Der Soulsänger Fetsum ist ein Paradebeispiel für Integration. Bei seinem Auftritt im Kurtheater in Bad Kissingen zeigte er das auch.
Die deutsche Sprache hat der Soulsänger Fetsum hinter sich gelassen. Er singt ausnahmslos auf Englisch in einem Stil, den er selbst als "Urban Folk" - eine Mischung aus Folk, Blues, Singer, Songwriter, Reggae und Soul - bezeichnet. Der dunkelhäutige Sänger drückt in seinen Liedern aus, was sein Herz empfindet. Gerade das macht ihn so ungeheuer sympathisch.
"The Colors of Hope" - "Die Farben der Hoffnung" - hieß der Untertitel seines Konzertes im Bad Kissinger Kurtheater zum Kissinger Winterzauber. Das Konzert war eine Mischung aus Soul, Blues und Folk, eine Musik, die viel Raum lässt für Emotionalität mit der Fetsum ein Stück eigene Biografie aufarbeitet. Der Sänger hat einen langen und bewegenden Lebensweg hinter sich.
Den eigenen Stil entwickelt
Als Sohn eritreischer Freiheitskämpfer wurde er in Kairo geboren, nachdem seine Mutter im Krieg verwundet wurde und fliehen musste. Nach einigen Jahren in Rom kam er nach Stuttgart, wo Fetsum seine Liebe zur Musik und zu so unterschiedlichen Künstlern wie Bob Dylan, Donny Hathaway und Bob Marley entdeckte. Mit seiner Band - Torsten Haas (E-Bass), Leon Schurz (Akustik-Gitarre) und Matteo Scrimali (Drumset) - bot er zwei Stunden exquisite Unterhaltung mit einer Musik, die ins Blut ging.
Vergangenheit und Gegenwart
Fetsums ruhige, warme Stimme bestach von Anfang an. Selbst der gelegentliche Kopfstimmeneinsatz gelingt, Refrains mit einfühlsamen Backings zählten zu den eindrucksvollsten Momenten des Abends. Im Song "Egypt" lässt Fetsum Vergangenheit und Gegenwart zu einer Soul-Blues-Melange zusammenfließen. Bemerkenswert auch der Song "Say Who You Are", der erst etwas nach einem langsamen Country-Song klingt, sich dann aber Fetsums soulige Stimme mit Gitarre und Schlagzeug mischt und daraus dann folkiger Soul wird.
Fetsum ist absolut authentisch. Was er singt, nimmt man ihm zu 100 Prozent ab. Fetsum will seine Zuhörer begeistern. Dabei ist ihm egal, ob er von 1000 oder 200 Zuhörern singt, wie in Bad Kissingen. "Bad Kissingen hat was besonderes. Das Kurtheater ist ein toller Saal, das Publikum ist außergewöhnlich und macht alles mit. Die Zuhörer sind anders als in Berlin, sie sind begeisterungsfähiger. Hier ist es intimer. Ich bin von Bad Kissingen begeistert", erzählte er nach dem Konzert.
Leicht und locker
Dass es ihm riesigen Spaß machte, auf der Bühne des Kurtheaters zu stehen, merkte man ihm sofort an. Er fühlt sich wohl auf der Bühne. Leicht und locker tänzelte er, spielte mit seinem Publikum und genoss sichtlich die Begeisterung der Zuhörer. Auch wenn er die Lieder auf Englisch singt, ist sein Deutsch akzentfrei, was man an seiner Moderation merkt.
Ovationen der Zuhörer
Integration ist für ihn ein wichtiges Thema: "Wenn es nicht Menschen gegeben hätte, die bereit waren, meine Eltern und mich aufzunehmen, stünde ich heute nicht hier." "Meine Band und ich wollen Brücken bauen zwischen den Kulturen", erklärt er. Er ist einer, der bei uns angekommen ist, der nicht nur mit seinem Songs begeistern kann. So sahen es auch die Zuhörer. Mit stehenden Ovationen und riesigen Applaus forderten sie zwei Zugaben.