Probieren gehört für Spieleerfinder einfach dazu

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Franz Scholles erklärt Nicole Schulteis die Spielregeln. Der Spieleerfinder war im Jukuz bei den Spielewochen zu Gast. Fotos: Christian Dijkstal
Franz Scholles erklärt Nicole Schulteis die Spielregeln. Der Spieleerfinder war im Jukuz bei den Spielewochen zu Gast. Fotos: Christian Dijkstal
Erzieherin Elena Lebold, Nicole und Maik Schulteis (von links) lassen sich von Franz Scholles die Regeln zu einem Gemeinschaftsspiel erklären.
Erzieherin Elena Lebold, Nicole und Maik Schulteis (von links) lassen sich von Franz Scholles die Regeln zu einem Gemeinschaftsspiel erklären.
 
Diese drei gehören zu den besonders beliebten Spielen, die Franz Scholles erfunden hat.
Diese drei gehören zu den besonders beliebten Spielen, die Franz Scholles erfunden hat.
 
"Na, typisch!" heißt das Spiel, in dem es um Klischees und eigene Einschätzungen geht. Robin Vogler, Florentine, Jakobine und Mareike Faber spielen es mit Begeisterung. Spieleerfinder Franz Scholles hat ihnen zuvor die Regeln erklärt.
"Na, typisch!" heißt das Spiel, in dem es um Klischees und eigene Einschätzungen geht. Robin Vogler, Florentine, Jakobine und Mareike Faber spielen es mit Begeisterung. Spieleerfinder Franz Scholles hat ihnen zuvor die Regeln erklärt.
 
 
War zu Gast im Jukuz, erklärte Regeln und spielte mit den Gästen: Spieleerfinder Franz Scholles aus Remagen.
War zu Gast im Jukuz, erklärte Regeln und spielte mit den Gästen: Spieleerfinder Franz Scholles aus Remagen.
 
Bunte Steine und Herzen, die zum Spielen einladen.
Bunte Steine und Herzen, die zum Spielen einladen.
 

Franz Scholles spielt selbst nur gelegentlich Gesellschaftsspiele. Dennoch entwickelt er sie mit Begeisterung. Bei den Spielewochen im Bad Kissinger Jukuz, konnte man ihn kennen lernen.

Sind Zwiebeln Wurzeln? Und wie ist das mit Spargel? Elena, Nicole und Maik überlegen. Wächst doch alles unter der Erde. Die Fragen sind nicht einfach. Franz Scholles hat sie von einer Karte abgelesen, die zum Spiel "Teampower" gehört. Er sitzt dem Dreierteam am Tisch im Bad Kissinger Jugend- und Kulturzentrum (Jukuz) allein gegenüber. Bei Zwiebeln sagt das Team: "Ja." Scholles Antwortkarte sagt: "Nein." Und darauf sollte Verlass sein - Scholles hat sie selber geschrieben. Der Mann aus Remagen, der zu den Spielewochen gekommen ist, ist Spieleerfinder.

Die Besucher konnten mit jemandem in Kontakt kommen, der sich Spiele ausdenkt; sie konnten sich Regeln erklären lassen, Fragen stellen, Anmerkungen machen. Ein ganzes Sortiment selbst erfundener Spiele hatte Scholles dabei.

"In diesem Jahr habe ich mein erstes Seniorenspiel erfunden", erzählt Scholles und schmunzelt. Er komme langsam selber in ein entsprechendes Alter.
Scholles wird im April 60. Nach wie vor bringt er jedes Jahr ein Spiel zu einem aktuellen Thema heraus - seit 1986 ganz regelmäßig. 1980 hat er mit dem Erfinden von Spielen angefangen. Ein Öko-Umweltspiel war sein Erstling. "Ich habe es im Eigenverlag heraus gebracht. Damals sah es noch nicht so schick aus." Es sei genau die richtige Zeit dafür gewesen. "Die Leute haben es mir aus den Händen gerissen." Umweltschutz und die beginnende Öko-Bewegung waren zu dieser Zeit ganz aktuell. "Ich brauche immer ein Thema", sagt Scholles. "Eins, das die Leute interessiert und das mich selber auch interessiert." Dafür müsse man die Augen offen halten, sagt der Spieleerfinder, der eher ein "Vielleser" als ein "Vielspieler" ist. "Bestimmte Themen interessieren mich, und dann schaue ich, ob es schon ein Spiel dazu gibt." 1996 beispielsweise hat er ein Spiel entwickelt, das mit Klischees und Vorurteilen zum Thema "Typisch Mann / typisch Frau" spielt. "Das gab es damals noch nicht", erzählt er.

Robin Vogler aus Oberleichtersbach, Florentine, Jakobine und Mareike Faber aus Bad Bocklet haben es probiert. Scholles hat ihnen die Regeln erklärt. Natürlich kommt es auf die Besetzung der Spieler an. "So oft kann man es wahrscheinlich nicht spielen, aber es ist witzig", sagt Mareike. Die vier sind spieleerfahren. "Wir spielen viele Gemeinschaftsspiele zu Hause, auch mit Eltern und Bekannten", sagt Florentine, und Robin ergänzt: "Wir probieren gerne neue Spiele aus."

80 Prozent herausholen

Scholles verrät, wie es weitergeht, wenn ein Spieleerfinder eine Idee hatte. "Man muss viel basteln und probieren. Ich spiele erst mit mir, dann mit meiner Frau, und irgendwann gebe ich das Spiel an Freunde zum Ausprobieren weiter." Oft ist das Entwickeln eines Spiels eine Optimierungsaufgabe. "Ich möchte möglichst mindestens 80 Prozent aus den Möglichkeiten herausholen, die ein Spiel oder eine Spielidee haben", sagt er. Es ist ärgerlich, wenn andere Autoren aus derselben Idee mehr herausbringen. Aber es kommt schon mal vor. Rund drei Jahre vergehen von der ersten Idee bis das fertige Spiel in einer ansprechend gestalteten Schachtel landet. Man braucht einen guten Grafiker. "Ich habe fürchterlich hässliche Prototypen", sagt der Erfinder. "Damit gehe ich zum Grafiker, bespreche mit ihm, was ich brauche, und dann legt er los."

Spielen, findet der Mann, der im Hauptberuf Berufsschullehrer für Wirtschaftsfächer und Spielpädagogik ist, sei wichtig. "Für Kinder ist Spielen so wichtig wie für Erwachsene die Arbeit", sagt er. "Beim Spielen lernt man - aber eben nebenbei!" Etwas Kreatives hat es, sagt er. Auch, weil man beispielsweise die Regeln ändern kann. "Für viele Spiele gibt es so etwas wie ,Hausregeln‘."

Die Rolle der Psychologie

Franz Scholles hat mehrere Kinderspiele entwickelt, doch grundsätzlich sind alle seine Spiele mehr oder weniger Kommunikationsspiele, die man altersgemischt spielen kann. Er ist übrigens überzeugt, dass es das Brettspiel - trotz Computerspielen - immer geben wird: "Es hat sich auf einem hohen Niveau entwickelt." Man sitze sich eben gegenüber: "Das kann kein Computerspiel." Auch kein vernetztes. "Beim Brettspiel sieht man, wie das gegenüber sich ärgert oder freut. Die Psychologie spielt eine größere Rolle; man kann manipulieren, zum Beispiel mit Worten."

Scholles entwickelt Spiele nicht nur für seinen "aktuell-spieleverlag", sondern auch im Auftrag für andere. Spieleentwicklung, sagt er, habe mit Erfahrung zu tun, der Kenntnis vieler Spiele und damit, Kontakt zu den Spielern zu halten. Das geschieht unter anderem auf Messen. Oder aber im Jukuz.