Ritterschlag für Minnesänger: Bundesverdienstmedaille für Werner Vogel

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Doris und Werner Vogel als das Grafenpaar Beatrix und Otto von Botenlauben. Foto: Edgar Bartl (Archiv)
Doris und Werner Vogel als das Grafenpaar Beatrix und Otto von Botenlauben. Foto: Edgar Bartl (Archiv)
Gruppenbild (von links): Egon Schlereth, Arnold Scheller, Susanna Scherf, Gerhard Vieres, Werner Vogel, und Landrat Thomas Bold.
Gruppenbild (von links): Egon Schlereth, Arnold Scheller, Susanna Scherf, Gerhard Vieres, Werner Vogel, und Landrat Thomas Bold.
 
Auch Egon Schlerth (rechts) erhielt die Verdienstmedaille.
Auch Egon Schlerth (rechts) erhielt die Verdienstmedaille.
 
Werner Vogel hat sich Verdienste um Reiterswiesen erworben.
Werner Vogel hat sich Verdienste um Reiterswiesen erworben.
 
Blumen, Medaille und Urkunde gingen an Susanna Scherf.
Blumen, Medaille und Urkunde gingen an Susanna Scherf.
 
Arnold Scheller ist ein Musiker und Dirigent aus Leidenschaft.
Arnold Scheller ist ein Musiker und Dirigent aus Leidenschaft.
 
Gerhard Vieres erhielt die Ehrenmedaille des bayerischen Ministerpräsidenten.
Gerhard Vieres erhielt die Ehrenmedaille des bayerischen Ministerpräsidenten.
 

Der Bankfilialdirektor a. D. Werner Vogel hat(te) eine Passion: Otto von Botenlauben, den er 27 Jahre bei den von ihm mitgegründeten Festspielen im Bad Kissinger Stadtteil Reiterswiesen mit Leidenschaft verkörpert hat. Jetzt erhielt er dafür die Bundesverdienstmedaille.

Werner Vogel stellte Otto von Botenlauben (1177 bis 1245) nicht dar, er war es. Der erfolgreiche Bankkaufmann schlüpfte in die Rolle des Minnesängers und Kreuzfahrers. 27 Jahre lang haben er und seine Ehefrau Doris das Grafenpaar überzeugend verkörpert. "Aus Leidenschaft für den Minnesang und Freund des Mittelalters." Dazu tauschte er dunklen Anzug gegen Wams und Umhang, Aktenkoffer gegen Lyra.

In der Rolle des
Burgherrn

2012 zogen sie sich dann zurück. Werner Vogel leitet immer noch die Festspiele, ist aber kein Hauptdarsteller mehr. "Es war an der Zeit", sagt er. Die Leute "wollten ein anderes Gesicht an der Front sehen." Anlass war die Neuausrichtung der Reiterswiesener Bodenlauben-Festspiele.

Die hat Werner Vogel mitgegründet, als 1984 die 750-Jahr-Feier von Reiterswiesen anstand. Damals war er Vorsitzender des Festausschusses und hat die Veranstaltung organisiert. Bei einem Burgfest wurde erstmals Otto von Botenlauben dargestellt. Werner Vogel: "An ihm kommt man da nicht vorbei." Da habe sich alles so entwickelt.

Je mehr er sich mit Otto beschäftigt hat, desto interessanter fand er den Adeligen und sein Leben. Er nennt ihn eine interessante Persönlichkeit und den wichtigsten Repräsentanten der deutschen Kreuzzuggeschichte. Er habe nicht nur die Rolle des Burgherrn spielen, sondern dafür sorgen wollen, dass Otto und sein Wirken bekannter würden.

Allerdings: Einen Kreuzzug wie sein Vorbild hat Werner Vogel nie unternommen. Das wäre auch - in Syrien und Palästina - "zu gefährlich", sagt er.

Museum, Treffpunkt, Juwel

Dafür hat er den mittlerweile 500 Mitglieder starken Heimatverein Botenlauben mitbegründet, war dessen 2. und 1. Vorsitzender. Mitinitiiert hat er auch die Burgtheatergruppe des Heimatvereins und den Burgenverbund Fränkisches Saaletal. Werner Vogel war Kreisvorsitzender der Jungen Union, Sprecher der Wirtschaftsjunioren, Kreisrat, ehrenamtlicher Richter und Ortswaisenrat. Dem Vereinsbeirat gehört er sei 2003 an.

1200 Arbeitsstunden hat der Heimatverein in Werner Vogels Amtszeit seit 2005 in das historische Rathaus im Stadtteil investiert. Er hat es zum Teil auf eigene Kosten zum Heimatmuseum, Vereinsheim und Treffpunkt gemacht. Landrat Thomas Bold (CSU) sprach bei der Ordensverleihung von einem "Juwel".

"Vorbildliche Leistungen"

Werner Vogel habe sich weit über die Grenzen des Landkreises hinaus ehrenamtlich verdient gemacht und erhalte deshalb die Verdienstmedaille, so Bold.

Der Landrat überreichte die gleiche Auszeichnung an Egon Schlereth. Der Landwirt aus Stralsbach übt viele Ehrenämter aus. Bold nannte seine Leistungen für die Allgemeinheit "vorbildlich". Er war Führer der Kreuzbergwallfahrt, Obmann des Bauernverbandes, Jagdvorsteher, Vorstandsmitglied der Flurbereinigungsgemeinschaft, gehörte der Kirchenverwaltung und dem Pfarrgemeinderat an, war Schätzer bei Wild- und landwirtschaftlichen Schäden. Verantwortung trug Egon Schlereth auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Stralsbach. Er leistete 28 Jahre aktiven Dienst, kümmerte sich 25 Jahre um die Geräte, war ein Jahrzehnt Kommandant. Die Wehr ernannte ihn 1988 zu ihrem Ehrenmitglied.

Nicht minder vorbildlich sind die Leistungen von Susanna Scherf, Arnold Scheller und Gerhard Vieres. Ihnen händigte Bold mit anerkennenden Worten das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt aus.

Susanna Scherf pflegt seit mehr als 60 Jahren die Krieger-Gedächtniskapelle in Steinach. Sie reinigt sie und kümmert sich um den Blumenschmuck. Diese Aufgabe hat die 80-Jährige von ihrer Mutter übernommen. Die Kapelle ist erst seit 1984 mit dem Auto erreichbar. Zuvor musste Susanne Scherf einen mühsamen und nicht ungefährlichen Weg nehmen. Landrat Bold sagte, sie habe eine Leistung erbracht, die wegen ihrer Dauer als herausragend und beispielhaft zu bewerten sei.

Arnold Scheller hat bei Stadtmusikdirektor Adolf Zähler (†) 1980 in der neu gegründeten Jugendkapelle Schondra mit dem Musizieren begonnen. 1988 übernahm er in schwieriger Zeit das Amt eines Dirigenten. Damals erfolgten Auftritte im ZDF und beim Oktoberfest in München. 2000 gab er die Funktion ab, steht aber als Dirigent bei Bedarf zur Verfügung. Bis heute leitet er die Seniorenkapelle Schondra. Er leiste, so Landrat Bold, einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft.

Gerhard Vieres aus Oberleichtersbach ist seit 40 Jahren Musiker. Er leitete, zunächst als "Vize", von 1976 bis 2008 den Musikverein Modlos. Hier war er auch Ski-Abteilungsleiter. Vieres moderierte Auftritte, plant die Büttenabende, wirkte bei allen Veranstaltungen mit. Ferner hat er Bilder an Ortseingängen und in Feuerwehrhäusern geschaffen. Er engagiert sich bei der Sanierung von Bildstöcken. Gerhard Vieres, so Landrat Bold, habe sich herausragende Verdienste erworben. ed