und sprach damit das Selbstbewusstsein seiner Mannschaft an, das mit jedem Sieg wächst. "Aber wir sind nicht arrogant und wissen, dass jedes Spiel uns vor neue Aufgaben stellt."

Aus taktischen Gründen hatte Maric seinen Routinier im dritten Satz auf die Bank rotiert. Von dort sah der Weltenbummler, der in Argentinien, Spanien und Italien spielte, ein aufregendes Match. Weil Eltmann sich ein paar Nachlässigkeiten erlaubte und die Fehler-Quote bei den Saalestädtern sank. Lauter wurde es in der Halle, der Schalldämpfer wurde abgeschraubt, mit reichlich Anlauf gab es doch noch Derby-Atmosphäre. "Wenn wir den dritten Satz gewinnen, ist vielleicht was drin. Aber der Verlauf war symptomatisch für unsere Situation", analysierte Karlovic. 16:13, 20:17 und 24:22 hatten die TV/DJKler geführt, belohnten sich aber mal wieder nicht. Es bleibt ordentlich Druck auf dem Kessel in Sachen Abstiegskampf. Nur Erfolge taugen als Ventil. Das ist in Ingolstadt nicht anders als in Hammelburg. Aber bei den Schanzern war das Stadion ausverkauft.