Der Kneipp-Kindergarten bekam eine naturnah angelegte Außenanlage.
Mehrmals schon hatte der Tüv den Trägerverein St. Elisabeth des Bad Bockleter Kneipp-Kindergartens vor einer drohenden Sperrung seiner Außenanlage gewarnt. Im Frühjahr wurde nun der Gartenbereich von einer Fachfirma für 160 000 Euro völlig umgestaltet und mit entsprechendem naturbelassenem Spielgerät ausgestattet. Seit Pfingsten ist dieser Spielbereich wieder in Betrieb.
Stolperfallen
"Die Schließung war absehbar", erinnert sich Kindergarten-Leiterin Christine Eberth-Booms an die Begehungen mit dem Technischen Überwachungsverein. Freigelegte Baumwurzeln waren zu gefährlichen Stolperfallen geworden, in den tragenden Balken der Schaukeln hatten Ameisen ihre Nester gelegt, und die Spielgeräte waren auch schon 30 Jahre alt. Deshalb entschloss sich der St.-Elisabeth-Verein vor über einem Jahr, die Außenanlage naturbezogen umgestalten zu lassen. Beauftragt wurde dafür die Kirchheimer Firma für Gartengestaltung und Spielgerätebau Holger Schwarz. Die Art der Neugestaltung ist im Landkreis einmalig, sind die Verantwortlichen überzeugt.
Während der im mittleren Geländebereich erst vor fünf Jahren gebaute und von den Kindern begehbare Biberbau mit seiner kleinen Teichanlage unverändert blieb, wurden der straßenseitige Vorderteil und der hintere Bereich völlig umgebaut. Riesige Findlinge wurden herangekarrt, um den Abhang nicht nur zu befestigen, sondern zugleich als Klettergelände nutzen zu können. Im Vorderbereich wurde dann ein Wasserspielplatz mit Blumenbeeten angelegt. Das Wasser aus einer großen Schwengelpumpe fließt einen mit Kiesel gefertigten Bachlauf hinab, kann aber auf halber Strecke gestaut werden. "Das ist unser neues Kneipp-Becken", freut sich die Leiterin. Weiter fließt das Wasser dann entweder in den Biberteich oder in geringerer Menge direkt hinab in die neue, mit Kies ausgelegte Spiel- und Buddelfläche.
Daneben steht auf einer Sandfläche die neue Doppelschaukel, deren Gestell aus robusten, naturbelassenen Robinienstämmen gebaut ist. "Robinienholz ist extrem witterungsbeständig und hält angeblich 30 Jahre", weiß Dörte Jentsch, die Vorsitzende des Trägervereins, weshalb man sich bewusst für dieses teurere Holz entschieden hat. Der Verein konnte es sich leisten: "Wir haben schon seit Jahren bei Veranstaltungen Gelder gesammelt und für den Umbau gespart", erklärt Vorsitzende Dörte Jentsch. Zwar hat die Würzburger Diözese einen Zuschuss von 52 000 Euro versprochen, und auch die Marktgemeinde Bad Bocklet will 15 000 Euro übernehmen. Doch der Trägerverein muss mit 93 000 Euro den größten Anteil der insgesamt 160 000 Euro teuren Baumaßnahme zahlen.
Kletterbereich
Noch mehr Robinienholz wurde im hinteren Gartenbereich im neuen Klettergarten verarbeitet. Unterhalb des Hanges stehen einige Baumstämme, in die Hängematten und Slacklines gespannt werden können. Der durch große Findlinge gesicherte Abhang ist kreuz und quer mit runden Stämmen bebaut, die von den Kindern teils als schmale Treppen, teils als Schwebebalken genutzt werden. "Das ist unser Wildkatzen-Kletterbereich", beschreibt Christine Eberth-Booms diese Anlage, die Kinder verschiedenen Alters in unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad zur Bewegung herausfordern soll. "Die Kinder müssen sich vor allem vorher ihren Weg überlegen, um vom Start ans gewünschte Ziel zu kommen." Neben dem Biber und der Wildkatze haben Claus Schenk, Fachbetreuer Umweltbildung im Biosphären-Infozentrum, und die Geländebauer auch an den Rotmilan als drittes Wildtier der Rhön gedacht. Stellvertretend für ihn wurde ein hochgestelltes Nest in der Anlage errichtet, das mit seinem Durchmesser von knapp zwei Metern bis zu fünf Kindern Raum für gemeinsames Spiel bietet.
Naturnahe Gestaltung bedeutet für die kleinen Nutzer, dass sie sich nur auf Steinen und Stämmen vorwärtsbewegen dürfen. Die Erde ist ausschließlich für die Pflanzen und Bäume und darf nicht betreten werden. "Damit fordern wir die Kinder zum Klettern heraus und schützen zugleich unsere Anlage", freut sich die Leiterin über den doppelten Nutzeffekt. Doch müssen die Kinder nicht ständig klettern. Es gibt auch Ruhezonen: Plattformen und Holzhütten. Eberth-Booms eine pädagogisch wertvolle Erkenntnis: "Auch aus wilder Schönheit kann Ordnung entstehen."