Otmar Seidl hat zehn Jahre lang die Oerlenbacher Wallfahrt nach Retzbach geleitet. Für seinen Einsatz wurde er jetzt zum Ehrenwallfahrtsführer ernannt. Bei einem Sketch wurde auch erörtert, wie sich der neue Pfarrer auf der Pilgerreise geschlagen hatte.
50 Mal nahm Otmar Seidl an der Oerlenbacher Wallfahrt nach Retzbach teil. Von Beginn an war er bereit, in Vorbereitung und Abwicklung Verantwortung zu übernehmen. Zuletzt stand er zehn Jahre lang an vorderster Stelle und widmete sich dieser Aufgabe gründlich, zuverlässig und umsichtig. Jetzt trat er von diesem Amt zurück. Die neue Truppe um Otmar Lutz würdigte diese beispielhaften Leistungen mit der Ernennung Seidls zum Ehrenwallfahrtsführer.
Traditionell treffen sich die Wallfahrer gegen Jahresende. So viele Pilger wie noch nie feierten zusammen mit Besuchern aus dem Dorf die Messe mit Pfarrer Norbert Reinwand, der den Beginn der Adventszeit unter das Wort "Breche auf und werde Mensch" stellte. Gottesdienst und Begegnung umrahmten die Retzbachmusikanten unter der Leitung von Thomas Lutz.
Weitere Retzbachbegeisterte wie Vorbeterin Patricia Griebling und Musikant Guido Morper sowie Verkehrsabsicherer Kurt Federau scheuten die weite Anreise nicht.
Otmar Seidl kam als Jugendlicher zur Wallfahrt. "Damals wohnten wir noch in Rottershausen. Ich spielte Fußball. Als ich 1956 von der Wallfahrt hörte, wurde ich neugierig. Ich weiß nicht mehr, wer es war, der mir empfahl: Geh doch einfach mal mit!", erinnert er sich an seine Teilnahme.
Vieles war damals noch anders: Kleine Gruppe, einfaches Schuhwerk, begleitet von Pferdefuhrwerk. Einen Leiter gab es nicht. 1958 - so wird erzählt - sei es unterwegs etwas durcheinander zugegangen, so dass einer sagte: "Leut, so geht`s net weiter. Wir brauchen einen Führer und das bin ich."
Unterstützung bei Organisation
Bald gehörte Retzbach einfach für ihn dazu.
"Wesentlich war bis heute, dass meine Ehefrau und meine Familie immer hinter mir standen und mich in allen Belangen unterstützten." Die Gerätschaften betreuen, Formalitäten wie Versicherungen und Genehmigungen klären, Begleitfahrzeugen, Sicherheitsdienste und Raststationen organisieren. "Alle Dienste übernahm ich gerne, da ich wusste, dass viele mich unterstützten.
Retzbach war, ist und bleibt für mich ein Herzensanliegen, eine Lebensaufgabe", sagt Otmar Seidl.
Das lieb gewonnene Amt aufzugeben, sei dem 74-Jährigen nicht leicht gefallen. "Die Nachfolge ist optimal geregelt. Ich bin weiterhin bei der Wallfahrt dabei und helfe dort, wo ich gebraucht werde", sicherte er dem neuen Hauptverantwortlichen Otmar Lutz zu.
"Du hast unserer Wallfahrt viele Impulse gegeben", sagt Otmar Lutz.
Das technische Know-how des Wallfahrtsleiters bewährte sich nicht nur bei Verbesserung der Lautsprecheranlage. Schraubenzieher, Lüsterklemmen und Isolierband waren stets parat. "Immer gelang es dir, Engpässe zu überwinden. Mit deiner offenen, ehrlichen und klaren Art fandest du immer Mitstreiter." Unverzichtbare Regeln hatten Priorität, die sich auszahlten, meint Otmar Lutz. "Immer kamen wieder alle heil zu Hause an.
Du hast dich um unserer Retzbachwallfahrt verdient gemacht", sagte Otmar Lutz und überreichte seinem Vorgänger die Urkunde als Ehrenwallfahrtsführer. Mit standing ovations bedankten sich die über 100 Pilger, die im Pfarrsaal ihre Anerkennung verdeutlichten.
Gebetsstätte initiiert
Lutz ergänzte seine Laudatio mit Blick auf die Gebetsstätte an der Straße nach Ebenhausen.
"Diesen Wunsch hast du mit deiner Familie initiiert und umgesetzt: Zuerst 1992 das Wallfahrtskreuz, dann von 2009 bis 2011 die kleine Marienkapelle. Diesen Platz der Einkehr und Erbauung pflegt ihr. Dafür unser aller Dank!"
Unter den Gästen waren neben Bürgermeister Franz Kuhn, den Altbürgermeistern Siegfried Erhard und Reinhold Stahl aus Poppenhausen und Pfarrer Philipp Klein. Auch der neue Ortsgeistliche Norbert Reinwand, der ebenfalls heuer mitpilgerte.
Er übergab ihm sowie auch Otmar Seidl ein Wallfahrtsbrot, von Bäckermeister Rainer Ludwig eigens kreiert. Als neuer Wallfahrtsleiter stehen Otmar Lutz künftig Andreas Erhard und Nils Seidl als engste Mitstreiter zur Seite. Die Retzbachwallfahrt im nächsten Jahr findet am 17. und 18. September statt.
Witzige Details in Sketch
Mit Spannung erwarteten wieder die Retzbachwallfahrer die Rückblende auf 2015 per
Sketch, von Monika Lutz getextet und von ihr zusammen mit ihrem Mann Otmar auf der Bühne dargeboten. Der Dialog verriet so manche lustige Begebenheit: Wie denn der neue Pfarr sich geschlagen habe? "Oh, der ist viel und prima gelaffe."
"Manchmal hat er aber auch die Autos getestet", verriet Otmar Lutz. Toll habe der Konrad die Quartierfrage gelöst.
"Nichts kann der dazu, wenn Zimmer getauscht und dann auf einmal ein Wallfahrer bei Damen, die in der Dusche sind, auftaucht", erklärt er. Am Ende blieben immer Kleidungsstücke zurück. So mancher suche seine sieben Sachen erst ein Jahr später. "Der hat Pech; denn längst hat Maria alles nach Rumänien gespendet. Dös is doch a guate Tat", klärte Otmar Lutz das Publikum auf.
Viele weitere Details wie zu Strumpfanzieher, verlorener
Schuhsohle, Piep-Show auf der Benediktushöhe, Schlafen im Türrahmen oder von Eistüten- für zwei Kinder, die im Auto zerliefen, förderten die frohe Stimmung der Gäste. Der Sketch bezog auch die Pilgergruppe aus Zapfendorf ein. Die hatten zufällig von der Wallfahrt gehört, schlossen sich an und waren voll begeistert. Im nächsten Jahr wollen sie wieder dabei sein, die "bierseligen Oberfranken" bei den "weinseligen Unterfranken".