Schultasche an den Nagel gehängt

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Schulranzen aus verschiedenen Jahrzehnten sind unter anderem in der gerade eröffneten Sonderausstellung zu sehen.Fotos: Björn Hein
Schulranzen aus verschiedenen Jahrzehnten sind unter anderem in der gerade eröffneten Sonderausstellung zu sehen.Fotos: Björn Hein
Erinnern sich an früher: (von links) Karin Renner, Klaus Reder, Sabine Fechter, Annette Späth
Erinnern sich an früher: (von links) Karin Renner, Klaus Reder, Sabine Fechter, Annette Späth
 
 
 
Bezirksheimatpfleger Klaus Reder
Bezirksheimatpfleger Klaus Reder
 
Museumsleiterin Annette Späth
Museumsleiterin Annette Späth
 
 

In der Sonderausstellung "Griffel, Füller,Tintenkiller...." wird die Entwicklung der Schulen gezeigt.

In die Vergangenheit entführen die Museen der Schloss Aschach die Besucher mit ihrer neuen Sonderausstellung. Unter dem Titel "Griffel, Füller, Tintenkiller - Volksschulen im ländlichen Bayern 1945 - 1970" geben sie eine Retrospektive über diese Zeit, die sehr dynamisch war und in der sich sowohl aus pädagogischer als auch aus bildungspolitischer Sicht sehr viel änderte. Es wird gezeigt, wie sich nach dem 2.
Weltkrieg die Schulen auf den Dörfern von alten Schulhäusern mit einem oder höchstens zwei Klassenräumen zu modernen, funktionalen Schulneubauten entwickelt haben.
Saß man nach 1945 zunächst in den Dorfschulen noch in den alten Holzbänken - Kinder aller Altersstufen wurden in einem Klassenraum unterrichtet - so boten die neuen Verbandsschulen großzügige Räume und Funktionsräume wie moderne Turnhallen, Hallenbäder, Werkräume, Sprachlabor, Schulküchen usw.
In der Ausstellung lässt sich dieser Wandel bildhaft nachvollziehen. Zahlreiche Ausstellungsobjekte demonstrieren diese Veränderungen und entführen in eine Zeit, in der vieles im Wandel war. Die Sonderausstellung ist das Ergebnis der Zusammenarbeit mehrere bayerischer Museen. Ebenso ist ein Begleitband erschienen.
Die Ausstellungseröffnung wurde von Schülern der Städtischen Musikschule Bad Kissingen unter der Leitung von Thomas Friedrich untermalt. Mit ihrer witzigen Percussionshow begeisterten sie das Publikum und sorgten für großen Applaus. Bezirksheimatpfleger Klaus Reder ging darauf ein, dass die Zeit nach 1945 ein Ende der Konfessionsschulen bedeutete, was große bildungspolitische Kämpfe nach sich zog. Die demographische Entwicklung und der Rückgang der Kinderzahlen sorgten schließlich dafür, dass ortsübergreifende Verbandsschulen gegründet wurden. "Die Schule war schon damals in fortlaufendem Wandel ausgesetzt. Die Ausstellung zeigt, dass schon zu allen Zeiten ein gewisser Kampf in der Schulpolitik geführt wurde und kann dabei zu mehr Gelassenheit beitragen", meinte Reder.
Sabine Fechter, Museumsleiterin des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen freute sich, dass die verschiedenen Museen bei der Konzeption sehr gut zusammengearbeitet haben: "Die Museen lieferten zahlreiche Exponate und erstellten gemeinsam den Begleitkatalog". Man wolle bei der Ausstellung unter anderem die kulturellen Werte der Region darstellen.

Lücke wird geschlossen

Museumsleiterin der Museen im Schloss Aschach, Annette Späth, sprach von einem enormen Wandlungsprozess, den die Schulen von 1945 bis 1970 erfahren hätten. "Im Fokus stehen in der Ausstellung die ländlichen Volksschulen in Bayern" erläuterte Späth. Die Entwicklung in den Schulen nach 1945 sei nur selten Gegenstand von Ausstellung gewesen. "Diese Lücke schließen wir heute" meinte die Museumsleiterin. Die Zeit nach 1945 sei von einem durchgreifendem Umbruch und einem Neubeginn geprägt gewesen: neue pädagogische Konzepte hätten Einzug gehalten, überall seien neue Schulen gebaut worden. Es galt, auch die heimatvertriebenen Flüchtlingskinder zu integrieren. Da nach 1945 allerorten Lehrermangel herrschte, wurden diese in Schnellkursen ausgebildet und pensionierte Lehrer reaktiviert. 1968 seien in Bayern schließlich die konfessionsgebundenen Schulen abgeschafft worden. Überhaupt waren die 60er Jahre eine Zeit großen Wandels und sorgten für einen großen Schritt in der modernen Pädagogik. "Die Schüler sollten zu mündigen Bürgern erzogen werden", erklärte Späth.
Interessant war der Besuch der Ausstellung, der sich der Eröffnung anschloss. Viele Besucher fühlten sich in die eigene Schulzeit zurückversetzt, als sie die Gegenstände betrachteten.

Öffnungszeiten Volkskundemuseum / Museumsscheune:
Di - Sa: 15.30 - 17 Uhr
So und Feiertage: 12.30 - 14 Uhr und 15.30 - 17 Uhr
Gruppen und Schulklassen sind nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten willkommen, Führungen möglich.

Offene Führungen zur Sonderausstellung: 11.5., 20.7. jeweils 15.15 Uhr, Treffpunkt: Museumskasse

Dauer Die Ausstelllung ist bis 31. Oktober 2014 zu sehen