Pilotprojekt Tele-Aid in Bad Kissingen: Ferndiagnose auf arabisch

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Einfaches Prinzip: Während Dr. Nagham Soda (hinten) über einen Bildschirm von Bad Neustadt aus mit dem Patienten in Bad Kissingen spricht, kann ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes Hilfestellungen geben und die Behandlungsempfehlungen notieren. Asylbewerber Mohammed Ali Tato (links) und Uve Bartz vom Roten Kreuz haben bei der Vorstellung des Pilotprojektes eine solche Szene nachgestellt. Foto: Ralf Ruppert
Einfaches Prinzip: Während Dr. Nagham Soda (hinten) über einen Bildschirm von Bad Neustadt aus mit dem Patienten in Bad Kissingen spricht, kann ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes Hilfestellungen geben und die Behandlungsempfehlungen notieren. Asylbewerber Mohammed Ali Tato (links) und Uve Bartz vom Roten Kreuz haben bei der Vorstellung des Pilotprojektes eine solche Szene nachgestellt. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
 
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
 
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
 
Vertreter des Landratsamtes, des ZTM und des Roten Kreuzes stellen das Projekt vor. Foto: Ralf Ruppert
Vertreter des Landratsamtes, des ZTM und des Roten Kreuzes stellen das Projekt vor. Foto: Ralf Ruppert
 
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
 
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
 
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
 
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
 
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
Eindrücke der nachgestellten telemedizinischen Sitzung. Foto: Ralf Ruppert
 

Das Zentrum für Telemedizin testet in der Bad Kissinger Not-Unterkunft ein Pilot-Projekt zur Versorgung von Flüchtlingen.

Mohammed Ali Tato kam Anfang Dezember aus Syrien nach Deutschland, seit dem 15. Dezember wohnt er in der Bad Kissinger Not-Unterkunft. Der 23-Jährige ist zum Glück gesund und kann sich auf deutsch schon ganz gut verständigen. Gestern spielte er allerdings den Fall durch, dass er neu angekommen und krank ist, um das jüngste Pilotprojekt des Zentrums für Telemedizin zu demonstrieren: Bei "Tele-Aid für Flüchtlinge" helfen aktuell zehn arabisch sprechende
Ärzte des Rhön-Klinikums bei der medizinischen Versorgung von Asylbewerbern.
Das Ehepaar Nagham und Hassan Soda kam bereits im Jahr 2000 aus Syrien nach Deutschland, beide sind Ärzte: Dr. Nagham Soda arbeitet als Anästhesistin, ihr Mann als Neurologe in der Neurologischen Klinik Bad Neustadt. Seit Mitte 2015 kamen immer mehr Landsleute mit ihren Sorgen und Nöten auf das Ehepaar zu. "Die Flüchtlinge haben meistens keinerlei Dokumente", berichtet Dr. Hassan Soda. Wegen der Sprachbarriere hätten sie Probleme, überhaupt einen Arzt zu finden oder sie landen beim falschen Facharzt.
"Wir sind offen für alle Ideen", erinnert sich Dr. Asarnusch Rashid vom Zentrum für Telemedizin (ZTM) an den ersten Kontakt mit den Ärzten aus Bad Neustadt. Schnell entstand die Idee, Flüchtlinge telemedizinisch zu betreuen, am 1. Januar startete das vom Bayerischen Gesundheitsministerium geförderte Pilotprojekt.
Die Idee ist einfach: Ärzte mit Migrationshintergrund nutzen ihren sprachlichen, medizinischen und kulturellen Hintergrund, um aus der Ferne Asylbewerber zu betreuen - vorerst noch ehrenamtlich. Vorerst seien es ausschließlich arabisch sprechende Mediziner, berichtet Dr. Soda, langfristig seien aber zum Beispiel auch persisch oder russisch geplant. "Im Prinzip ist das auf die gesamte Bevölkerung erweiterbar", weist Thomas Stadler, Geschäftsführer des Rot-Kreuz-Kreisverbandes Bad Kissingen, darauf hin, dass telemedizinische Sprechstunden für den ländlichen Raum insgesamt ein interessantes Modell seien.


Viele technische Fragen

Im Gegensatz zur Idee ist die Umsetzung nicht ganz so einfach: "Wir können das nicht einfach über Skype oder etwas ähnliches machen", nennt Asarnusch Rashid als Beispiel. Das ZTM habe ein eigenes, sicheres Übertragungssystem programmiert, das auf Computer, Tablet und Smartphone laufe. Bei den medizinischen Daten sei die Sicherheit besonders wichtig. Außerdem soll das System möglichst flexibel sein: Vorerst werde die komplette Krankengeschichte zweisprachig erfasst und dem Patienten ausgedruckt: "Auf den ersten Blick ist das ein Widerspruch, aber die Erfahrung zeigt, dass das der sicherste Weg ist", verweist Tim Eichenberg vom Landratsamt darauf, dass es nach wie vor keine einheitliche Software gibt.
Deshalb könnte das System auch eine Grundlage für die geplante Einführung der flächendeckenden Gesundheitskarte zur Speicherung von Patientendaten sein. Überhaupt hat das Pilotprojekt nach Meinung aller Beteiligter großes Potential: "Wir verknüpfen eine gute Versorgung der Flüchtlinge mit einer Entlastung des gesamten Gesundheitssystems", sagt Landrat Thomas Bold. Schließlich würden viele Untersuchungen, Fahrten und die Suche nach Dolmetschern verhindert.
"Zunächst geht es um eine klare Unterscheidung zwischen Bagatell- und Ernstfall", sagt auch Prof. Bernd Griewing, Vorsitzender des ZTM. Ein Ziel des Projektes sei, dass telemedizinische Leistungen auch angemessen vergütet werden. Und auch einen anderen Nutzen sieht Griewing: "Das Pilot-Projekt deckt schonungslos unsere Defizite beim Stand der Digitalisierung auf."