Positive Stimmen: Alte Lösung nicht mehr zeitgemäß
Doch es gibt auch andere Stimmen: Peter Rottmann, Schulleiter am Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt, begrüßt die neue Entscheidungsfreiheit: "Die alte Lösung ist schwierig geworden, da man sich nicht mehr zeitgemäß bewegt", so Rottmann.
Er setze auf gutes Miteinander und Vertrauen innerhalb seiner Schulgemeinschaft. "Ich bin mir sicher, dass die Schülerinnen und Schüler verantwortungsbewusst mit ihren Smartphones umgehen und keinen Unfug anstellen", sagt der Schulleiter.
Stefan Bub, Leiter des Bad Brückenauer Gymnasiums, empfindet das strikte Verbot ebenfalls nicht mehr als zeitgemäß: Informationen vom Schwarzen Brett abzufotografieren oder als Oberstufenschüler in der Mittagspause am Handy zu sein, sei für ihn legitim.
Schülermeinungen unterschiedlich
Und was denken die, die unmittelbar von der Neuregelung betroffen sein werden? Jugendlichen wird oft nachgesagt, dass sie ständig am Handy hängen und die digitale Kommunikation der analogen vorziehen. Rosa (15) und Anastasia (16) besuchen die zehnte Klasse an der Bad Kissinger Realschule und beweisen das Gegenteil.
Sie sind gegen die Lockerung des Handyverbots. "Man sollte sich in der Schule lieber auf seine Freunde und Mitmenschen konzentrieren", meint Anastasia. Auch Rosa findet, dass man in der Pause lieber an die frische Luft gehen und mit seinen Freunden reden sollte. Sie sieht allerdings auch positive Aspekte einer möglichen Lockerung: "Wenn man Fragen zum Unterrichtsstoff der nächsten Stunde hat, kann man das schnell googeln."
Schüler: "Jeder würde nur noch ins Handy schauen"
Der 17-jährige Henri besucht das Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen. Auch er spricht sich gegen die Handynutzung in den Pausen aus. "Jeder würde nur noch ins Handy schauen", meint der Elftklässler. In längeren Unterrichtsunterbrechungen wie Freistunden oder Mittagspausen würde er aber gerne sein Smartphone benutzen. Die Zeit könne so besser überbrückt werden.
Auch bei Schülerinnen und Schülern gehen die Meinungen auseinander: Die 15-jährige Emily aus der zehnten Klasse der Realschule Bad Kissingen begrüßt die mögliche Lockerung. "In der Pause könnte ich dann Musik hören, um etwas abzuschalten", sagt sie. Außerdem könnten Schülerinnen und Schüler daheim bescheid sagen, wenn die letzte Stunde ausfällt und sie früher nach Hause kommen.
Testversuche für Neuregelung des Handybverbotes
Der Vorschlag des Kultusministeriums, Schulen künftig selbst Regelungen zur Handynutzung aufstellen zu lassen, basiert auf dem Schulversuch "Private Handynutzung an Schulen", an dem von 2018 bis 2020 insgesamt 135 bayerische (davon 16 unterfränkische) Schulen teilnahmen. Sie konnten den Schülern erlauben, ihre Smartphones in der unterrichtsfreien Zeit privat zu nutzen.
Die genaue Umsetzung war den Schulen überlassen. Während und nach dem Versuch sammelte das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) Daten und Meinungen.
Das Ergebnis: Unter Einbeziehung der jeweils gesamten Schulgemeinschaft sollen Schulen ab dem Schuljahr 2022/23 eigene Leitlinien zur Handynutzung festlegen.Quelle: Bayerisches Kultusministerium