Vieles gehört dazu, um eine Wallfahrt, wie beispielsweise die Sulzfelder oder Bad Königshofener, zu organisieren und durchzuführen.
Sie gehen voraus, sichern nach hinten ab, haben ein Auge darauf, wenn ein Auto die Wallfahrtsgruppe überholt und stehen mit ihren roten Fahnen für die Sicherheit der Wallfahrtsgruppe: Die Rede ist von denjenigen, die sich nur ab und zu einmal in die Gruppe einbinden können - die Sicherungsposten.
Doch nicht nur sie sind wichtig, auch Verschnaufpausen sind wichtig. Besonders an Tagen, wenn die Sonne vom Himmel brennt, und die Trinkflaschen der Wallfahrer schnell leer werden, erklärt Wallfahrtsführer Günter Meißner. Dann stehen, zumindest bei der Sulzfelder Wallfahrt, die Autos mit den Getränken an einem Weg und tauschen im Vorbeigehen die leeren gegen volle Flaschen aus.
Regelmäßige Pausen
Ganz anders bei der Bad Königshofener Wallfahrt. "Da muss jeder für sich sorgen und alles im Rucksack dabei haben", sagt Wallfahrtsführer Engelbert Brüger. Alle zwei Stunden, einmal allerdings sind es vier Stunden, wird eine Pause eingelegt.
Schwer zu tragen haben aber auch die Wallfahrtsbild-, die Fahnenträger oder derjenige, der das Kreuz der Wallfahrt voran trägt. Wer bei solch einer Wallfahrt einmal dabei war, der wird vor allem schnell die Gemeinschaft erkennen, die die Gruppe zusammenschweißt. Das "Du" gehört wie selbstverständlich dazu, und auch das "nach dem Anderen schauen".
Doch es kommen noch diejenigen dazu, die nicht bei der Wallfahrt mitlaufen: Die Mesner, die in den einzelnen Ortschaften auf die Wallfahrtsgruppe warten und die Kirchenglocken läuten. Ach ja - die Musiker. Ihnen darf die Puste nie ausgehen. Mit rund zehn bis zwölf Kilogramm ist die Tuba das wohl schwerste Instrument.
Zur Sulzfelder Wallfahrt gehörte diesmal aber auch meine eigene Kamera, die bringt immerhin 1,6 Kilogramm auf die Waage.
Meditationen, Lieder, Gebete, Lesungen, Geschichten und vieles mehr müssen ebenfalls vorbereitet werden. Eine Aufgabe der Wallfahrtsführer oder der geistlichen Leiter. Bei der Bad Königshofener Wallfahrt ist es Pfarrer Josef Treutlein, ein gebürtiger Königshofener, der heute Wallfahrtsseelsorger der Diözese Würzburg ist. Meißner und Brüger nennen den Papierkrieg, der geführt werden muss.
Merkblatt für Pilgerführer
Ein eigenes Merkblatt für Pilgerführer gibt es dazu. "Dieser Vordruck gilt sowohl als Anzeige als auch als Antrag auf Erlass der notwendigen verkehrsrechtlichen Anordnung", erklärt Antje Hein vom Sachgebiet Verkehrswesen am Landratsamt Rhön-Grabfeld. Die Polizei wird der Pilgerleitung im Rahmen ihrer Zuständigkeit in ausreichendem Maße behilflich sein, und auch die Verständigung der Polizeidienststellen entlang der Wallfahrtsstrecke übernehmen, heißt es in dem Merkblatt.
So geschehen in Wolfsdorf, wo ein Streifenwagen zur Absicherung stand. 160 Wallfahrten sichert die Polizei in diesem Bereich von Vierzehnheiligen ab, pro Tag sind es bis zu acht, sagte der zuständige Beamte.
Erster Polizeihauptkommissar Kurt Etzel, Leiter der Polizeistation Bad Königshofen, erklärt auf Anfrage, dass man, sofern die Streife nicht anderweitig im Einsatz ist, das Überqueren an Bundes- und Staatsstraßen gerne mit absichert. Wallfahrtsführer Brüger hat es sich zur Gewohnheit gemacht sogar kurz vor der Überquerung, zum Beispiel der B 4 die zuständige Dienststelle anzurufen.
Was gehört noch zu einer Wallfahrt? Ganz wichtig sind Sanitäter, die in ihrem "Handgepäck" entsprechende Medikamente und vor allem Pflaster für die Blasen an den Füßen dabei haben.
Auch Ärgernisse
Immer wieder einmal kommt es auch zu Ärgernissen, die nicht sein müssten. So in der Basilika Vierzehnheiligen, wo es den Fotografen, die bei der Wallfahrt dabei sind, schwer gemacht wird. Bilder in der Basilika sind nicht erlaubt, und das, obwohl für die Pilger der Gnadenaltar das Ziel der Wallfahrt ist.
Olaf Gräf von der Polizeiinspektion Bad Kissingen, der in Sulzfeld zu Hause ist und mit Markus Schmitt die Absicherung der Sulzfelder Wallfahrer übernommen hatte, zeigt mir immer wieder, auf was geachtet werden muss. Da gibt es Straßen auf denen kaum ein Auto fährt, aber plötzlich eines da ist, erklärt er, zeigt aber auch auf einen Bereich, bei dem von drei Seiten Autos kommen können. Ein "Alptraum" für die Absicherung sind an der Wallfahrt "vorbei fahrende Autos oder Motorräder, die dann so richtig aufdrehen und vorbei rasen".
Auch Disziplin wichtig
Wenn Wallfahrtsführer von der Disziplin ihrer Gruppe sprechen, dann ist diese auch äußerst wichtig und notwendig. Auch das aufeinander Aufpassen. Vor allem bei der jüngsten Wallfahrt mit Temperaturen zwischen 29 und 33 Grad.
Oft sind es Nebensächlichkeiten, die aber den Pilgern gut tun. Da stehen zum Beispiel in Neuses Mädels am Weg und halten Bierkrüge mit kühlem Apfelsaft für die Wallfahrer bereit. In Kaltennordheim ist es seit Jahren üblich, dass die Pfarrgemeinde die Sulzfelder bewirtet, in Wasmuthausen ist es die Feuerwehr, die für die Verpflegung der Bad Königshofener Wallfahrer sorgt. Die Sulzfelder erwartet in Buch bei Willi Miltenberger ein kurzer Halt mit frischen Getränken. Dort dürfen sie sogar quer über den Hofbereich, was eine Abkürzung von rund drei Kilometer bedeutet, sagen Wallfahrtsführer Günter Meißner und sein Stellvertreter Georg Wohlfart.
Höhepunkte: Das ist zum einen der Einzug in Vierzehnheiligen zum anderen die Ankunft im Heimatort. "Wenn dann deine Frau, deine Kinder da stehen und dich begrüßen... wenn ich den Heimatkirchturm wieder sehe... wenn die Glocken läuten... wenn wir mit Beifall empfangen werden.... wenn du einen kleinen Blumenstrauß bekommst, du umarmt wirst, dann fließt ab und zu schon mal ein Tränchen." geben die Wallfahrer zu, wenn sie ihre persönlichen Erlebnisse zusammenfassen. "Einmal Wallfahrt - Immer Wallfahrt" - kaum zu glauben, aber doch war. Ich selbst hab's so erlebt.