Die Stadt wehrt sich gegen Vorwürfe, aber die Kissinger Wölfe wollen doch nur spielen.
Diese Vorverurteilung will die Stadt
Bad Kissingen nicht auf sich sitzen lassen. "Es ist nicht richtig, dass die Eissporthalle der Grund dafür ist, dass der Bayerische Eissport-Verband (BEV) den Kissinger Wölfen keine Startberechtigung für die Bayernliga zuerkannt hat. Wie uns der Verband ausdrücklich bestätigt hat, liegt der alleinige Grund in der mangelnden Zahl von Nachwuchsmannschaften, die die Kissinger Wölfe vorweisen können", heißt es in einer aktuellen Presseerklärung.
Es ist in der Tat so, dass der BEV von seinen Bayernligisten drei Nachwuchs-Mannschaften fordert, von denen höchstens eine als Spielgemeinschaft laufen darf. Voraussetzungen, die in der Eishockey-Ordnung niedergeschrieben und daher für alle Vereine einsehbar und bindend sind. "Mit einer womöglich fehlenden Spielstätte hat diese Entscheidung nichts zu tun. Das ist die Angelegenheit des Betreibers und nicht des Verbandes", bestätigt Anton Weitl.
Keine Extrawürste
Der BEV-Geschäftsführer geht ins Detail, erzählt von den Bemühungen des Verbandes um eine professionelle Nachwuchsförderung. "Dieser Druck zeigt auch Wirkung. In der vergangenen Saison hatten wir bayernweit 19 U-8-Mannschaften, jetzt sind es 43. Wir gehen gerne auf Wünsche der Vereine ein und versuchen für alle Beteiligten eine sinnvolle Lösung zu finden. Aber es gibt keine Extrawürste in Form von Ausnahmen", betont Weitl. Exakt auf eine solche Ausnahme gehofft hatten die Kissinger Wölfe, die sogar vier Nachwuchs-Teams, darunter die geforderte U-8, meldeten. Aber jeweils in Spielgemeinschaften mit dem ESC Haßfurt. Der BEV verlangt für Bayernligisten allerdings mindestens zwei komplett eigenständige Teams - und strafte den Traditionsverein aus der Kurstadt quasi ab mit der Versetzung zurück in die Landesliga.
Sachzwänge
In der Theorie nachvollziehbar, doch Sachzwänge führt Michael Rosin zur Verteidigung an. "Im süddeutschen Raum sind reihenweise Eishockeyvereine, Spielstätten und der entsprechende Nachwuchs vorhanden. In Unterfranken gibt es neben uns nur Schweinfurt, Haßfurt oder Würzburg. Die Zahl der Spieler bleibt damit überschaubar und lässt oftmals nur eine Spielgemeinschaft zu", sagt der am Donnerstag in seinem Amt bestätigte Vorsitzende der Kissinger Wölfe. "Schade, dass kein Auge zugedrückt wurde."
Weiter steht in der Presseerklärung: "Im Klartext heißt das, dass auch ohne die Diskussion um die Eissporthalle die Kissinger Wölfe keine Spielberechtigung in der Bayernliga erhalten hätten." Doch so einfach sollten es sich die gewählten Vertreter der Stadt nicht machen. Findet auch Michael Rosin. "Hätten wir eine Spiel-Garantie in Bad Kissingen gehabt, hätten wir natürlich eine bessere Verhandlungsposition gegenüber potenziellen Spielern aus anderen Vereinen, aber auch qualifizierten Übungsleitern. Dann hätten wir die geforderten Teams sicher leichter aufstellen können, und zwar mit wettbewerbsfähigen Spielern." Den Vorwurf, der Verein hätte sich nicht zum vorgegebenen Termin für die Bayernliga angemeldet, weist Rosin zurück: "Der Meldebogen an den Verband wurde fristgerecht eingereicht."
Keine Konfrontation
Auf Konfrontation zur Stadt und Oberbürgermeister Kay Blankenburg möchte der Wölfe-Vorsitzende aber keinesfalls gehen, auch wenn das Thema insbesondere in den sozialen Medien hoch kocht. "Das ist alles sehr komplex. Da habe ich Verständnis dafür, dass so eine Entscheidung keine einfache ist. Und die Stadt hat uns in der Vergangenheit immer unterstützt. Aber die Zukunft des Vereins ist eben davon abhängig, ob uns die Eishalle künftig zur Verfügung steht. Darüber gibt es halt immer noch keine Entscheidung."
Weswegen sich eine weitere Bemerkung in der Presserklärung als reine Nebelkerze aus dem Rathaus entlarven lässt, wenn es da heißt: "Fakt ist, dass die Stadt nach wie vor davon ausgeht, dass die Eissporthalle auch für die kommende Saison für die Öffentlichkeit und damit auch für die Kissinger Wölfe zur Verfügung steht." Ende Juni erreichte die Wölfe ein Schreiben mit der Info, dass die Verträge noch nicht beim Investor seien. Heißt im Umkehrschluss, dass die Stadt ihre oben getroffene Aussage allein mit der Hoffnung auf eine Unterschrift des (geheimnisvollen) Investors verbindet, damit aber sicher nicht mehr die Deutungshoheit in dieser Causa hat. "Man sollte solche Diskussionen aber sachlicher angehen, auch wenn ich die Emotionen verstehen kann. Die Stadträte sind die letzten, die einer solchen Diskussion aus dem Weg gehen. Die Arbeit, die Michael Rosin geleistet hat, ist bemerkenswert und positiv. Ich hoffe, dass es in der Eishalle weitergehen kann", äußert sich mit Andreas Kaiser ein Rat der Freien Wähler, der sich auch auf seiner Facebook-Seite positioniert hatte.
Der Aufstieg in die Bayernliga hat zu einem Eishockey-Boom an der Saale geführt, der auf dem Spiel steht. Die aktuelle Reibung erzeugt im besten Fall jene Energie, die es braucht, um diese Hängepartie in die richtige Richtung auszubalancieren.