In der Mittagsbetreuung der Volksschule Bad Bocklet werden Grundschüler zu Medizinexperten. Ihre Begeisterung macht`s möglich.
Ellina Tulper ist angehende Ärztin und studiert Medizin an der Universität Würzburg im vierten Semester. "Wozu brauchen wir eigentlich den Kopf?", fragt sie. Die Kinder, alles Grundschüler der Volksschule Bad Bocklet, zögern nicht lange. Zum Sehen, Riechen, Hören, Schmecken, Sprechen. "Und zum Denken", ruft Noah.
Unter dem Motto "Von Kopf bis Fuß" stellt Tulper den Kindern einzelne Körperteile vor und erklärt, wie sie funktionieren. Der Unterricht gehört nicht zum regulären Schulstoff, sondern wird von der Schule während der verlängerten Mittagsbetreuung angeboten. Die Medizinstudentin wird ab sofort immer wieder die Gruppen besuchen und knifflige Fragen beantworten. Zum Beispiel, wo welche Geschmacksfelder auf der Zunge liegen. "Das mit der Zunge wusste ich schon ein bisschen", meint Noah.
Aktuell werden 19 Grundschulkinder von Montag bis Donnerstag nach Unterrichtsschluss bis maximal 16.30 Uhr betreut. "Die Kinder haben ein nettes Miteinander und sind mit Begeisterung dabei", sagt Schulleiterin Ursula Plohnke.
Auf Wunsch gibt es ein warmes Mittagessen, Hilfestellungen bei den Hausaufgaben und täglich wechselnde Freizeitangebote. "Diese Woche gab es den Kitchen Day, bei dem gemeinsam gekocht wurde, es gibt Gehirn-Jogging, die Aktion von ,Kopf bis Fuß', oder man geht in den Wald, wenn das Wetter passt", zählt Plohnke auf.
Ergänzung zum Unterricht Den Kindern sollen Basiskompetenzen vermittelt werden, sagt Plohnke. "Es geht um Körperbewusstsein und darum, dass die Kinder ihren Körper erfahren." Mit Aktionen wie "Von Kopf bis Fuß" werde der normale Schulunterricht ergänzt.
"Die Kinder werden hier mit schwierigen Themen konfrontiert", lobt die Schulleiterin. Weil die Themen anschaulich und unterhaltsam vermittelt werden, sind die Kinder aufmerksam bei der Sache und kommen ohne große Probleme mit. "Wir sollten unsere Kinder nicht unterschätzen."
Förderung durch die Gemeinde Die Betreuung der Grundschüler ist flexibel gestaltet. Die Kinder können jederzeit abgeholt werden. "Wenn die Eltern beispielsweise sagen: ,Diese Woche habe ich Urlaub, da bleibt mein Kind mittags zuhause.', dann geht das in Ordnung", sagt Plohnke. Bei dem Betreuungsangebot kooperiert die Schule mit der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) in Schweinfurt. Von der gfi werden die Pädagogen gestellt. Zudem ist die Schule auf finanzielle Unterstützung der Gemeinde angewiesen.
Die Marktgemeinde investierte 15 000 Euro in eine neue Kücheneinrichtung, in Geschirr, Tische und Stühle und anderes Inventar. Außerdem bezuschusst die Gemeinde etwa die Hälfte des Monatsbeitrags, den die Eltern für die Unterbringung zahlen.
"Wir wollten die Preise bewusst niedrig halten, damit die Betreung bei den Familien ankommt, die sie brauchen", betont Bürgermeister Wolfgang Back (CSU). Die Mittagsbetreuung sei wichtig, damit die Schule für Familien attraktiv bleibt.
Elina Tulper schickt ihre Tochter Miriam ebenfalls in die Schulbetreuung. Darüber kamen der Kontakt und die Idee für das Projekt zustande. "Wir haben das dann einfach einmal ausprobiert und die Kinder waren total begeistert", sagt die Studentin. Also habe man sich entschlossen, die Medizin-Stunde regelmäßig anzubieten.