Meistens ist es die Mutter, die zu Sophia fährt. Ihr Ehemann schmeißt derweil den Haushalt. Weil er selbst seit einem Verkehrsunfall kaum Auto fahren kann, sieht er Sophia nicht so häufig. Die großen Geschwister durften ihre kleine Schwester noch gar nicht besuchen - wegen Corona.
Unterstützung für die Eltern
Die Zeit nach der Frühgeburt ist für die Familie eine lange Durststrecke voller Höhen und Tiefen. "Wenn das Handy klingelt und es die Nummer der Klinik ist, bekommt man erstmal Angst, es wäre was Schlimmes passiert", sagt Sophias Mama. "Aber es können natürlich auch gute Nachrichten sein, wie zum Beispiel als sie die Intensivstation verlassen konnte". "Oder als ich gerade bei Sophia war und die Maschinen anfingen zu piepen, weil die Herzfrequenz runter ging und fast nur noch eine Linie zu sehen war", ergänzt ihr Ehemann.
In so einer Situation ist es gut, wenn jemand da ist, um die Eltern zu beruhigen und ein Glas Wasser zu reichen. Dazu unterstützt der KIWI e.V. die Anstellung einer Psychologin, die die Eltern der Kinder von der Geburt an bis zum Zeitpunkt der Entlassung betreut. Sie übernimmt, was Ärzte und Schwestern zeitlich nicht leisten können. Sei es, bei langen Wartezeiten den neusten Zustand des Kindes zu erfragen oder eine Mutter-Kind-Sprechstunde zu vermitteln, bis zum Nicht-alleine-lassen, wenn Eltern gerade vom Tod des eigenen Kindes erfahren haben.
Zurück auf die Intensivstation
Ende August war Sophias errechneter Geburtstermin. Oft werden Frühgeborene zu diesem Zeitpunkt entlassen, Sophia hätte eigentlich im Oktober mit Sauerstoffversorgung nach Hause gedurft. Dann kam der Anruf: Sie musste wieder auf die Intensivstation - ein Infekt, der sich bei Frühgeborenen gleich viel stärker auswirkt, als sonst bei Babys. "Es ist nicht so, dass sich der Zustand eines Frühchens kontinuierlich verbessert. Es gibt immer wieder Rückschläge, die es zu verkraften gilt", sagt Ina Schmolke, Vorsitzende des KIWI Vereins. Sie weiß, was die Eltern durchmachen. Vor knapp zwanzig Jahren kamen ihre Zwillinge als Frühchen zur Welt; Nur ein Kind überlebte.
Hohe Benzinkosten
Ina Schmolke begleitet die Familie seit kurz nach der Geburt und vermittelte ihnen die Elternwohnung. Auch auf der Station, allen voran Dr. Andres, der bei der Geburt dabei war, erfahren die Eltern große Unterstützung. Ansonsten stehen die Eltern in dieser schweren Zeit ziemlich alleine da. Die Großeltern von Sophia wohnen weit weg und können die Familie kaum unterstützen. Zu den Sorgen um Sophia kommen auch noch finanzielle Sorgen: Eigentlich könnte es sich die frisch gebackenen Eltern nur dreimal in der Woche leisten, ihre kleine Tochter zu besuchen. Die hohen Benzinkosten gehen zu sehr ins Geld, zumal Sophias Vater aufgrund des Verkehrsunfalls nicht arbeiten kann.
"Als ich das gehört habe, hat mir das Herz geblutet", sagt Ina Schmolke. Da der KIWI e.V. keine Einzelfallhilfen geben kann, erzählte sie dem befreundeten Seelsorger Matthias Karwath davon, der aktuell im Raum Bad Kissingen tätig ist. "Zwei Telefonate später hatte ich Kontakt zu Michaela Atzler, von der Bad Kissinger Theresienspitalstiftung. Sie konnte ganz unbürokratisch eine Fahrtkosten-Unterstützung zusagen, weil die Familie aus Bad Kissingen kommt", sagt Schmolke. Die Eltern sind für die Unterstützung und die Vermittlung sehr dankbar.
"Jeder noch so minimale Fortschritt gibt uns Kraft. Ihre Entwicklung, ihr Kampfgeist, ihre Lebenswille und dass sie ihren eigenen Kopf hat. Das merkt man jetzt schon deutlich", sagt der Papa lachend. Noch ist nicht klar, wann Sophia nach Hause darf, doch es sieht gut aus. Innerhalb von 25 Wochen hat sie ein Gewicht von über 3000 Gramm und eine Größe von 46 Zentimetern erreicht. Sie ist eine kleine große Kämpferin.
Der Verein KIWI e.V. (Interessengemeinschaft zur Förderung der Kinder der Würzburger Intensivstation (Universitäts-Kinderklinik) wurde 1990 von betroffenen Eltern, Pflegepersonal und Ärzten der Kinderintensivstation der Universitäts-Kinderklinik Würzburg gegründet.
Ziel ist es, die kleinen Patienten, deren Eltern und das Personal in jeder Hinsicht zu unterstützen. Projekte des KIWI e.V. sind beispielsweise: kostenfreie Elternwohnungen in der Nähe der Klinik, Mitfinanzierung einer psychotherapeutischen Mitarbeiterin, die die schwerkranken Kinder und deren Eltern unterstützt, Anschaffungen für eine förderliche Ausstattung der Kinderintensivstation. Weitere Informationen online unter: www.kiwiev.de
Spendenkonto KIWI e.V.,
Sparkasse Mainfranken, IBAN:
DE91 7905 0000 0000 0262 45,
BIC: BYLADEM1SWU
Spenden für Familie S.
an oben genanntes Konto aber Betreff: "Familie S. Bad Kissingen"