Gärtner Thomas Schäfer zieht die dekorativen Pflanzen schon seit Jahren selbst. In seinen Gewächshäusern verwendet er keine Chemie, sondern Marienkäfer und Raubmilben.
Alle Jahre wieder das gleiche Drama. Kaum steht der Weihnachtsstern einige Tage in der guten Stube oder im Esszimmer, lässt er seine Blätter fallen. Bis zum Weihnachtsfest hält die Pflanze nur selten durch. Und wenn doch, dann ist von der einst üppigen Pracht nicht mehr so viel vorhanden, der Weihnachtsstern zu einem unansehnlichen Gebilde mit wenigen Blättern mutiert. Der Premicher Thomas Schäfer kann darüber nur schmunzeln.
"Da haben Sie bestimmt zu viel gegossen. Oder die Pflanze hat Zug bekommen. Das mag sie gar nicht", ist seine erste Diagnose.
Der 55-jährige Gärtner ist Weihnachtsstern-Fachmann und zieht jedes Jahr mehrere hundert Pflanzen selbst. Rote, weiße, rosafarbene und auch gesprenkelte Exemplare in verschiedenen Größen.
"Ich kaufe die zwei bis drei Zentimeter großen Stecklinge im Handel und beginne Anfang Juni mit der Anzucht im Gewächshaus", erzählt er. Dabei legt der Fachmann seit etwa fünf Jahren großen Wert auf eine chemiefreie Entwicklung.
"Wir setzen Nützlinge wie Raubmilben oder Marienkäfer ein, um gegen Schädlinge vorzugehen", erzählt er. Das sei zwar etwas teurer, lohne sich aber.
Schließlich sind auch in einer Gärtnerei Blattläuse oder Spinnmilben unterwegs, die den Pflanzen zusetzen und sie in ihrer Entwicklung beeinträchtigen. Einmal pro Woche wird deshalb an jedem Weihnachtsstern ein Heftchen mit Insekteneiern angebracht oder ein entsprechender Stick in die Erde gesteckt, erklärt Schäfer. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: kräftige Pflanzen mit ansehnlichen Blättern ohne Schädlingsbefall.
Viel Wärme ist wichtig
Allerdings reicht nur ein guter Insektenschutz bei Weitem nicht aus, um die Gewächse prächtig gedeihen zu lassen. "Die Weihnachtssterne brauchen viel Wärme bei der Aufzucht", sagt der Fachmann. Deshalb kann es schon vorkommen, dass er die Gewächshäuser, in denen die Pflanzen gezogen werden, bereits in den Augustnächten schon mal heizen muss.
"Schließlich gehen da die Temperaturen manchmal auf bis zu acht Grad runter", sagt er. Bis kurz vor dem ersten Advent, Ende November, sind die Weihnachtssterne dann ausgewachsen.
Nach wie vor im Trend und beliebt sind klassisch rote Exemplare. "Allerdings variiert das Rot von Pflanze zu Pflanze", erklärt Schäfer. Manche Blätter gehen farblich mehr ins Pinke, andere in Richtung Orange, die nächsten wiederum sind samtrot.
Ihm persönlich gefallen die Gesprenkelten am besten. "Das ist doch mal was anderes", sagt er.
Mit den blauen Weihnachtssternen, die es vor einigen Jahren noch gab, konnte sich Schäfer nicht anfreunden. "Die Pflanzen wurden mit Farbe besprüht. Etwas, was ich total ablehne und selbst gar nicht mache."
Schließlich hat er das Gärtnern von der Pike auf gelernt, schon als Kind im Familienbetrieb mitgeholfen.
Diesen hatte seine Großmutter Anna Schlereth in den 1930er-Jahren als Gemüsegärtnerei gegründet. Zwanzig Jahre später übernahm seine Mutter Lydia Schäfer die Geschäfte. Seit 1997 trägt Thomas Schäfer die Verantwortung. Sorgen um die Zukunft der Gärtnerei plagen ihn nicht. Tochter Lisa ist gelernte Floristin und hat sogar ihren Meister gemacht. Schäfer hofft, dass sie den Familienbetrieb einmal übernimmt.
Seine andere Tochter hingegen habe keinen grünen Daumen. "Aber bei ihr halten die Weihnachtssterne immer lange", erzählt der Gärtner und muss schmunzeln.
Nicht regelmäßig gießen
Er vermutet, dass das daran liegt, weil sie die Pflanzen nicht regelmäßig gießt. Und das ist genau richtig. "Man sollte den Boden erst trocken werden lassen und dann etwas gießen", empfiehlt er.
Man könne die Erde ruhig mit dem Finger überprüfen. Zudem sei es enorm wichtig, dass der Weihnachtsstern keine Zugluft abbekommt und nicht unter einem gekippten Fenster steht. "Darauf reagieren die Pflanzen sehr empfindlich", sagt er. Deshalb findet man sie in seinem Laden nicht am Eingang, sondern im hinteren Bereich, wo nicht ständig die Tür auf und zu geht. Auch beim Transport sollte man darauf achten, dass der Weihnachtsstern gut eingepackt wird.
Eine Plastikfolie, in die die Pflanzen häufig in den Supermärkten eingeschlagen sind, reiche nicht aus.
Und wenn dann trotz allerbester Pflege der Weihnachtsstern die Blätter schmeißt, dann muss schon vorher etwas schiefgelaufen sein. Was aber auch kein Drama ist. Schließlich lohne es sich kaum, die Pflanze übers Jahr zu bringen.
Zwar würde der Weihnachtsstern im nächsten Jahr wieder rote Blätter austreiben, die aber kleiner und nicht so prächtig ausfallen. Ein Neukauf sei oft besser, "nicht zuletzt, weil dann auch die Gärtner was davon haben."