Reliquien in Fauenrother Kirche beigesetzt

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Die zentrale Handlung des Abends: Weihbischof Ulrich Boom hat soeben das Reliquienkästchen in der Kapsel des Altars platziert. Hier wartet er kurz darauf, die Platte überreicht zu bekommen, mit der er die Kapsel wieder verschließen kann. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Die zentrale Handlung des Abends: Weihbischof Ulrich Boom hat soeben das Reliquienkästchen in der Kapsel des Altars platziert. Hier wartet er kurz darauf, die Platte überreicht zu bekommen, mit der er die Kapsel wieder verschließen kann. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Weihbischof Ulrich Boom spricht im Gottesdienst einen Segen. Dafür hat er seine Mitra, die Bischofsmütze, gegen ein Pileolus, das sogenannte Scheitelkäppchen, ausgetauscht. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Weihbischof Ulrich Boom spricht im Gottesdienst einen Segen. Dafür hat er seine Mitra, die Bischofsmütze, gegen ein Pileolus, das sogenannte Scheitelkäppchen, ausgetauscht. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 
Hier hält Weihbischof Ulrich Boom das Reliquienkästchen bereits in seinen Händen und spricht ein Gebet. Kurze Zeit später platziert er es in der Kapsel im Altar. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Hier hält Weihbischof Ulrich Boom das Reliquienkästchen bereits in seinen Händen und spricht ein Gebet. Kurze Zeit später platziert er es in der Kapsel im Altar. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 
Weihbischof Ulrich Boom beim Auszug aus der Frauenrother Kirche. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Weihbischof Ulrich Boom beim Auszug aus der Frauenrother Kirche. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 

Im Altar der Frauenrother Kirche wurden jetzt Reliquien des Seligen Liborius Wagner, des Heiligen Burkard und der Heiligen Benedicta beigesetzt. Die Heiligen haben eine ganz besondere Bedeutung, nicht nur im Bistum.

Jetzt ist die Kirche wieder komplett. Darin sind sich die Bewohner des kleinsten Ortsteils im Markt Burkardroth einig. Bis 2013 war das Gotteshaus, das dem Freistaat Bayern gehört, aufwendig saniert worden. Seither werden wieder Gottesdienste darin gefeiert. Doch in dem neuen Altartisch fehlten bisher die Reliquien. Jetzt wurden sie von Weihbischof Ulrich Boom feierlich beigesetzt.
Der Geistliche war gerade aus Rom zurückgekehrt.
Dort hatte Papst Franziskus tags zuvor die Heilige Pforte und somit das Heilige Jahr der Barmherzigkeit eröffnet. Noch unter dem Eindruck von diesen Eindrücken verlieh Ulrich Boom dem Gottesdienst eine besonders andächtige Note.


Nur ein kurzer Moment

"Es war einmalig und ergreifend", schwärmt die Frauenrotherin Elisabeth Trost anschließend mit leuchtenden Augen. Sie hat ihren Enkel Julian Volk, der seit der Wiedereröffnung Küster der Kirche ist, an dem Abend unterstützt, war mit ihm etwas näher am Geschehen dran als der Rest der Kirchgemeinde. Für den jungen Küster war die Zeremonie ebenfalls wichtig und zugleich aufregend. Schließlich kommt nicht jeden Tag ein Bischof vorbei, um die Heilige Messe zu feiern. "Aber im Gottesdienst hat alles gut geklappt", sagt Julian Volk.
Dabei war die Beisetzung an sich ein recht kurzer Moment. Innerhalb weniger Sekunden platzierte der Weihbischof das Reliquien-Kästchen in der dafür vorgesehenen Kapsel unter dem Altartisch. Anschließend wurde diese mit einer goldfarbenen Platte verschlossen.
"Bei den beigesetzten Reliquien handelt es sich um Knochensplitter", erklärt Ulrich Boom auf Nachfrage. Diese hat er aus Würzburg mitgebracht, wo weitere im bischöflichen Palais verwahrt werden.
Aber nicht immer kommen Knochensplitter als Reliquien zum Einsatz. Manchmal werden auch Teile von Utensilien der Heiligen beigesetzt, wie etwa vom Habit einer Nonne, erklärt Pfarrer Stephan Hartmann. Diese werden jedoch nicht lose verwendet.
Die Frauenrother Reliquien waren eingepackt in ein wenige Zentimeter großes Kästchen, das zudem mit einem roten Band verziert war. Darin befanden sich die Überreste von drei für das Bistum Würzburg wichtige Menschen.
"Es ist ein schönes Zeichen, dass wir von dem Heiligen Burkard, dessen Namen in unserer Pfarreiengemeinschaft einen besonderen Klang hat, nun eine Reliquie haben", sagte Pfarrer Stephan Hartmann. Nach ihm ist der Ortsteil Burkardroth benannt und auch der dortige Kindergarten.


Weibliche Seite

Über die Heilige Benedicta hingegen findet man nicht viele Informationen. "Sie war eine frühchristliche Märtyrerin", erklärt der Pfarrer. Sie vertrete in dem Frauenrother Reliquienkonglomerat die weibliche Seite. "Schließlich wurden Mann und Frau von Gott als ein Ganzes geschaffen", fügt er hinzu.
"Der Selige Liborius Wagner gilt als Zeuge für die Einheit der Kirche.Er zeigt uns: Die Ökomene fängt nicht in der großen Kirche an, sondern hat Platz in jeder kleinen Gemeinde", sagte Weihbischof Ulrich Boom in seiner Predigt. Wagner wurde Anfang des 17. Jahrhunderts im thüringischen Mühlhausen geboren, evangelisch aufgezogen und getauft. Später konvertierte er in Würzburg zum Katholizismus und wurde schließlich Priester in Altenmünster. 1631 nahmen ihn die Schweden gefangen, ist im Heiligenlexikon nachzulesen. Da Wagner sich weigerte, evangelisch zu werden, wurde er von ihnen gefoltert. Trotz der sechs Tage andauernden Marter hielt an seine Konfession fest. Schließlich erstachen ihn die Schweden und warfen ihn in den Main, wo Fischer den Leichnam Monate später fanden.
Seit 1804 befinden sich die Gebeine von Liborius Wagner in der Pfarrkirche in Heidenfeld bei Schweinfurt, 1974 wurde Liborius Wagner seliggesprochen. Sein Gedenktag, der Liboriustag, ist der 9. Dezember. Das erklärt auch, warum die Reliquien an diesem Tag in Frauenroth beigesetzt wurden.
Etwa 80 Bewohner der Pfarrei Burkardroth feierten mit Weihbischof Ulrich Boom den Gottesdienst, darunter auch Hannah und Eva. Die beiden achtjährigen Mädchen bereiten sich derzeit auf ihre Erstkommunion vor und hielten während der gut eineinhalbstündigen Feier gut durch. Von der eigentlichen Beisetzung jedoch bekamen sie nur wenig mit. Die ging ihnen viel zu schnell. "Am Interessantesten aber war, dass der Bischof immerzu seine Mütze gewechselt hat", so Hannah.