Warnung vor "Corona-Burnout"

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Joachim und Uta Galuska touren mit ihrem Poesie-Mobil bis Donnerstag, 8. Juli, durch Bayern.
Joachim und Uta Galuska touren mit ihrem Poesie-Mobil bis Donnerstag, 8. Juli, durch Bayern.
Wolfgang Dünnebier

Joachim und Uta Galuska touren durch Bayern und werben für einen kreativen Umgang mit seelischen Lockdown-Folgen. Viele seien aufgrund von Ängsten vor Infektionen und lang andauerndem Stress psychisch massiv belastet.

Martinshorn und Blaulicht kommen nicht zum Einsatz, aber trotzdem verschafft die eher gemächliche Einsatzfahrt dem kantigen roten Oldtimer Beachtung. Joachim Galuska, Gründer der Heiligenfeld Kliniken für Psychosomatische Medizin in Bad Kissingen, startet eine Aufklärungstour, um auf die psychischen Folgen der Corona-Pandemie aufmerksam zu machen.

Dabei schwingt auch Kritik mit. "Die gegenwärtige Zeit hat uns erneut die Vernachlässigung des Seelischen und des Zwischenmenschlich-Sozialen vor Augen geführt. Die meisten Bevölkerungsgruppen sind durch Infektionsgefahr begründete Ängste und durch langandauernden Stress, angesichts von Vorschriften und Einschränkungen, psychisch massiv belastet", sagt Joachim Galuska.

Gespräche mit Politik, Kultur und Medien

Gleichzeitig habe ein einseitiger Blick von Politik und Gesundheitswesen auf die körperliche Dimension die seelische und soziale Dimension des Menschen vernachlässigt.

Durch den "Corona-Burnout" seien bei vielen Menschen persönliche Krisen entstanden, die unbeachtet seelische Erkrankungen nach sich ziehen können. Schon jetzt sieht er eine zunehmende Zahl von Angst- und Stressfaktoren sowie psychische Erkrankungen, so der Experte. Um das zu verdeutlichen, werden Joachim Galuska und seine Frau Uta an verschiedenen Stationen in Bayern Halt machen.

Sie fahren unter anderem von Bad Kissingen über Schweinfurt, Würzburg und Münsterschwarzach nach Uffenheim, Waldmünchen, Regensburg und schließlich München. An den einzelnen Orten wird es laut der Ankündigung neben künstlerischen Veranstaltungen und Gesprächen mit Vertretern aus Medizin, Politik, Kunst und Kultur Raum für Begegnung und Austausch geben.

Mit einem "Aufruf zum beseelten Leben" wollen sie gleichzeitig aufzeigen, wie "Corona-Resilienz" gelingen kann.

Der Anspruch von Uta Galuska ist es, durch ihre Auftritte unterwegs mit eigenen, in künstlerischer Schrift gestalteten Gedichten Schönheit und Poesie in die Welt zu bringen. "Kunst ist eine schöpferische Kraft. Sie kann heilsam sein", wirbt sie bei Menschen dafür, eigene Potenziale zu entdecken. Gleichzeitig möchte sie auf die gegenwärtig schwierige Situation vieler Künstler aufmerksam machen.

Die Begegnungen unterwegs sollen auch Antworten auf die Frage suchen, was dabei helfen könne, die gegenwärtige Krise zu überstehen. Dabei gehe es ums Nachdenken, aber auch Ansatzpunkte für Reflexion von jedem selbst. "Jede Krise ist auch eine Chance", rät Galuska dazu, Möglichkeiten für Veränderung auszuloten.

Tipps für Unternehmen

So gibt er Ratschläge, wie Unternehmen und ihre Mitarbeiter wohlbehalten aus der Corona-Zeit heraustreten können. Als Schlüsselfaktor nennt Galuska die Unternehmenskultur. "Nur eine lebendige Unternehmenskultur führt zu einem resilienten Unternehmen", so Galuska. Dazu gehörten sowohl der rege Austausch zwischen den Abteilungen als auch zwischenmenschliches Verständnis und Achtsamkeit, die vor allem über persönliche Gespräche gepflegt werden könnten.

Bei einer einstündigen Eröffnungsveranstaltung zu der Tour des Poesie-Mobils in der Parkklinik Heiligenfeld wiesen führende Ärzte vor allem auf die seelischen Entbehrungen von Kindern während der sozialen Distanzierung hin. Sinnvoller sei es stattdessen, eine soziale Unterstützung auszurufen.

Die Tour kann samt Zeitplan und Livestream online unter www.heiligenfeld.de/poesiemobil verfolgt werden.

Wolfgang Dünnebier und Désirée Schneider