In Bad Brückenau kann es manchmal schwierig sein, auf die Schnelle ein Taxi zu bekommen.
Helmut Emmert holt aufgeregt sein Smartphone hervor. Er zeigt alle Anrufe vom letzten Tag. Insgesamt 80 Gespräche hat er von früh bis in den späten Abend hinein geführt. Nebenher habe er seine Taxifahrten erledigt. In den letzten zwei Wochen habe er gerade mal zwei Nachtanrufe bekommen. Vom Kurstift aus gibt es in zwölf Stunden gerade mal zwei Anrufe.
"Einen Stellplatz für Taxis dort einzurichten, das würde unser Unternehmen ruinieren", erklärt er anhand der Gespräche auf seinem Handy. Sein Kollege Imre Markovic pflichtet ihm bei und verschränkt die Arme dabei. "Wir sind es leid, uns dafür zu rechtfertigen", meint er mit Nachdruck.
Erst vor kurzem schlossen sich die beiden Taxiunternehmen zusammen und optimierten so den Betrieb, um einen reibungsloseren Service anbieten zu können (wir
berichteten). Natürlich verstehe er auch die Menschen, die schnell irgendwo hinwollen oder schlecht zu Fuß sind, lenkt Emmert ein. Aber Bad Brückenau gebe einen Taxiservice, wie es ihn in einer großen Stadt gibt, einfach nicht her.
Konzession abgeben
Doch warum die ganze Rechtfertigung? Hans-Jürgen Bock ist 79 Jahre alt.
Seit zwei Jahren lebt er im Kurstift Bad Brückenau, ist nicht mehr gut zu Fuß und aus gesundheitlichen Gründen auf Taxifahrten angewiesen. Der ehemalige Leiter des Ordnungsamtes aus Mainz bemängelt, dass es in Bad Brückenau schwer sei, ein Taxi zu bekommen. "Was hier betrieben wird, ist Mietwagen- und kein Taxiservice", meint Bock verärgert.
Er verstehe natürlich, dass es kaum möglich ist, ein Taxiunternehmen hauptberuflich zu organisieren, bei einer solch geringen Einwohnerzahl, wie Bad Brückenau sie hat. "Doch dann sollen die Taxiunternehmen wenigstens ihre Taxikonzession wieder abgeben", sieht sich Bock im Recht.
Bock spricht auch die fehlenden Taxistände an.
Ein Taxi müsse immer wieder an diesen Stand zurückkehren, wenn es eine Fahrt erledigt habe, ist sich Bock sicher.
Die Stadt bestätigt, dass es im letzten Jahr Bemühungen gegeben habe, alle Taxiunternehmen aus Bad Brückenau an einen Tisch zu bekommen, um über die Errichtung eines Taxistandes zu diskutieren. Doch die Bemühungen seien im Sande verlaufen, erklärt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU). Allerdings teilt das Landratsamt Bad
Kissingen auf Nachfrage mit, dass "hiergegen nicht vorgegangen wird, da in beidseitiger Absprache auf die Stellplätze verzichtet wurde".
Auch bezüglich der erteilten Taxikonzessionen wägt das Landratsamt ab: "Von den vier Unternehmen verfügen drei Firmen neben der Erlaubnis nach Paragraf 47 PBefG (Taxen) auch über die Erlaubnis nach Paragraf 49 PBefG (Mietwagen)".
Zuverlässigkeit wichtig
"Wenn man in
unserem Job erfolgreich sein möchte, dann muss man zuverlässig sein. Deshalb arbeiten wir zusammen, um möglichst alles abdecken zu können", meint Emmert. Die jetzt insgesamt vier Wagen seien ständig unterwegs, oft für Fahrten der Kliniken, angemeldete Arztfahrten oder Fernfahrten zum Flughafen, an den Bahnhof oder gar nach Bremen. "Wir nehmen natürlich auch kurzfristige Aufträge an, wenn gerade jemand frei ist", unterstreichen die beiden Taxifahrer.
Durch die Zusammenarbeit könne man nun besser verteilen und auch mal jedes zweite Wochenende freimachen.
"Große Verbesserung"
"Das sind schon große Verbesserungen", sind sich beide einig. Bei Vorbestellung fahren sie auch nachts, für Hochzeiten oder andere Feste beispielsweise.
Auch die Stadt bestätigt das Unternehmen Emmert/Marcovic in diesem Punkt: "Tagsüber haben wir immer ein Taxi bekommen", sagt Meyerdierks. Aber nachts sei das etwas schwieriger. Ein weiteres Taxiunternehmen aus Bad Brückenau, Zellhann, gibt zu bedenken: "Die letzten zwei Wochen habe ich keinen einzigen Nachtanruf bekommen", so die Taxiunternehmerin.
Aber wenn sie jemand tagsüber anrufe, dann fahre sie natürlich, es sei denn, sie habe gerade eine andere Fahrt zu erledigen. Manchmal müsse der Gast dann eben eine Weile warten, bis sie frei ist.
Zur Erreichbarkeit äußert sich das Landratsamt ebenfalls: "Laut Rechtsprechung muss das Taxiunternehmen eine durchgängige acht Stundenbereitschaft/Schicht im Zeitraum von zwei Tagen sicherstellen". Emmert lacht. Natürlich sei das gegeben.
Er sei oft viel länger erreichbar. "Vergleicht man die Taxisituation mit anderen Städten - wie beispielsweise Hammelburg - dann sind wir hier wirklich gut aufgestellt", möchte Emmert die Diskussion beenden. Zum Schluss mischen sich weitere Bewohner des Kurstiftes ein. Eine Frau bringt an: "Es wird oft vergessen, dass man in einer größeren Stadt auch einige Meter laufen muss, um zum Taxi, zum Bus oder zur Bahn zu gelangen."