Hanjo Weiss hat eine Vielzahl von Krippen in seinem Wohnzimmer aufgebaut. In seiner Miniaturensammlung findet sich so manches ausgefallene Exemplar.
Das Weihnachtsfest ist mit vielen Traditionen verbunden. So ist es heute selbstverständlich, dass in den Wohnungen ein Christbaum steht, dessen Lichterglanz sich in den oft fantasievoll gestalteten Kugeln widerspiegelt. Doch es gibt noch etwas, das wir uns nur schwerlich von Weihnachten wegdenken können: Die Krippe, die nicht nur in allen Kirchen, sondern auch in den Privathaushalten zur Weihnachtszeit aufgestellt wird und uns das Geschehen damals in Bethlehem sinnbildlich vor Augen stellt.
Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene erfüllt ein ganz besonderer Zauber, wenn sie vor der Krippe stehen und unmittelbar in die Geschichte von Jesu Geburt hineingenommen werden. Diese Faszination hat auch Hanjo Weiss aus Steinach erfasst.
Jedes Jahr Ende November baut er seine Krippen auf. Dabei finden diese leicht in einer Schrankwand in seinem Wohnzimmer Platz: Weiss sammelt Miniaturkrippen. Und so ist auch der neueste Zugang seiner Sammlung, den er erst vor einigen Tagen geschenkt bekommen hat, geradezu winzig. Die Krippe ist so klein, dass sie in einer Nussschale Platz findet.
Seit zehn Jahren sammelt der Steinacher unermüdlich. Angefangen hat es auf einer Reise, bei der er sich seine erste Miniaturkrippe kaufte. "Mir hat es Spaß gemacht zu sehen, wie unterschiedlich die Geburt Jesu dargestellt wird. Und dann hat mich das Sammlerfieber gepackt", erklärt Weiss.
Genau 221 Krippen nennt er sein Eigen und wenn man die Sammlung so betrachtet, dann gehen einem fast die Augen über. Aus den unterschiedlichsten Materialien sind sie gefertigt: von Holz über Plastik bis hin zu Ton, Papier, Glas, Messing und Wachs reicht die Palette. Aber auch Brotteig und Maismehl kamen bei der Herstellung einiger Krippen zum Einsatz.
In Streichholzschachteln wird das gesamte Geschehen um die Geburt Jesu ebenso gezeigt wie in den erwähnten Nussschalen. Aber auch Springerle nehmen den Betrachter mit nach Bethlehem. Die vielleicht eigenwilligste Kreation ist ein Arrangement von Tonfiguren, welche in einer Jack-Daniels-Dose Platz finden. "Es ist schon unglaublich, was die Leute sich hier so einfallen lassen", ist Weiss fasziniert.
Natürlich hat auch die Spielindustrie die Weihnachtskrippe für sich entdeckt, und so produziert beispielsweise Playmobil hierfür extra Figuren. Auf Briefmarken ist die heilige Familie ebenso zu sehen. Die Darstellungen variieren je nach Land und Zeit.
Weiss hat Krippen aus Uganda, Kenia, Finnland, Madagaskar, Mexiko und Equador, um nur einige Herkunftsländer zu nennen. Sehr selten ist eine Weihnachtskrippe im Miniaturformat aus der DDR, wo das christliche Fest eigentlich verpönt war. Einen besonderen emotionalen Bezug hat Weiss zu einer Krippe, die in einer Streichholzschachtel unterkommt und von seiner Enkelin Selina im Jahr 2011 gebastelt wurde.
Für Weiss dreht sich beim Besuch auf Weihnachtsmärkten alles um Krippen. "Wenn ich eine sehe, die mir gefällt, dann wird sie natürlich gekauft", sagt er. Da sie meist nicht teuer sind, halten sich die Kosten im Rahmen. Und er bekommt immer wieder Mitbringsel von Freunden und Bekannten, die auf Reisen waren. So hat ihm beispielsweise Pfarrer Michael Kubatko von einer Pilgerreise nach Fatima eine Krippe aus Messing mitgebracht, die in einer ausgehöhlten kleinen Zitrone Platz findet und ein echter Hingucker ist.
"In den vergangenen Jahren ist meine Sammlung stark gewachsen", sagt Weiss. Denn bei ihm weiß man immer, was er sich zu Weihnachten wünscht: eine neue Miniaturkrippe. Das macht das Schenken viel leichter.
Wie bei einem Sammler üblich, führt Weiss akribisch Buch darüber, woher die Krippen kommen und aus welchem Material sie sind. Jedes Stück hat eine eigene Nummer. In der Sammlung in seinem Wohnzimmer hat jede Krippe eine eigene Beschreibung, die diese Daten fein säuberlich handschriftlich vermerkt.
"Es ist ein sehr schönes Hobby und ich freue mich, wenn ich sie im November wieder alle im Wohnzimmer aufbaue", erklärt der Sammler. Das dauert seine Zeit. Weiss lässt die Krippen immer bis Ende Januar stehen. Hierzu muss die Schrankwand in seinem Wohnzimmer umgebaut werden, was einiges an Arbeit bedeutet. Schließlich will jedes Exemplar gut präsentiert werden.
Auf die Frage, welche der vielen Krippen ihm am besten gefällt, sagt Weiss: "Jede Krippe ist anders und alle Krippen sind auf ihre ganz eigene Art und Weise schön." Seine Sammlung ist eine Reise durch die verschiedenen Kulturen und Kontinente, die das weihnachtliche Geschehen in ihrer jeweils eigenen Sichtweise darstellen. Für den Betrachter macht dies einmal mehr deutlich: Weihnachten eint die Christen auf der ganzen Welt.